Am 1. Juni wird das neue Album von Andreas Gabalier veröffentlicht. Wir haben mit dem Sänger über die neuen Lieder, seinen Alltag als Songwriter und Sänger gesprochen - und darüber, was ihm im Leben wichtig ist.
Herr
Andreas Gabalier: Nein. Wer rastet, der rostet. Der Lebensabend wird noch lange genug, sofern man ihn erlebt.
Einen Tag in der Woche, an dem Sie einfach mal relaxen, gibt es den wirklich nicht?
Ich relaxe nicht. Wenn ich frei habe, dann mache ich Sport, gehe in die Berge oder fahre Motorrad. Ab und an trinke ich mit alten Freunden mal ein Bier. Relaxen kann man doch jede Nacht, wenn man schläft.
Sie haben ein Image als Stimmungsmacher. Kann das auch eine Last sein?
Nein. Momentan bin ich vom Erfolg getrieben, was sehr positiv ist. Irgendwann kommt vielleicht mal der Punkt, an dem ich sage, dass ich etwas mehr Ruhe haben möchte. Aber es ist noch nicht so weit. Mir geht es gut. Das zeigt auch mein neues Album. Es ist ein sehr kraftvolles Gute-Laune-Album. Nur ein paar Songs sind etwas ruhiger.
Sie schreiben Ihre Songs alle selbst. Die Texte auf Ihrem neuen Album scheinen sehr persönlich geprägt. Wer oder was hat Sie dazu inspiriert?
Das Leben. Ich sammle das ganze Jahr Eindrücke. Meine Gedanken dazu notiere ich als Sprachaufnahmen auf dem Handy. Später arbeite ich sie dann zu Songtexten aus.
Was war Ihre grösste Motivation für dieses Album?
Der Erfolg der letzten Jahre motiviert mich am meisten. Ich habe gesehen, was alles möglich ist – auch als Österreicher mit Dialekt. Für das neue Album habe ich mir deshalb viel Zeit genommen, so viel wie noch nie für ein Album. Und ich finde, das spürt man.
Die Ideen für die Songs habe ich zwei Jahre lang gesammelt. Das Album haben wir in London, Los Angeles, Nashville und Berlin produziert. Das hat richtig Spass gemacht. Es ist das wertigste und geilste Album für mich. Es hätte eigentlich auch "Ich – stärker denn je" heissen können (lacht). Ob die Fans das auch so sehen, das wird man dann sehen.
Die Latte für das nächste Album ist damit sehr hoch gelegt …
Darüber mache mir keinen Kopf. Wer weiss, ob es noch ein weiteres Album geben wird. Das ist jetzt mein sechstes Album – und damit mein letztes Vertragsalbum. Der Plattenvertrag läuft aus. Ich habe meine Pflichten alle erfüllt. Wer weiss, wie es weitergeht und was das Leben noch so bringt.
Hatten Sie bei der Produktion tatsächlich nie Durchhänger?
Nein, ganz und gar nicht. Das war ein schönes Jahr, weil ich durch die viele Zeit immer kreativer geworden bin. Ich konnte in den Prozess richtig tief eintauchen. Das ist mit einem spannenden Buch vergleichbar, das man gerade liest.
Haben Sie einen Lieblingssong?
Das kann ich gar nicht so genau sagen. Sehr romantisch ist das Lied "Sommerregen". Da gab es im Aufnahmestudio sehr emotionale Momente. Ein paar Musiker haben dabei glasige Augen bekommen. Das ist die ruhige Gabalier-Seite. Ich bin aber auch ein grosser Hardrock-Fan. Mit dem Song "Vergissmeinnicht" haben wir einen sehr harten Song produziert, der stadiontauglich ist. Das ist eigentlich mein grosser Favorit. Deswegen habe ich das Album so getauft.
Was ist Ihnen denn das Wichtigste im Leben?
