Elisabeth "Elli" Erl wurde als Siegerin der zweiten Staffel "Deutschland sucht den Superstar" bekannt. Nun bringt sie voraussichtlich im September zusammen mit ihrer Partnerin Tina van Wickeren ein Buch ("Unplugged – mit Hund, Gitarre und Van auf Europa-Tour") heraus. Unsere Redaktion hat mit den beiden 44-Jährigen über Ellis Zeit nach DSDS gesprochen: Was macht sie fast 20 Jahre nach ihrem Sieg? Wie ist ihre heutige Sicht auf das Casting-Format und Juror-Urgestein Dieter Bohlen?
Hallo Frau Erl, hallo Frau van Wickeren, wie geht es Ihnen?
Elli Erl: Sehr gut. Wir leben noch nicht lange wieder in Bayern.
Also wieder in der Heimat …
Elli: Genau. Wir sind [von Köln, Anm. d. Red.] nach Freising gezogen. Dort ist es wirklich wunderschön.
Wie lange wohnen Sie schon da?
Elli: Seitdem im September [2022, Anm. d. Red.] das Schuljahr angefangen hat.
Warum sind Sie umgezogen?
Tina van Wickeren: Wir wollten eigentlich nach Regensburg, in Ellis Heimat. Aber wir sind verbeamtet auf Lebenszeit und das Ministerium hat uns mitgeteilt, dass sie uns hier brauchen.
Das heisst, Sie arbeiten als Lehrerinnen?
Elli: Genau, in Freising an einer Realschule. Wir sind beide durch einen sehr glücklichen Zufall an derselben Schule gelandet. Wir wohnen da, wo wir arbeiten. Man trifft damit natürlich mehr Schüler und Schülerinnen, aber zum Glück gab es noch keine unangenehmen Situationen (lacht).
"Unplugged": Elli und Tina haben "ein Jahr lang den Stecker gezogen"
Sie bringen im September Ihr erstes gemeinsames Buch heraus, "Unplugged". Was steckt dahinter?
Elli: Wir waren ein Jahr lang, vom August 2021 bis August 2022, unterwegs. Wir haben unsere Wohnung aufgegeben, unsere Sachen eingelagert und ein Jahr lang in unserem Camper gelebt – zusammen mit unserem Linus [der gemeinsame Hund, Anm. d. Red.]. Tina hat währenddessen einen Blog für unsere Familie und Freunde geschrieben, damit sie miterleben, wo wir sind und was wir so treiben. Und dann kam die Idee, ein Buch daraus zu machen.
Der Titel "Unplugged" hat eine Doppeldeutigkeit: Zum einen haben wir ein Jahr lang den Stecker gezogen – nach einem Corona-Schuljahr war das auch echt angenehm. Zum anderen haben wir mehr Zeit gehabt, Musik zu machen und zu schreiben. In dem Buch sind QR-Codes, womit man zu den neuen Songs kommt. "Unplugged" ist kein typisches "Van-Life"-Buch, das gibt es schon. Wir erzählen darin von unseren Tagen und zeigen Bilder. Natürlich gibt es auch ein paar Tipps: Wo standen wir da in Frankreich? Wie sind wir durch Spanien und Portugal durch? Was haben wir an unserem Camper verändert, dass man besser autark stehen kann?
Haben Sie in diesem Jahr erst angefangen, zusammen intensiv Musik zu machen?
Tina: Nein. Wir haben schon vorher in Köln viel zusammen gemacht. Auch schon mit Stefan Knittler und anderen kölschen Grössen.
Elli: Eigentlich ab dem Zeitpunkt, wo wir uns in der Schule kennengelernt haben. Als wir das erste Mal zusammen gespielt haben, war das total magic. Da haben wir gewusst: Das passt wie Arsch auf Eimer. Von da an sind wir als Duo aufgetreten. Erst haben wir auf Englisch geschrieben, dann auf Kölsch umgedichtet und jetzt wohnen wir in Bayern, also sind die Titel auf Bayerisch.
