Trauer um Puhdys-Gründungsmitglied Harry Jeske: Der Bassist und Manager der DDR-Kultband ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Seinen letzten Auftritt hatte er im November 2019.
Harry Jeske, Gründungsmitglied der Puhdys, ist tot. Das bestätigte Ex-Manager Rolf Henning dem "Berliner Kurier". Der Bassist der bekanntesten DDR-Band wurde 82 Jahre alt.
"Harrys Frau Erma hat mir am Donnerstag mitgeteilt, dass Harry am späten Nachmittag friedlich eingeschlafen ist“, sagte Puhdys-Drummer Klaus Scharfschwerdt der "Bild"-Zeitung.
Jeske war lange der Motor der Puhdys. Doch kurz vor seinem 60. Geburtstag stieg er wegen einer Ohrenkrankheit aus, zog auf die Philippinen und schliesslich nach Wismar.
Am Donnerstag ist Jeske dort gestorben. Er lebte zuletzt in häuslicher Pflege.
Wegbegleiter über Jeske: Ein "Genie" und "wunderbarer Mensch"
"Harry war damals der beste Manager der DDR. Ihm haben wir sehr viel zu verdanken". So würdigte Dieter "Maschine" Birr, Sänger der Puhdys, am Freitag seinen ehemaligen Bandkollegen. "Er war wirklich ein Genie."
Keyboarder Peter Meyer sagt über Jeske: "Er hat die Basis gelegt." Er sei ein sehr angenehmer Mensch gewesen. "Harry brachte die Puhdys richtig ins Rollen", zitiert der "Berliner Kurier" den Keyboarder. "Er sorgte für Auftritte und besorgte Instrumente aus dem Westen. Harry war der beste Organisator, den die Puhdys je hatten."
Moderator Jürgen Karney, der von Anfang an gute Kontakte zu den Puhdys hatte, erinnerte sich am Freitag in einem Interview des Radiosenders Ostseewelle: "Kein Redakteur war vor ihm sicher. Er hatte immer eine Platte dabei, eine Kassette." Für die Band habe Jeske "Autos besorgt, Technik besorgt, Mikrofone und Veranstaltungen besorgt." Und: "Er war ein ganz wunderbarer Mensch."
Zwölfmal zur beliebtesten Rockband der DDR gewählt
Für Harry Jeske steht das "H" im Bandnamen der Puhdys. 32 Jahre alt war er, als die Gruppe am 19. November 1969 im sächsischen Freiberg ihr erstes Konzert gab. Die Puhdys starteten als Coverband, mit Jeske am Bass. Sie spielten Songs von Deep Purple, Uriah Heep und Led Zeppelin.
Jedermanns Sache war die Band nicht. Der Bürgermeister des Städtchens Brand-Erbisdorf etwa verbot den Puhdys den Auftritt in seinem Ort, weil ihm die Männer mit den langen Haaren, den englischen Liedern und der Nebelmaschine suspekt waren. Den Aufstieg der Band konnte das aber nicht aufhalten.
Schon nach einigen Jahren erlaubten ihnen die DDR-Oberen, auch im Westen aufzutreten. Das erste Konzert dort führte sie 1975 nach Holland. Regelmässig umjubelten in Berlin Zehntausende Zuschauer die DDR-Vorzeigeband in der Waldbühne im damaligen Westteil der Stadt.
Bis zum Fall der Mauer wurden die Puhdys zwölfmal zur beliebtesten Rockgruppe der DDR gewählt. Doch 2016 folgte die Auflösung.
Ein kleines Bühnen-Comeback zum Band-Geburtstag
Zu diesem Zeitpunkt war Jeske, der umtriebige Bassist mit Schnauzer und Wuschelkopf, aber schon längst kein aktives Mitglied der Band mehr. Bereits 1997 stieg er aus gesundheitlichen Gründen aus. Er hatte eine Ohrenkrankheit. Bei 80 bis 100 Konzerten pro Jahr könne er nicht mehr mithalten, begründete er den Schritt. Seine Rente habe er schon beantragt.
Danach zog er sich viele Jahre auf die Philippinen zurück. Der gelernte Fliesenleger und Ofensetzer war mit einer Philippinerin, Erma, verheiratet. In Deutschland vertrieb er nach seiner Rocker-Rente eine Zeit lang Korbmöbel eigener Kreation.
Im vergangenen Jahr gab es für die Fans nach Jahrzehnten ein Wiedersehen mit Jeske. Dreieinhalb Jahre nach Auflösung der Puhdys standen einige der Musiker in der Rostocker Stadthalle noch einmal gemeinsam auf der Bühne - 50 Jahre nach der Gründung der Band.
Harry Jeske, schon seit längerer Zeit in Pflege, war im Publikum dabei. Er sass im Rollstuhl. Als er in die Halle gefahren wurde, gab es Riesenapplaus. (dpa/ank/thp)
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