Das Wichtigste im Leben ist, mit dem zufrieden zu sein, was man macht. Ich höre so viele Leute klagen und sich beschweren – über Gott und die Welt, über Politik. Ich bin dankbar, dass es mir zurzeit wirklich gut geht. Und ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den letzten Jahren – auch wenn es oft sehr anstrengende und mühsame Tage waren – einmal gesagt habe: Mist, heute muss ich dort hin, ich habe keine Lust.
Es wäre schön, wenn jeder für sich etwas findet, von dem er sagt, er hat seine Berufung gefunden und muss es nicht nur machen, um Geld zu verdienen.
Kennen Sie den Montagfrust oder haben Sie immer gute Laune?
Ich bin eigentlich immer gut gelaunt. Es gibt natürlich auch ruhige und nachdenkliche Tage. Aber keine, an denen ich wehmütig, besorgt oder betrübt wäre. Ich mache viel Sport. Das gleicht vielleicht vieles aus.
Ist Sport Ihr Geheimtipp, um Stimmungstiefs zuvorzukommen?
Ja, Sport ist die halbe Miete. Ich trainiere fast täglich. Dann kommt man auch nicht auf blöde Ideen. Ich bin immer gut ausgepowert, schlafe gut und bin leistungsfähig.
Welchen Sport machen Sie?
Alles Mögliche, je nachdem, wo ich gerade bin und wie ich Zeit habe. Im Hotel gehe ich in die Kraftkammer. Daheim jogge ich gerne mal eine Runde oder ich gehe wandern. Im Winter fahre ich sehr gerne Ski. Zur Belohnung für das Album habe ich mir gerade ein neues Mountainbike gegönnt, mit dem ich mich richtig auspowern kann.
Wie muss man sich eine Arbeitswoche bei Ihnen vorstellen? Sie sind ja nicht gerade der klassische Berufstätige.
Jede Woche ist anders. Ich komme nie in eine Art Arbeits- oder Alltagstrott. Mal habe ich ein Konzert am Wochenende, dann wieder einen TV-Auftritt. Manchmal bin ich eine Woche lang nur im Studio und dann wieder auf Werbeterminen. Insofern gibt es auch keinen Alltagsfrust.
Sie waren aber nicht immer der Andreas Gabalier auf der Bühne, der erfolgreiche Sänger. Kennen Sie denn den Alltagsfrust und -trott von früher?
Nur aus Erzählungen. Neben der Schule und der Uni habe ich zwar in der Gastronomie, auf dem Bau und in einer Baumschule gejobbt, aber auch das war immer sehr abwechslungsreich. Ich selbst kenne den Alltagsfrust also nicht.
Das heisst nicht, dass es auch in meinem Arbeitsalltag keine anstrengenden Tage gibt. Im Gegenteil. Zum Beispiel heute: Um 04:00 Uhr bin ich aufgestanden, um 06:00 Uhr sass ich im Flieger, habe jetzt Interviews und Fotoshootings und heute Abend bin ich zu Gast in einer Talkshow bis Mitternacht. Am Ende ist das ein 20-Stunden-Tag.
Ganz ehrlich, gibt es wirklich niemals einen "Bad Day", an dem Sie einfach mal Ihre Ruhe haben und diesem "Bad Day" auch seinen Willen lassen wollen?
Ja, die gibt es natürlich. Feiern gehe ich zum Beispiel nur, wenn ich weiss, dass am nächsten Tag nichts im Kalender steht. Nach einer lustigen Feier gönnt man sich gerne mal einen versandelten Tag auf der Couch und bestellt eine Pizza. Das muss es schon auch geben.
Was würden Sie unseren Lesern empfehlen, wie sie den "Monday Blues" überstehen?
Das ist schwer, da einen Ratschlag zu geben. Aber vielleicht hilft es, dass man das, was man gerade macht, mit Leidenschaft macht. Musik kann helfen. Ich habe immer eine Playlist mit fröhlichen Songs aus den Neunzigern dabei. Zum Sport läuft dann kraftvolle Rockmusik. Für späte Abendstunden mache ich gerne meine Swing-Playlist an.
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