Die Auflösung einer Band ist für Fans immer eine Katastrophe. Acht Jahre nach dem letzten Album geben Die Ärzte zwar nicht ihre Trennung bekannt, lassen bei einem Interview im Rahmen der Promo-Tour ihres neuen Albums aber durchblicken, dass es in dieser Zeit durchaus Konflikte gab.
Nach acht Jahre ohne neues Album und einigen internen Konflikten haben die Musiker der Berliner Punkband Die Ärzte auch mit Hilfe von Konzerten im Ausland wieder zueinander gefunden.
"Wir haben eine kleine Tour gemacht um Deutschland herum, haben zum Beispiel in Polen, Tschechien, Slowenien, Italien, England, Belgien und sogar in Luxemburg gespielt", sagte Schlagzeuger Bela B (57) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor Veröffentlichung des neuen Albums "Hell" (VÖ 23.10.). "Die Tour sollte den Ausschlag geben: Wie wird es weitergehen? Kommen wir klar auf engstem Raum?"
"Sehr, sehr, sehr viel Spass" auf Tour
Gitarrist
Jenseits der Bühne lief es nach Angaben der Musiker ebenfalls gut. "Wir haben auch das erste Mal seit Ewigkeiten wieder auf der Tour gemeinsam was gemacht", sagte B. "Farin war zum Beispiel schon öfter in Ljubljana, ich das erste Mal. Er hat mir da ein paar Sachen gezeigt und mich zum Essen eingeladen, da musste ich nicht den Stadtführer bemühen."
Andere Städte, andere Erinnerungen: "Ein wunderbares Erlebnis war zum Beispiel, mit Rod in Amsterdam Fahrrad zu fahren. Voll Klischee, aber schön." Bassist Rod Gonzalez (52) dazu: "Da kann man ganz schnell Kneipen ansteuern."
Farin: "Möchte nicht in einer Welt ohne Kultur leben müssen"
Angesichts der gegenwärtigen Coronakrise sorgen sich die Berliner um die Zukunft der Kulturszene. Veränderungen seien schwer abzusehen und eine Frage der Zeit. "Wenn das noch zwei Jahre geht, wird es keine Clubs mehr geben", sagte Farin Urlaub. "Dann wüsste ich nicht, wo der Nachwuchs herkommen soll. Auf welcher Bühne soll der dann gross werden?"
Die Ärzte hatten bereits mit einer Spendenaktion um Unterstützung für Berliner Clubs geworben. "Eine Welt ohne Kultur, in der möchte ich nicht leben müssen", sagte Farin nun.
Rodrigo Gonzalez kann sich eine Veränderung der Musikszene vorstellen. "Vielleicht wird es wieder so wie früher in den 80ern. Da hat man viel in der Provinz gespielt hat, so kleinere Dinge wie Freies Haus der Jugend, Jugendzentrum", erinnerte sich Gonzalez. "Vielleicht geht es wieder dahin, weg von den Club in den Grossstädten, in den Zentren, wo internationale Bands spielen."
Das könnte aus Sicht des Musikers vielleicht sogar ganz interessant werden. "Dann kann man da irgendwie anfangen, aber das ist auch das einzig Positive, was ich sehe." (jwo/dpa)
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