Falco, der am 19. Februar seinen 60. Geburtstag gefeiert hätte, ist eine Legende. Das ist aus heutiger Sicht unumstritten. Damals war es das nicht: Vor 19 Jahren kriegte Hans Hölzel gerade noch die Kurve zu diesem Status. Das klingt zynisch, ist aber leider wahr - und auch ein bisserl traurig.

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Es war an einem späten Nachmittag am 6. Februar 1998, als Hans Hölzel alias Falco mit seinem schwarzen Mitsubishi Pajero vom Parkplatz des Restaurants "Turist Disco" unweit der Stadt Puerto Plata im Norden der Dominikanischen Republik auf die Strasse bog und von einem weissen Reisebus brachial abgeschossen wurde. "Österreichs einziger Popstar von Weltrang", wie es das Magazin "Profil" einmal auf den Punkt brachte, war auf der Stelle tot. Ein Land trauerte, ein grosser Sohn war gegangen. "Gerade noch rechtzeitig, um zur Legende zu werden", hiess es im "Spiegel" Jahre später. Aber der Reihe nach.

Die öffentliche Wahrnehmung, ein Luder

Sehr charmant, aussergewöhnlich liebenswürdig und richtig warmherzig konnte er sein, der Falke. Behaupten zahlreiche Weggefährten. Auch Beatrice Castaldi bestätigte das einst in einem Interview mit "News". Arroganz und Präpotenz seien bei ihm stets reiner Selbstschutz gewesen, konstatierte die in Monaco lebende Wienerin, die von 1993 bis 1995 mit ihm liiert war. Aber wo hörte Falco eigentlich auf, und wo fing Hans Hölzel an? Laut Musikproduzent Markus Spiegel wurzelte Falcos Image in seiner Persönlichkeit. "Es war die pointierte, zugespitzte Version des Hansi Hölzel", so der Entdecker Falcos gegenüber der "Zeit". Spiegel weiter: "Aber es führte auch dazu, dass Falco auf wenige Komponenten reduziert wurde. Die öffentliche Wahrnehmung seiner Person wurde der Komplexität seines Innenlebens nicht gerecht: Er war extrem schlagfertig und intelligent."

Hans Hölzel war aber auch ein sensibles Wesen, unsicher bis zum Exzess und auf der Bühne gar nicht mal so heimisch. Und sein Alter Ego? Das kletterte indes die Erfolgsleiter in Höllentempo hinauf. Mitunter halt auch ein bisserl illuminiert.

Friedhöflichkeiten und schwarze Löcher

Nach Falcos Jahrhundertjahr 1986, das ihm mit "Rock me Amadeus" drei Wochen Aufenthalt an der Spitze der US-Charts und echten Weltruhm bescherte, folgte, was man in diesen Tagen gern vergisst: ein veritables Seuchenjahrzehnt. Zugegeben, das ist ein wenig Jammern auf hohem Niveau, aber die auf die Erfolgsscheibe "Falco 3" folgenden Alben "Emotional" (1986), "Wiener Blut" und "Data de Groove" (1990) schlugen nun mal in relativ wenigen österreichischen Haushalten ein.

Erst mit der Single "Titanic" aus seinem siebenten Album "Nachtflug" (1992) gelang Falco wieder ein kleiner Achtungserfolg. Auch übertönen die Friedhöflichkeiten, die derzeit allerorts wiederholt werden, die Tatsache, dass der Falke hierzulande über Jahre hinweg als Anachronist mit abgelutschter Diktion und ausgefransten Hits wahrgenommen wurde. Undankbar? Na kloar!

Muss ich denn sterben, um zu leben?

"Von Freunden gemieden, von Fans vergessen starb der exaltierte Österreicher 1998 bei einem Autocrash", schrieb auch der "Spiegel" anlässlich seines 10. Todestages. Tatsache: Der Tod hat die Biografie des Falken adaptiert, und neue Freunde Schlange stehen lassen. Apropos neue Freunde: Am 19. Februar läuft auf "Kabel 1" Rudi Dolezals "Falco – die ultimative Doku zum 60. Geburtstag".

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