Tina: Ich versuche mein Bestes (lacht).
Kannten Sie sich schon zu Ellis DSDS-Zeiten?
Elli: Wir kannten uns da nur vom Sehen her, unser Freundeskreis hat sich [in Köln, Anm. d. Red.] überschnitten.
Elli über DSDS: "Ich würde so manche Jurymitglieder mal überdenken"
Elli, Ihre DSDS-Zeit ist jetzt rund 19 Jahre her. Haben Sie seitdem das Format noch weiterverfolgt?
Elli: Ein bisschen schon. Wir sind besonders in der Staffel hängen geblieben, wo
Was ist danach Ihr Eindruck: Finden Sie das Format noch zeitgemäss? Sollte es abgeschafft werden?
Elli: Das Format an sich gehört nicht unbedingt abgeschafft, weil man sich – gerade in der heutigen Zeit – darüber Kontakte schafft. Aber ich würde so manche Jurymitglieder mal überdenken. Es gibt so viel Schwieriges und so viel Hass auf der Welt und im Netz. Und wenn so eine Sendung zu so einer Uhrzeit ausgestrahlt wird, zu der auch viele Jugendliche einschalten, dann muss da nicht auch noch ständig auf die Mütze gehauen und blöde Dinge gesagt werden. Ich finde das nicht cool. Eigentlich sind das Menschen [die Jury, Anm. d. Red.], die eine Vorbildfunktion haben.
Tina: Es ist aber milder geworden. Dennoch ist es immer noch unfreundlich.
Elli: Ich habe deshalb immer eher "The Voice" geguckt. Das finde ich, rein als Konsument und Zuschauerin, packender. Natürlich gehen auch hier viele Menschen hin, weil sie auf Fame aus sind. Aber auch das ist Teil der Gesellschaft heutzutage. Das ist berechtigt und völlig in Ordnung. Trotzdem muss so eine Sendung einfach wertschätzend rüberkommen. Das Gefühl habe ich bei DSDS eben nicht.
Tina: Ich finde die Gewichtung wirklich schwierig. Da sind manchmal Leute, bei denen du denkst: "Das hat richtig Fundament. Das ist richtig gut." Der Bohlen sagt dann aber: "Ne, das gefällt mir gar nicht" – und winkt die weg.
Tina: Dieter Bohlen hat "sehr viel Macht über die Kandidaten"
Die derberen Sprüche kommen meist von Dieter Bohlen, davon lebt die Show…
Elli: Ist das nicht traurig?
Was haben Sie damals über ihn gedacht und wie blicken Sie heute auf ihn?
Elli: Meine Gedanken haben sich null verändert. Ich habe damals schon mit Dieter Bohlen Schwierigkeiten gehabt. Das war auch ganz offensichtlich. Wobei: Ich muss dazusagen, dass ich anfangs keine Schwierigkeiten mit ihm hatte. Ich habe dann nur mitbekommen, dass er welche mit mir hatte und schlecht über mich geredet hat. Mit solchen Menschen möchte ich mich nicht umgeben. Grundsätzlich gehe ich immer ohne Vorurteile irgendwo hin. Ich kannte ihn vorher ja auch nicht. Wie kann ich mir da ein Vorurteil erlauben? Es gab damals davor nur eine Staffel DSDS. Aber ich habe schnell gemerkt: Das ist nicht meine Sorte Mensch. Das ist aber auch ok. Man muss sich ja auch nicht mit jedem verstehen.
Tina: Er hatte damals, heute eigentlich immer noch, sehr viel Macht über die Kandidaten und Kandidatinnen. Insgesamt sollten wir alle viel freundlicher miteinander umgehen auf dieser Welt, wo schon eh viel Schlimmes passiert. "The Voice" kam da wie Phönix aus der Asche – mit einer sehr wohlwollenden und sehr freundlichen Jury.
