Andy Borg feiert seinen 60. Geburtstag. Ein guter Anlass, um mit ihm sein bisheriges Leben Revue passieren zu lassen, über seine vielen Erfolge zu sprechen - und darüber, was er eigentlich gemacht hätte, wenn er nicht Schlagerstar geworden wäre.
Herr Borg, man kennt Sie als ausgesprochene Frohnatur. Wie schwer fällt es Ihnen als Künstler, sich Ihre gute Laune mit Blick auf die derzeitige Corona-Situation zu bewahren?
Andy Borg: Den Boden unter den Füssen habe ich nie verloren, sodass ich Gefahr gelaufen wäre, unterzugehen. Dass man sich als Partner und unter Freunden nicht im Regen stehen lässt, das sollte selbstverständlich sein. Doch Zusammenhalt ist ja leider nicht selbstverständlich.
Im März stand ich abends auf der Tour-Bühne und nach der Show haben wir uns von der Crew und den Kollegen verabschiedet mit einem fröhlichen: "Bis morgen!" Doch dazu kam es dann nicht mehr. Aber reden wir von etwas anderem.
Worüber zum Beispiel?
Ich habe das Glück, meine Sendung moderieren zu dürfen, und ich habe mein neues Album aufgenommen. Da kann man nur dankbar sein! Da draussen sind viele grossartige Kollegen, die schauen müssen, wo sie bleiben.
Und ich habe gerade in dieser Zeit sogar auch ganz andere, schöne Erfahrungen machen dürfen, nämlich Zusammenhalt. Und Kollegialität. Und Hilfsbereitschaft. Dass man aufeinander schaut. Märchen fangen an mit "Es war einmal", und am Ende lebten sie glücklich und zufrieden … ich glaube jedenfalls ganz fest dran!
"Bei mir ist das Wasserglas immer halb voll"
Wie gehen Sie mit der aktuellen Herausforderung um? Denken Sie darüber nach, Ihre Karriere zu beenden oder verspüren Sie eher eine Jetzt-erst-recht-Haltung?
Bei mir ist das Wasserglas immer halb voll – auch wenn es manchmal einen bitteren Beigeschmack haben kann. Aber der verfliegt dann auch wieder. Weil wir das ja ändern können, wenn wir etwas Frisches daherbringen. Die Quoten sind ein deutliches Zeichen dafür, dass wir den "Schlager-Spass" richtig aufgegleist haben und dass die Zuschauer auf unserem Kurs sind.
Aus welchem Antrieb heraus machen Sie heute Musik?
Die Begegnungen mit meinem Publikum haben mir gezeigt, dass nicht nur Märchen wahr werden können, sondern durchaus auch manche Geschichten meiner Songs – oder dass meine Schlager dazu beitragen, dass sich Menschen wie im Märchen fühlen.
Und Zugaben, wie der "Schlager-Spass" eine ist, die haben dann vielleicht sogar die Zuschauer für mein Team und mich geschrieben und mit unzähligen Briefen und E-Mails erst in diesem Umfang möglich gemacht – sodass es immer weitergehen darf.
"Wir möchten Menschen und Geschichten zusammenbringen"
Was ist das Erfolgsgeheimnis hinter Ihrer Sendung "Schlager-Spass mit Andy Borg"?
Es gibt viele Menschen da draussen, denen gefällt, was ich mache, die Spass an den Schlagern von Andy Borg haben und auch die Gäste mögen, die wir in die Sendung einladen – und das machen wir, weil wir davon überzeugt sind, dass sie zu unserem Publikum und zu uns passen.
Wir möchten Menschen und Geschichten zusammenbringen, zum Lachen und zum Sehnen, zum Erinnern und Feiern. Ein musikalisches Programm, das so bunt ist, wie das Leben spielt. Und dabei spielt das Alter keine Rolle.
Der "Schlager-Spass" bekommt so viel Zuspruch, gerade weil er auch für zeitlose Unterhaltung steht, für die unterschiedlichsten Lieblingsstücke mit Retro-Charme, könnte man vielleicht sagen.
Sie haben ein neues Album namens "Es war einmal: Lieder die Geschichten erzählen" veröffentlicht. Wie nah liegen Musik und Märchen manchmal beieinander?
Der Bogen spannt sich von "Aber aber bei Nacht", einem Titel von meiner ersten Schallplatte – für die, die sich noch dran erinnern – bis zu den modernen Märchen. Denn nach 40 Jahren Karriere bin ich darauf gekommen, dass alle meine Lieder eigentlich märchenhafte Geschichten sind.
Ich habe dann diesen Titel "Es war einmal" angeboten bekommen – und jetzt heisst die ganze CD so. Das Leben schreibt tatsächlich die schönsten Geschichten, Märchen, die gar nicht so selten tatsächlich passieren …
"Gebe wenig auf Geburtstage"
Welches ist Ihr Lieblingsmärchen und warum?
Es war einmal ein Mechaniker, der gern ein Sänger sein wollte. Denn die Menschen freuten sich, wenn er für sie gesungen hat. Doch leider gab es keinen Frosch, den er küssen konnte, keine drei Haselnüsse, die seine Wünsche erfüllten und auch keinen Zaubertrank.
Und dennoch hat er immer fest daran geglaubt, dass sein Traum gelingen könnte, wenn er nur fleissig weiter Musik macht und freundlich ist, denn so hat er es von seinen Eltern gelernt. Dann kamen "Adios Amor" und "Die berühmten drei Worte" daher … und seitdem lebe ich mein Märchen.
Es sind immer neue Kapitel hinzugekommen. Auch nicht so schöne, aber am Ende ist es dann doch immer wieder gut ausgegangen. Manchmal muss man dafür nur ein wenig länger Geduld haben und auch selber etwas dafür tun, dass die Geschichten weitergehen. Dann gibt’s "In 10.000 Jahren" hinter den "goldenen Bergen" auch ein Happy End.
Wie feiern Sie Ihren runden Geburtstag am 2. November?
Ganz privat. Wer mich kennt, weiss, dass ich auf Geburtstage wenig gebe. Wer nicht eingeladen ist, wurde also auch nicht vergessen.
Dennoch lässt man seinen Lebensweg an solchen Tagen schonmal Revue passieren. Lassen Sie uns an Ihren Erinnerungen teilhaben …
1981 war "Die grosse Chance" (eine Talentshow im ORF; Anm.d.Red.), 1982 "Adios Amor". Ich werde doch jetzt nicht sentimental werden …
In Klosterneuburg habe ich als Mechaniker gearbeitet und in Deutschland sind wir derweil in die Charts gekommen. Diese drei Minuten Musik haben 40 Jahre meines Lebens und der Menschen, die ich lieb habe, so zum Positiven verändert.
Ich wäre ja zufrieden gewesen, wenn ich am Wochenende Musik hätte machen können. Unter der Woche hätte ich Schneepflüge gemacht oder Strassenpflegegeräte. Und am Wochenende hätte ich die Leute angesungen. Aber bitte, jetzt bin ich der Andy Borg (lacht).
Und auf welche Erlebnisse hätten Sie rückblickend gerne verzichten können?
Schauen Sie einfach die Nachrichten …
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