Sebalter geht beim 59. Eurovision Song Contest für die Schweiz an den Start. Doch kann sich der junge Tessiner mit seinem Lied "Hunter Of Stars" in Kopenhagen an die Spitze singen? Wir checken sein Siegerpotenzial und mögliche Stolperfallen auf dem Weg nach oben.

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Starke Konkurrenz für Sebalter

Insgesamt treten Musiker aus 26 Nationen beim diesjährigen Eurovision Song Contests (ESC) in Dänemark an – darunter der 1985 geborene Sebastiano Paù-Lessi alias Sebalter.

Mit "Hunter Of Stars" muss er gegen die namhafte Konkurrenz ansingen und "anfiedeln". Seit seinem sechsten Lebensjahr spielt der Tessiner bereits die Geige, die in seinem Song einen wichtigen Part hat. Bereits vor seiner Teilnahme am ESC konnte er sich mit seiner alten Italo-Folk-Band The Vad Vuc regional bereits einen Namen machen. Wie Sebalters aktuelle Chancen stehen, verrät ein Blick auf die wichtigsten Erfolgskriterien des ESC.

Bühnenpräsenz

Bei "Die Grosse Entscheidungsshow" hat Sebalter es schon geschafft, das Schweizer Publikum sowie die Jury live von sich zu überzeugen. Der südländische Typ mit den sinnlichen Lippen, Fünf-Tage-Bart und dunklen Augen strahlt die Lebensfreude aus, die er in seinem Song besingt.

Auf der Bühne liefern er und seine Band zwar keine pompöse Show – er tritt eher als der sympathische Underdog auf, der authentisch bleiben will. Highlights sind allerdings die energiegeladene Geigen-Einlage gegen Ende des Songs und Sebalters enthusiastisches Pfeifen. Doch das allein wird nicht jeden Zuschauer vom Hocker reissen.

Ohrwurmpotenzial

Pharrell Williams hat es mit "Happy" bewiesen: Gute-Laune-Musik hat bestes Hit-Potential. Auch die fröhliche Melodie von "Hunter Of Stars" geht schnell ins Ohr, Grund dafür ist mal wieder Sebalters flottes Pfeifen.

Der dynamische Folk-Sound mit Geige und Banjo passt zum Zeitgeist. Er erinnert an Phillip Phillips oder Mumford & Sons – ist jedoch kaum originell und nutzt sich schnell ab. Als saisonaler Ohrwurm hat der "Sternenjäger" also gute Chancen, für einen Chart-Dauerbrenner oder Evergreen reicht es bei weitem noch nicht.

Stolperfalle

Auf bestimmte ESC-Interpreten wartet das ganze Publikum, ihre Namen kennen alle. Schliesslich wurde im Vorfeld schon viel berichtet, wie in diesem Jahr über den Travestiekünstler Conchita Wurst aus Österreich: Die elegante Diva mit Bart sorgt schon allein aufgrund ihres Auftretens für viel Aufruhr. Womit hätte Sebalter von sich reden machen sollen?

Bestimmt nicht mit seinem Englisch: Bei "Hunter Of Stars" hört man den Heimat-Akzent deutlich heraus. Ob das als Makel oder Exoten-Bonus gewertet wird, muss sich noch zeigen. Ein klares Ergebnis sprechen jedenfalls die aktuellen Wettquoten. Hier wird der Sänger aus dem Tessin kaum beachtet – immerhin stieg er im letzten Drittel der Rangliste langsam etwas nach oben. Unangefochten thront der Armenier Aram Mp3 mit dem Stück "Not Alone" auf Platz eins der Wett-Charts.

Siegeschancen

Eines steht fest: Geigen kommen beim Eurovision Song Contest immer gut an: von der Niederländischen Corry Brokken (Gewinnerin 1957) bis hin zum Norwegischen Geiger Alexander Rybak (Gewinner 2009) konnten hierfür bereits genug Beweise erbracht werden. Ob Sebalter nun Céline Dion beerbt, die 1988 den letzten Sieg für die Schweiz erringen konnte? Es ist unwahrscheinlich. Trotz der Geigenklänge fehlt ihm ein in den vergangenen Jahren wichtiges Erfolgskriterium: eine melodische Frauenstimme. Seit 2010 traten nur Damen sowie ein gemischtes Gesangsduett auf das Siegertreppchen des ESC.

Fazit: "Hunter Of Stars" ist weder eingängiger Schlager, noch Hymne, bietet keinen Herzschmerz oder eine extravagante Show. Noch ein Grund mehr, Sebalter am Donnerstag im zweiten Halbfinal kräftig die Daumen zu drücken! Er wird es brauchen.

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