Mit Marianne und Michael geht das bekannteste Volksmusik-Paar Deutschlands nach einer grossen Tournee in diesem Jahr in den Ruhestand. Im Interview erklären die beiden die Gründe für ihren Bühnenabschied und sprechen über Michaels Gesundheitszustand zwei Jahre nach seinem Schlaganfall.

Ein Interview

Ursprünglich sollte die grosse Abschiedstour von Marianne und Michael im April zu Ende gehen, doch auf Wunsch der Fans kommen im November noch ein paar weitere Termine hinzu. Danach wollen die "Könige der Volksmusik" ihre "goldenen Jahre so stressfrei wie möglich geniessen", wie sie im Interview mit unserer Redaktion erklären.

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Wir haben bei dem Volksmusik-Paar nachgefragt, wie Michaels 75. Geburtstag am vergangenen Montag gefeiert wurde und wie es dem Sänger nach seinem Schlaganfall vor zwei Jahren heute gesundheitlich geht. Zudem berichten Marianne und Michael, wie sie zu ihrer beruflichen Glanzzeit von der Klatschpresse verfolgt wurden.

Liebe Marianne, lieber Michael. So eine Abschiedstournee ist immer mit Emotionen verbunden. Mit welchen Gefühlen betreten Sie jene Bühnen, auf denen Sie seit vielen Jahren zu Hause sind?

Marianne: Wir kennen ja von den Orten, in denen wir auftreten, eigentlich nur die Hallen, die Garderoben und die Wege hinter den Bühnen. Natürlich werden da Erinnerungen an das Publikum der vergangenen Jahre wach. Insofern kommt schon Wehmut auf, weil man weiss, dass man diese Orte und Momente zum letzten Mal erleben darf.

Sind Sie dennoch nach wie vor davon überzeugt, mit Ihrem Bühnenabschied die richtige Entscheidung getroffen zu haben?

Marianne: Ja, denn zu der Wehmut mischt sich auch eine gewisse Erleichterung. Das ganze Drumherum ist für uns mittlerweile sehr anstrengend geworden. Diese langen Autofahrten schlauchen uns schon. Es ist nicht mehr so wie früher, als die Autobahnen noch gut befahrbar waren – irgendwo ist immer ein Stau. In die Hotels mag man so langsam auch nicht mehr gehen. Sie merken schon: Man wird mit der Zeit ein bisschen eigen (lacht).

Marianne und Michael nehmen Abschied - von den grossen Bühnen

Wie äussert sich das konkret?

Marianne: Wir haben immer einen Koffer dabei, in dem jeder sein eigenes Kopfkissen mit sich trägt. Das machen zwar viele andere auch, aber diese Kleinigkeiten häufen sich so langsam. Dass wir in Zukunft nicht mehr auf Tour gehen werden, bedeutet allerdings nicht, dass die Fans von nun an ganz auf uns verzichten müssen: Wir werden bestimmt in einem kleinen, privateren Kreis hier und da nochmal auf einer Bühne stehen.

Zudem sind Sie unter die Blattmacher gegangen. Welchen Themen widmen Sie sich in Ihrem neuen Magazin "Marianne & Michael - Die Illustrierte"?

Marianne: Die erste Ausgabe mit 64 Seiten ist am 19. März, also am Tag nach Michaels 75. Geburtstag, erschienen. Natürlich präsentieren wir unseren Fans viele Erinnerungen aus 50 Jahren "M & M". Der Fokus liegt zudem auf Gesundheitsthemen. Mich hat das schon immer interessiert. Dementsprechend habe ich es vorgelebt – nur Michael hat es leider lange Zeit nicht nachgelebt.

Michael: Das stimmt, in dieser Hinsicht habe ich natürlich dazugelernt. Am 10. März hat sich mein Schlaganfall übrigens zum zweiten Mal gejährt. Ich habe an diesem Tag sozusagen meinen zweiten Geburtstag feiern dürfen.

