City und mehr: Diese Ostmusiker kennt man auch im Westen

Zusammen mit Klaus Selmke gründete Fritz Puppel 1972 die Band City. Ihren grössten Hit "Am Fenster" landeten sie 1977 und waren damit auch im Westen erfolgreich, bekamen dort sogar eine Goldene Schallplatte verliehen. City war eine der wenigen Bands, denen West-Auftritte gestattet waren.

In den 1980er und 90er Jahren stiegen einige Bandmitglieder aus, die Band tourte mit dem Slogan "Ohne Bass und ohne Haare mit City durch die 80er Jahre". Im Frühjahr 2020 verstarb Sänger Klaus Selmke (M.) an Krebs.

2022 verabschiedete sich City mit ihrer Tour "Die letzte Runde" von der grossen Bühne. Das letzte Konzert fand am 30. Dezember 2022 in der Berliner Mercedes-Benz-Arena statt. Am 10. Februar ist auch Bandgründer und Gitarrist Fritz Puppel im Alter von 79 verstorben.

Die Puhdys waren die beliebteste Rockband der DDR, verkauften 20 Millionen Platten. 1966 gründete sich die Truppe, die ihren Namen aus den Anfangsbuchstaben der Gründungs-Bandmitglieder zusammensetze: P (Peter Meyer, Keyboard), U (Udo Jacob, Schlagzeug), H (Harry Jeske, Bass), D (Dieter Hertrampf, Gitarre). 1969 kam Dieter "Maschine" Birr als Frontmann dazu.

Die Band wurde in der DDR immer wieder zensiert. Anfangs wegen ihrer englischsprachigen Texte, später wegen Inhalten, die die Teilung Deutschlands thematisierten. Die Puhdys lösten sich 2016 auf. Frontman Birr blieb übrig und veröffentlichte seit 2014 bislang vier Soloalben.

Veronika Fischer wurde 1951 bei Gotha geboren und begann bereits 1968 eine Gesangsausbildung an der Dresdner Musikhochschule. 1973 war sie auf dem Album der Gruppe Panta Rhei zu hören. 1974 gründete sie ihre eigene Band: Unter dem Namen Veronika Fischer & Band trat sie fortan auf. Ihre Single "In jeder Nacht" stürmte die Charts, auch ihre Alben verkauften sich hervorragend.

1981 verliess Fischer die DDR. Sie versuchte es im Westen weiter mit ihrer Musik, konnte allerdings an die Erfolge in DDR-Zeiten nicht mehr anknüpfen. Doch sie brachte weiterhin zahlreiche Alben heraus – ihr letzter Longplayer "Woher Wohin" erschien 2018.

Auch Karat gründeten sich bereits in den 70ern in Ostberlin. Ihr bekanntestes Lied ist "Über sieben Brücken musst du gehn" von 1978, das Peter Maffay auch im Westen bekannt und zu einem Hit machte. Karat ist die einzige DDR-Band, die bei "Wetten dass..?!" auftreten durfte (1982). 

2004 verstarb Karat-Sänger Herbert Dreilich an einem Krebsleiden. Ein Jahr später übernahm sein Sohn Claudius Dreilich, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Das aktuellste und 14. Album der Band "Labyrinth" erschien im Jahr 2018.

Die Ost-Berliner Band Silly wurde Ende der 70er vor allem durch Sängerin Tamara Danz populär. Die Band wurde von der DDR-Führung häufig zensiert, was schon mit der Kritik am Namen Silly (engl. albern, dumm) begann, der in "Familie Silly" umgeändert werden musste. Auch Song-Texte mussten auf Geheiss der Regierung verändert werden.

Nach der Wende war die Band weiter erfolgreich. 1996 starb Tamara Danz mit nur 43 Jahren an Brustkrebs. Die Sängerinnen Anna Loos, AnNa R. und Julia Neigel gingen als Nachfolgerinnen von Danz mit der Band auf Tour.

Der deutsche Liedermacher Wolf Biermann siedelte als 16-Jähriger 1953 aus Überzeugung von Hamburg nach Ost-Berlin über. Seit 1960 veröffentlichte er dort seine Lieder. Doch aus dem überzeugten Sozialisten wurde nach und nach einer der schärfsten Kritiker der DDR.

