• Mehr als 200 Millionen YouTube-Klicks: Im Interview erklärt Kerstin Ott, warum sie trotzdem nicht jeden Tag über ihren Mega-Hit "Die immer lacht" nachdenkt.
  • Zudem spricht die 40-Jährige über die Deluxe-Version ihres Albums, die Zarrella-Show und verrät, warum sie nicht mit Helene Fischer tauschen möchte.
Ein Interview

Frau Ott, Ihr Album "Nachts sind alle Katzen grau", das vergangenes Jahr im Herbst erschienen war, ist Ihr vierter Top-4-Realease in Folge. Es hätte also auch "Vier gewinnt" heissen können ...

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Kerstin Ott: Ja, genau (lacht). Ich freue mich auch, dass es offensichtlich wieder gut ankommt und wir den Leuten mit diesem Album eine Freude bereiten konnten.

Dieses Album ist nun als Deluxe Edition erschienen. Zusatzalben sind heutzutage nahezu Standard. Wie unterscheidet sich Ihres von anderen?

Wir haben uns intensiv mit den Themen auseinandergesetzt – das ist bei Deluxe Editionen anderer Künstlerinnen und Künstler auch nicht immer der Fall. Manchmal werden Zusatzalben auch eher schnell rausgehauen. Wir hingegen haben sehr viel Liebesmüh in die inhaltliche Ausrichtung und die Produktion gesteckt.

Klingt nach schwerer Kost ...

Im Gegenteil. Wir befinden uns in einer Zeit, in der die schweren Themen überwiegen – von der Coronakrise bis hin zu dem Krieg in der Ukraine. Daher war es mir wichtig, etwas Lebensfreude und eine gewisse Leichtigkeit zu transportieren. Schliesslich werden wir alle aktuell von negativen Nachrichten überschwemmt.

Ihr Job als Künstlerin ist es, Menschen zu unterhalten. Wie schwer fällt Ihnen der Spagat, den Sie momentan zu bewältigen haben?

Es fällt mir nicht leicht, keine Frage. Wir alle haben diese Bilder im Hinterkopf. Doch meiner Meinung nach sollte man dabei nicht vergessen, auch auf seine eigene Seele Acht zu geben. Natürlich hat auch die Corona-Zeit mit uns etwas gemacht. Aus diesem Grund halte ich es für wichtig, sich den Blick nach vorne nicht zu versperren – sonst kann man schnell in einen negativen Strudel geraten.

Sind Konzerte, die der Unterhaltung dienen, in Kriegszeiten also angebracht?

Mit Blick auf Konzerte bin ich grundsätzlich der Ansicht, dass sie in den Menschen etwas Gutes auslösen können. Auftritte sind immer auch ein Sprachrohr, damit können Zeichen gesetzt werden. Aus diesem Grund werden wir definitiv auch Konzerte spielen, etwa die bevorstehenden Nachholtermine (19.04. Frankfurt, 20.04. Erfurt, 21.04. Chemnitz, 22.04. Leipzig; Anm. d. Red.). Letztendlich muss jeder für sich selbst abwägen, was richtig und was falsch ist.

Kerstin Ott will mit ihrem Album "für Ablenkung und gute Laune" sorgen

Richtig ist vielleicht auch, das Programm entsprechend anzupassen. "Sag mir (wann beginnt endlich die Zeit)" ist solch ein Titel, der gut in die Zeit passt, oder?

Ja, das stimmt. Und es ist auch wichtig, gesellschaftskritische Themen anzusprechen. Dennoch lag unser Hauptaugenmerk bei der Deluxe Edition darauf, es etwas sanfter zu gestalten. Denn: Auf dem aktuellen Album werden jede Menge wichtige Themen umfassend behandelt. Wir wollten diesmal jedoch ganz bewusst nicht daran anknüpfen, sondern eher mit Partysongs für Ablenkung und gute Laune sorgen.

Manchmal macht's auch die Mischung. Zu Ihrem grossen Hit "Die immer lacht" tanzen und feiern die Menschen, obwohl der Song inhaltlich eigentlich sehr ernst ist. Das dazugehörige Musikvideo bringt es inzwischen auf über 200 Millionen Klicks. Was macht diese Zahl mit Ihnen?