Marianne: Ich bin froh, dass er inzwischen die Bremse gezogen hat. Wir passen jetzt gut auf, dass es nicht noch einmal passiert.

Michaels Gesundheit nach dem Schlaganfall

Was tun Sie heute für Ihre Gesundheit, Michael?

Michael: Stellen Sie sich das einmal vor: Vor mir steht gerade ein Saft, der aus ausgepressten Karotten, Äpfeln und Leinöl besteht. Und ich kann ehrlich sagen: Es schmeckt sogar (lacht). Die Süsse des Apfels macht's möglich.

Marianne: Wir versuchen grundsätzlich, uns möglichst zuckerfrei zu ernähren. Kürzlich habe ich ein Abendessen mit einem hohen Gemüseanteil zubereitet – ohne Salz! Stattdessen würzen wir mit Zitrone. Das schmeckt genauso gut. Themen und Erkenntnisse wie diese wollen wir übrigens in unserem Magazin weitergeben – vom Mindset bis hin zur Vorsorge.

Gibt es denn Ausnahmen von der Regel oder wird im Hause Hartl nur noch gesund gegessen und getrunken?

Michael: Es gibt schon Ausnahmen – zum Beispiel, wenn ich mir Spiele des FC Bayern im Stadion ansehe. Ich bin seit Jahrzehnten Vereinsmitglied und habe zuletzt das 3:0 in der Champions League gegen Lazio Rom live in der Allianz Arena verfolgt. Da habe ich mir eine Bratwurst gegönnt.

Marianne: Wir sagen immer, dass wir im Stadion "Bratwurstplätze" haben. Die Bratwürste, die wir direkt unter unseren Plätzen an einem Stand kaufen, schmecken wirklich gut.

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Michael, welche Auswirkungen hatte Ihr Schlaganfall auf Ihre Stimme und damit auf Ihren Beruf als Musiker?

Michael: Ich hatte nach meinem Schlaganfall ein grosses Problem: Ich konnte weder jodeln noch singen und hatte vor dem ersten Auftritt nach meiner Genesung grosse Angst. Was dann passiert ist, kann ich mir bis heute nicht wirklich erklären: Bereits bei meiner ersten Probe konnte ich wie früher aus voller Freude jodeln und singen.

Marianne: Es liegt daran, dass Michael vorher jeden Tag fleissig trainiert hat. Der Stimmband ist ein Muskel und wenn man ihn nicht bedient, kann es nichts werden. Bei meinem Mann war es eine Punktlandung – so ein bisschen wie bei einem alten Zirkuspferd, das in der Manege plötzlich aufdreht.

75. Geburtstag und Ruhestand

Dieses "alte Zirkuspferd" wurde am 18. März 75 Jahre alt. Wie wurde gefeiert?

Marianne: Wir haben den Geburtstag zweimal gefeiert: einmal zu zweit in Südtirol, wo wir in den Geburtstag hineingefeiert haben, und an diesem besonderen Tag selbst im kleinen Freundeskreis bei uns zu Hause in der Nähe von München.

Michael: Marianne hat eine wunderbare Rede für mich gehalten. Sie hat mich all die Jahre fortwährend begleitet und ist immer an meiner Seite. Es wurde viel gelacht, in Erinnerungen geschwelgt und auf meinen 75. Geburtstag angestossen.

Werden Sie nach Ihrem Bühnenabschied mehr verreisen und Zeit mit Ihrer Familie verbringen?

Michael: Mehr Zeit mit der Familie: ja. Mehr verreisen: eher nicht. Aber wir haben ein kleines Boot in Kroatien. Da werden wir sicherlich häufiger hinfahren und ein bisschen auf dem Wasser herum schippern.

Marianne: Fernreisen mögen wir nicht so gerne, alleine schon wegen der langen Flüge. Wir lieben halt die Berge über alles.

Michael: Bei uns vor der Haustür können wir Fahrrad fahren, wandern gehen, golfen oder im Wald Pilze sammeln. Und beruflich wird es auch ohne Auftritte noch genug zu tun geben.

