Auch wenn Vater Frank Sinatra ihr zur Musikkarriere verhalf, Nancy Sinatra schaffte es in den 60er Jahren eigenständig zum grossen Erfolg. Anlässlich ihres 80. Geburtstag am 8. Juni blicken wir auf das Leben der Kultsängerin zurück.

Mehr Promi-News finden Sie hier

Es gelingt nicht immer, dass sich der Spross einer berühmten Persönlichkeit vom etablierten Image der Eltern befreit und seine eigene Karriere auf die Beine stellt.

Nancy Sinatra, älteste Tochter von Amerikas populärster blauäugiger Swing-Ikone Frank Sinatra, hat ihre Chance genutzt und sich in den 1960ern einen Platz in der Musik- und Filmszene der USA, ja der ganzen Welt, erkämpft. Und sie hat dabei bewiesen, dass sie nicht im Windschatten ihres berühmten Vaters wandeln muss.

"Daddys girl" wird musikalisch flügge

Nancy Sinatra kam für damalige Zeiten − die noch leicht angestaubten frühen 60er Jahre − erstaunlich rockig und emanzipiert daher. Dabei drohte die Karriere der taffen und zugleich verführerisch und zerbrechlich wirkenden Blondine trotz Vaters Nachhilfe in Sachen Musikgeschäft zunächst einmal im Sande zu verlaufen.

Frank hatte ihr einen Auftritt in seiner eigenen TV-Show zugesichert. Es war eine besondere Ausgabe für Musiklegende Elvis Presley. Dieser hatte gerade seinen Militärdienst in Europa beendet, was gebührend gefeiert werden sollte. Doch das Ständchen, das Frank Sinatra und seine damals 19-jährige Tochter in der Show zum Besten gaben, reichte nicht aus, um Nancy weitreichenden Erfolg zu bescheren.

Eine bedeutende Begegnung sollte den Umbruch bringen: Der Musiker Lee Hazlewood setzte sich auf Frank Sinatras Anraten mit Nancy zusammen. Fortan schrieben die beiden Hit um Hit. Auch für Hazlewood war das eine neue Erfahrung, hatte er doch bis dato eher ein musikalisches Schattendasein geführt. Jetzt sang er häufig mit Nancy im Duett.

Mitreissende Stücke wie "Summer Wine" und der James-Bond-Hit "You Only Live Twice" machten die Runde in den US-amerikanischen und europäischen Hitparaden. Nancys rauchige Bardamenstimme und ihr attraktives Äusseres kamen an - und sicherten ihr im Laufe ihrer Karriere 60 Charterfolge.

John Williams dirigiert die Wiener Philharmoniker

Erkennen Sie die Melodie? Kurzer Clip gibt Vorgeschmack auf ein ganz besonders musikalisches Highlight.

Ein Lied über Stiefel erobert die Welt...

Zwei Songs sollten sich zu Nancys Markenzeichen entwickeln. Zum einen die anrührende schwungvolle Ballade "Somethin‘ Stupid", ein Duett mit ihrem Vater, welches bis in die Neuzeit fast 70 Mal von anderen Künstlern nachgesungen wurde, unter anderem von Robbie Williams und Nicole Kidman.

Das Lied schrammte knapp an einem Grammy vorbei. Doch immerhin brach es einen Rekord, nämlich jenen des einzigen Vater-Tochter-Hits auf Platz eins der US-amerikanischen Charts.

Die grösste Nummer aus Hazlewoods Erfolgshit-Schmiede war jedoch "These Boots Are Made For Walkin‘". Der Ohrwurm mit Country-Einschlag wurde mit Gold und weiteren Grammy-Nominierungen geehrt. Doch der Song stellte viel mehr dar als nur einen Charterfolg. So entwickelte sich das Lied zum Inbegriff der aufkeimenden Emanzipation.

Zeitgleich herrschte Krieg in Vietnam. Abgesehen davon, dass die amerikanischen Soldaten sich Nancys Poster zur Aufmunterung an die Wände hängten, avancierte ihr "Boots"-Song überraschend zum motivierenden Marschlied der Truppen. So gross war Nancys Beliebtheit dort, dass sie beschloss, den GIs einen Besuch abzustatten und diese mit ihren Liedern zu erfreuen.

Zwei Männer, die ihr Leben prägten

Abgesehen von Hazlewood, ihrem treuen Songtexter, hegte Nancy innige Gefühle für Elvis Presley und für ihren Vater. Frank Sinatra war zwar ein Frauenheld, doch seine Kinder standen für ihn immer an erster Stelle - und waren ihm wichtiger als die eigene Karriere.

Ihm setzte Nancy Sinatra ein Denkmal, indem sie Bücher über ihn schrieb, in denen sie eben jene herzlichen und empathischen Seiten ihres Vaters offenbart, die die Welt nicht kannte. Auch produzierte sie eine komplette Radioshow rund um seine Person und seine Musik. Ihrem Vater hatte sie es zu verdanken, dass sie Elvis traf, ein weltweites Idol, das auch sie vergötterte und mit dem Vater Frank eine innige Kameradschaft verband.

Ihr erster Auftritt für den Armee-Rückkehrer Presley sollte nicht die einzige Zusammenarbeit mit dem Star sein. So bekam sie auf dem Höhepunkt ihrer Musikkarriere die Chance, mit ihm in einem seiner musikalischen Filme, "Speedway", mitzuspielen und auch Songs für den Soundtrack einzuspielen.

In "Speedway" verkörperte Nancy eine Finanzbeamtin, die einem Steuerschuldner und Rennfahrer, gespielt von Elvis, auf den Fersen ist und sich in diesen verliebt. Im Film sang sie des Weiteren eine Solo-Komposition von Hazlewood.

Neuland war das Ganze für sie nicht. Schon zuvor war Nancy Sinatra in einigen Filmen in Erscheinung getreten. So spielte sie an der Seite von Dean Martin und Easy-Rider-Ikone Peter Fonda. 2007 hatte sie einen Gastauftritt in der preisgekrönten US-Serie "The Sopranos".

Keine Scheu vor Provokation

Abgesehen davon, dass Nancy Sinatra gerne etwas freizügig auf Plattencovern oder im fortgeschrittenen Alter für den "Playboy" posierte, erregte sie auch Aufsehen, als sie dem einst sehr berühmten Tanz-, Gesangs- und Filmkünstler Sammy Davis Jr. 1967 in einem Musikvideo unverblümt einen Kuss auf die Wange drückte. Ein mutiges und seltenes Statement in einer Zeit, in der der schwarze Davis gravierende rassistische Anfeindungen durchleben musste.

Während Nancy Sinatra in vergangenen Jahren noch sporadisch Alben mit Kompilationen und Kollaborationen veröffentlichte, machte sie sich auch karitativ einen Namen. Ganz gleich ob Tsunamiopfer, Kriegsveteranen oder Tiere: Sie nutzt ihre Popularität für den guten Zweck und wurde auch hierfür mit Ehren bedacht. Auch mit 80 Jahren hat sie nichts von ihrer Kessheit und Frauenpower eingebüsst. (spot)  © 1&1 Mail & Media/spot on news

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.