Ich freue mich natürlich. Wir haben damit wohl einen neuen Rekord aufgestellt …

Es ehrt Sie, dass Sie das beinahe herunterspielen. Aber: Sie haben sogar Helene Fischers Über-Hit "Atemlos" mit rund 92 Millionen Klicks den Rang abgelaufen …

Nein, ich will das gar nicht herunterspielen und bin auch sehr dankbar. Aber es ist eine Zahl, die man sich kaum vorstellen kann, wenn man die ganzen Nullen aneinandergereiht sieht. Man darf dennoch nicht vergessen, dass "Die immer lacht" bereits sechs Jahre zurückliegt. Ich denke nicht jeden Tag darüber nach.

Darum liebt Kerstin Ott "Die Giovanni Zarrella Show"

In einem Interview mit uns im vergangenen Jahr haben Sie gesagt: "Mit Helene Fischer möchte ich nicht gerne tauschen." Sind Erfolgszahlen, die Ihren Bekanntheitsgrad unweigerlich steigern, dann nicht eher kontraproduktiv?

Das stimmt schon, wobei ich das etwas anders gemeint habe. Ich möchte insofern nicht mit Helene Fischer tauschen, als dass vor ihrer Haustür Paparazzi in den Büschen hocken. Das, was sie jeden Tag mit Blick auf die Boulevard-Blätter durchmacht, ist nochmal eine ganz andere Nummer. Von dieser Art Aufmerksamkeit wurde ich bisher zum Glück verschont. Es ist nicht so, dass ich mich vor dem Erfolg versperre – man lernt ja auch, damit umzugehen.

Sie sind inzwischen Stammgast in den grössten TV-Shows. Wie gross ist der Wohlfühlfaktor in der immer noch recht neuen "Die Giovanni Zarrella Show"?

Die Stimmung ist super, die Produktion einzigartig. Alle sind voller Vorfreude und man wird wirklich von jedem Einzelnen gut behandelt. "Die Giovanni Zarrella Show" ist zu einer meiner absoluten Lieblingssendungen geworden. Und mit Giovanni ist die Show einfach perfekt besetzt.

Giovanni kann moderieren, singen und tanzen. Ein Allround-Künstler, wie er im Buche steht. Sie hingegen setzen auf Gesang mit starken Botschaften. Ohne diese Leistung schmälern zu wollen: Reicht Ihnen das auf Dauer?

Jeder sollte sich auf das fokussieren, was er wirklich kann. Tanzen ist zum Beispiel überhaupt nicht meins. Ich würde nicht zu einhundert Prozent dahinterstehen – und das würden die Fans spüren. Da bin ich mir sicher.

Immerhin hatten Sie den Mut, bei "Let's Dance" an den Start zu gehen. Haben Sie mit diesem Kapitel abgeschlossen oder verfolgen Sie als Mitglied der "Tanz-Familie" die aktuelle Staffel?

Ab uns zu schaue ich mir die Show an, ja. Da aber meine damalige Tanzpartnerin (Regina Luca; Anm. d. Red.) diesmal nicht dabei ist, ist es nicht ganz so spannend für mich.

Zukunft? Es gibt einen Plan B

Im Januar wurden Sie 40 Jahre jung. Wo stehen Sie in zehn Jahren? Immer noch auf den Bühnen unseres Landes?

Das will ich doch hoffen (lacht). Erst einmal muss man aber demütig und dankbar dafür sein, dass die Leute einen überhaupt bis hierher getragen haben. Das Geschäft ist heutzutage schliesslich sehr schnelllebig. Sollte es mit in zehn Jahren also noch Spass machen, auf der Bühne zu stehen – wovon ich ausgehe – mache ich sehr gerne weiter. Ansonsten gibt es immer noch einen Plan B.

Der da wäre?

Um diesen Plan B würde ich mir erst dann Gedanken machen, wenn ich merke, dass die Bühne nicht mehr meine Sache sein sollte. Davon bin ich derzeit allerdings weit entfernt.

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