1965 wurden ihm Auftritte und Publikationen verboten. 1976 verweigerte man ihm nach einer Konzerttour im Westen die Rückkehr nach Ost-Berlin.

Die Ausbürgerung Biermanns löste in Ost- und Westdeutschland Proteste aus. Zahlreiche DDR-Künstler entschieden sich zur Übersiedelung in den Westen, darunter Katharina Thalbach, Manfred Krug und Nina Hagen. Im Westen war Biermann erfolgreich, engagierte sich auch politisch. Seine Lyrikbände zählen zu den meistverkauften der deutschen Nachkriegsliteratur. Biermann wurde mit zahlreichen Auszeichnungen, darunter dem Grossen Bundesverdienstkreuz, geehrt.

Auch Nina Hagen - ihre Mutter war die Lebensgefährtin von Wolf Biermann - begann Anfang der 1970er Jahre ihre Karriere. Ihr grösster DDR-Erfolg war 1975 der Kult-Song "Du hast den Farbfilm vergessen". 1976 siedelte sie wegen politischer Repressalien in den Westen über und wurde zunächst Teil der Punk-Szene in Grossbritannien.

1978 erschien das international beachtete Album "Nina Hagen Band" mit ihrer in West-Berlin neu gegründeten Band, das als massgeblicher Impulsgeber der Neuen Deutschen Welle galt. Die deutsche "Godmother of Punk" tourte bis Ende der 1990er Jahre durch die Weltgeschichte, bis sie wieder in ihre Heimatstadt zurückkehrte. 2022 erschien ihr bislang letztes Album "Unity".

Der deutsche Schauspieler Manfred Krug war auch ein erfolgreicher Sänger. Dem Jazz angetan, trat er in Musicals auf und veröffentlichte ab 1971 mehrere Alben mit Chansons und Schlagern, die er unter dem Pseudonym 'Clemens Kerber' selbst schrieb. Nach der Ausbürgerung von Wolf Biermann stellte auch Krug einen Ausreiseantrag und verliess die DDR.

Im Westen konnte Manfred Krug, der in der DDR zum beliebtesten Schauspieler des Landes gewählt worden war, nahtlos seine Karriere fortsetzen und zählte vor allem mit seiner Rolle als Berliner Anwalt in "Liebling Kreuzberg" zu den deutschen Schauspielgrössen. 2018 erschien posthum sein letztes Album "Noch nicht ganz weg – Das letzte DDR-Konzert". Krug verstarb 2016 in Berlin.

Frank Schöbel zählte zu den erfolgreichsten Schlagersängern der DDR. Als Sohn einer Opernsängerin bekam er schon als Kind Gesangsunterricht und startete in den 1960er Jahren seine Karriere. 1971 feierte er mit "Wie ein Stern" seinen ersten grossen Erfolg in ganz Deutschland und war der erste DDR-Schlagersänger, der in der Bundesrepublik Deutschland auftreten durfte.

Gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin Aurora Lacasa und den beiden gemeinsamen Töchtern nahm Schöbel 1985 die LP "Weihnachten in Familie" auf – mit 1,4 Millionen Exemplaren das meistverkaufte Album der DDR-Geschichte. Bis heute begibt sich Schöbel jedes Jahr auf grosse Weihnachtstournee durch Ostdeutschland. Auch nach der Wende veröffentlichte er zahlreiche Schlager-Alben, DVDs und Bücher. 2021 erschien sein aktuelles Album "Ich bin wieder da".

Die Tochter eines Tierparkdirektors und spätere Entertainerin Dagmar Frederic hatte bereits mit 16 Jahren ihren ersten Bühnenauftritt. Nach einer Ausbildung an der renommierten Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin stand sie ab 1967 im Friedrichstadtpalast als Musical-Star auf der Bühne. Ihr grösster Hit war "Du hast gelacht", mit dem DDR-Eiskunstläuferin Gaby Seyfert 1969 in den USA ihre Kür und den Weltmeistertitel gewann.

Ab 1973 trat Frederic vor allem als Moderatorin im DDR-Fernehen in Erscheinung und blieb auch nach der Wiedervereinigung dem Show-Format treu. In der ARD moderierte sie Schlager-Formate. 2011 erschien ihr vorerst letztes Album, bis heute geht sie auf Tour.