Marianne: So ist es. Nächstes Jahr werden wir wieder unseren legendären Lederhos'n-Golf-Cup austragen und hoffentlich viele Spendengelder zugunsten unseres Vereins "Frohes Herz e.V." generieren. Das ist eine richtig schöne urbayerische Veranstaltung, die sich grösster Beliebtheit erfreut.

Michael: Von Schuhplattlern bis hin zu Golfern, die in Lederhosen antreten müssen, ist alles dabei.

Marianne: Wir wollen unsere goldenen Jahre, die uns noch bleiben, einfach geniessen – so stressfrei wie möglich. Das Allerwichtigste ist, dass wir beide gesund und lang beieinander bleiben dürfen. Das wünschen wir uns von Herzen.

"Ich mache das, was meine Frau sagt"

Marianne und Michael werden seit jeher sowohl privat als auch beruflich in einem Atemzug genannt. Warum kommt diesbezüglich nach der goldenen Ära um Cindy & Bert, Judith und Mel und Ihnen beiden nichts mehr nach? Oder täuscht der Eindruck?

Michael: Ich bin mir sicher: Wenn sich ein Paar findet, das ähnliche Interessen teilt und musikalisch auf einer Wellenlänge liegt, dann wird es das wieder geben. Möglich ist das auch heute noch.

Marianne: Eine Erklärung habe ich dafür auch nicht, ich kann nur über uns sprechen. Man fragt uns ja immer wieder nach unserem Ehegeheimnis, …

Michael: … das ganz einfach ist: Ich mache das, was meine Frau sagt (lacht).

Marianne: Wir sind sicherlich sehr ähnlich gestrickt und konnten uns bereits in jungen Jahren gemeinsam entwickeln. Die Betonung liegt auf "gemeinsam". Bis heute begegnen wir uns auf Augenhöhe. Früher war das ja leider nicht gang und gäbe, doch wir standen schon damals dafür, dass sich eine Frau an der Seite ihres Mannes ebenbürtig entwickeln kann. Dazu gehört auch, dass jeder trotz der vielen Gemeinsamkeiten seine eigenen Interessen verfolgt. Ich liebe es, mich sportlich zu betätigen – während Michael den Sport eher von der Couch aus verfolgt (lacht).

Das Wichtigste ist, dass man viel gemeinsam unternimmt und möglichst immer zusammen ist.

Marianne

Vielleicht ist es heute auch schwieriger geworden, als Paar auf der Bühne gemeinsame Sache zu machen, weil die Klatschpresse und die sozialen Medien jeden Blick einfangen und interpretieren. Stellen Sie sich nur einmal vor, Helene Fischer und Florian Silbereisen wären ausschliesslich als Duo aufgetreten …

Marianne: Das Wichtigste ist, dass man viel gemeinsam unternimmt und möglichst immer zusammen ist. Denn das schmiedet einen letztendlich auch zusammen. Helene und Florian waren allerdings so gut wie nie zusammen.

Auch Ihr Kollege Stefan Mross, der Sie bei Ihrer Abschiedstournee begleitet, hat seine Erfahrungen mit der Klatschpresse gemacht. Wie denken Sie darüber?

Michael: Wir bedauern sehr, was Stefan da alles durchmachen muss.

Marianne: Das stimmt, wobei auch wir schon damals ganz schön verfolgt worden sind. Ich war permanent schwanger und laut der Klatschpresse eigentlich mit Hansi Hinterseer zusammen – um nur einen Namen zu nennen, der mir angedichtet wurde. Es war nicht einfach. Der einzige Vorteil ist, dass man sich irgendwann ein dickes Fell zulegt. Mich kann jedenfalls nichts mehr erschüttern.

Über die Gesprächspartner

  • Marianne und Michael sind deutsche Schlager-Urgesteine und gehen Ende des Jahres, nach unzähligen Auftritten und Konzerten, in Ruhestand.
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