Seit einem Jahr müssen sich Feine Sahne Fischfilet und ihr Sänger Jan "Monchi" Gorkow mit anonymen Vorwürfen der sexualisierte Gewalt auseinandersetzen. Erstmals hat die Band in einem Interview nun über die Situation gesprochen.
Seit knapp einem Jahr steht der Vorwurf von sexualisierter Gewalt gegen Jan "Monchi" Gorkow, Sänger der Band Feine Sahne Fischfilet, im Raum. Die Seite "Niemand muss Täter sein" hatte den Musiker im Mai 2022 als Täter geoutet, ohne die Vorwürfe zu konkretisieren.
Die Vorwürfe stritt die Band schon früher ab, im Gespräch mit dem "Spiegel" hat sie sich nun erstmals zu ihrem Umgang damit geäussert. Gorkow stellt dabei noch einmal klar: "Es gibt und gab keine Fälle der sexualisierten Gewalt, die von uns ausgingen." Man habe aber versucht, aufgrund der Vorwürfe "nicht in so typische alte Muster" zu verfallen. "Wir wollten ansprechbar sein", sagte Gorkow. "Wir wollten sagen: Wenn es irgendetwas gibt, das wir falsch gemacht haben, setzen wir uns damit auseinander. Wenn wir Scheisse bauen, stehen wir dazu."
Jan "Monchi" Gorkow von Feine Sahne Fischfilet: "Ich bin kein Heiliger"
In dem Interview gibt Gorkow auch Fehler zu: "Ich will hier jetzt nicht so tun, als ob ich noch nie sexistischen Scheiss gelabert hätte. Ich bin kein Heiliger. Ich komme aus Vorpommern. Ich habe keinen Awareness-Workshop in die Wiege gelegt bekommen. Und natürlich habe ich beim Fussball Parolen gebrüllt, wo ich heute ganz klar sage: Sexismus. Aber damit habe ich mich dann auch auseinandergesetzt."
Mit einer Expertin für Antidiskriminierung und Awareness hätte die Band versucht, Kontakt aufzunehmen und herauszukriegen, "worum es überhaupt geht". Ohne Erfolg. Das Landgericht Stralsund hat die Vorwürfe im November als Verleumdung eingestuft, der Instagram-Account der Seite musste gesperrt werden.
"Natürlich lässt uns das nicht kalt"
Das Jahr sei für die Band nicht einfach gewachsen, so Gorkow weiter. "Guckt euch meine Fingernägel an, dann wisst ihr, wie es mir geht. Natürlich lässt uns das nicht kalt." Der Artikel beschreibt die Nägel des Sängers als teilweise bis zur Hälfte abgekaut und blutig. Die Kommentare zu den Vorwürfen hätte er irgendwann nicht mehr gepackt, so Gorkow. "Ich meine, wir sind Morddrohungen gewohnt. Aber das hatte noch mal eine andere Ebene."
Auch von antifaschistischen Szene, für die Feine Sahne Fischfilet lange als eine Art Aushängeschild galt, ist die Band enttäuscht. "Es gab Leute, denen haben wir in manchen Situationen echt den Arsch gerettet, als es darum ging, sie vor irgendwelchen Faschos zu beschützen. Und nachher waren das teilweise die Leute, die sagen: Der Monchi ist aber toxisch männlich!"
Auch die Aussagen von früheren Mitgliedern, in denen von toxischer Männlichkeit und Grenzüberschreitung die Rede ist, thematisiert Gorkow in dem Interview: "Bevor man sich trennt, spricht man ja sehr lang. Und in diesen Gesprächen ging es nie, wirklich nie um irgendwelche Vorwürfe."
Weiter erklärt Gorkow: "Was uns aber wirklich fertigmacht, ist, dass ganz bewusst Lügen verbreitet werden." Als Beispiele nennt er die Vorwürfe, die Band hätte Betroffene angezeigt oder nicht versucht, Kontakt aufzunehmen. "Da ist schon ein grosser Zerstörungswillen spürbar, das hat nichts mit ehrlichen Anliegen zu tun. Wir wollen uns selbst reflektieren, aber wir werden dieses Spiel nicht mehr mitspielen." © 1&1 Mail & Media/spot on news
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