Elli und Tina gehen mit Thomas Stein "öfters mal Skifahren"
Haben Sie zu irgendjemanden aus der zweiten DSDS-Staffel noch Kontakt?
Elli: Tatsächlich noch mit der Denise [Tillmanns, Anm. d. Red.], die damals mit mir im Finale stand. Wir schreiben über Instagram, aber wirklich super selten. Ansonsten habe ich noch Kontakt zu
Werden Sie noch auf der Strasse wiedererkannt?
Elli: Ganz selten. In der Heimat aber noch mehr als woanders. Letztens hatten wir einen Dreh für ein kleines Format im "Niederbayern TV". Währenddessen fuhren Radfahrer vorbei und riefen: "Hey, bist du nicht die Elli?" Aber so etwas passiert dann auch wirklich nur daheim (lacht).
Und in der Schule?
Elli: Da sind es eher die Eltern.
Tina: Aber die Schüler und Schülerinnen wissen das auch und finden das ganz toll. Die Elli hat ja auch eine Band-Klasse.
Elli: Da kommen schon viele Fragen. Aber es sind eher die Eltern. Da gibt es eine lustige Geschichte, die ich gerne erzähle. Es war ein Elternsprechtag. Tina hatte ein Gespräch mit einer Mutter und ich sollte eben mit reinkommen. Die Mutter war total aufgeregt und fragte mich, ob sie mich anfassen dürfe, weil sie damals ein ganz grosser Fan war. Das war so süss.
Tina: Und die war nur bei mir, weil ich die "Frau von" bin (lacht).
Elli: "DSDS und Schlager passen besser zusammen"
Von vielen DSDS-Gewinner und Gewinnerinnen hat man kurz nach dem Sieg nicht mehr viel gehört, sind in der Versenkung verschwunden. Auf Sie persönlich bezogen, würden Sie eher sagen: "Zum Glück bin ich da gar nicht mehr so in dem Medienrummel drin" oder "Schade, ich wäre da eigentlich gerne noch drin"?
Elli: Damals fand ich das schon schade und ich habe alles dafür getan, dass es irgendwie weitergeht. Ich habe danach sechs Jahre lang von der Musik gelebt. Aber es ist wahnsinnig schwer, wenn man diesen DSDS-Stempel hat: Radiostationen spielen deswegen deine Songs nicht; man kommt nicht ins Vorprogramm von grösseren Bands, dass man mal wieder auf Tour gehen kann; Clubbesitzer lassen einen nicht spielen. Es ist dieses Wegwischen: Das nächste Jahr geht gleich wieder eine neue Staffel los und dann ist jemand anders plötzlich interessanter.
Tina: Und es gab noch kein Social Media zu dieser Zeit.
Elli: Das ist aber auch manchmal Fluch und Segen zugleich. Die Leute denken immer, man verschwindet in der Versenkung. Man möchte das aber eigentlich überhaupt gar nicht. Es ist nicht leicht. Das habe ich meinen Schülern und Schülerinnen auch gesagt. Die haben mich zum Beispiel gefragt, ob ich Millionärin bin. Nein. Nur weil ich bei DSDS mitgemacht habe, heisst es nicht, dass ich Millionärin bin. Ich meine, Beatrice Egli hat es geschafft. Sie ist in der Schlager-Sparte. Sie verkörpert das zu tausend Prozent und ist deshalb berechtigterweise auch total erfolgreich. Ich glaube in meiner Sparte, meine Musik, hat mit DSDS einfach nicht gepasst. Ich glaube, DSDS und Schlager passen besser zusammen. Die Schlager-Fans haben da auch nicht so ein Problem mit der Verbindung zu DSDS. Aber damals, die Pop- und Rock-Geschichte, die ich gemacht habe, das passte mit DSDS nicht zusammen.
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