Wenn der Authentizitäts-Weltmeister eine Party organisiert, kommen sie alle. Sogar der Götze Mario, der offenbar als Philippi Eric auch Musik macht und dem Carpendale Howie einen Song geschrieben hat, ist bei der Sause vom Silbereisen Flori aufgetaucht. Dass beim Auftritt vom Kaiser Roli auf den Tribünen regelmässig Wunder geschehen und Kinder zur Welt kommen, weiss man ja längst. Apropos Kinder: Was der Yusuf Islam aka Cat Stevens zum "Father & Son"-Cover des Todes vom Reim Matthias sagt, das der Vermehrungsfreudige am Samstagabend mit einem seiner 38 Söhne performt hat, ist noch nicht bekannt. Ausserdem verkündet ein ganz Grosser des Schlagers seinen Abschied.

Eine Kritik
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Jetzt haben wir alle eh schon das Glück, in derselben Zeit wie der Silbereisen Flori zu leben, dann macht der Hundling auch noch jedes Jahr so eine erstklassige "Schlagerstrandparty". Den Philodendron beim Fernseher musste man anknabbern, so nervös war man in den letzten Tagen. Aber der Silbereisen Flori nimmt einem diese Aufregung ja umgehend, wenn er da so in der kurzen Hose irgendwie als einer von uns auftaucht, wenngleich wir die Ärmel des weissen Sakkos jetzt nicht unbedingt aufkrempeln würden. Ach, scheiss doch der Hund drauf! Er ist einfach so ein Pfundskerl, der Silbereisen Flori. Soll er ruhig die Ärmel aufkrempeln.

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20:15 Uhr: "Eins kann mir keiner nehmen. Und das ist die pure Lust am Leben", singt der immer so lieb lachende Authentizitäts-Weltmeister gleich zu Beginn der grossen Sause. Die Pyro? Hammer! Im Vergleich dazu wirken Rammstein-Shows so, als ob die auf der Bühne immer nur ein, zwei Streichhölzer anzünden würden. Als der Silbereisen Flori den Drews Jürgen ankündigt, bricht er den Dezibel-Weltrekord im internationalen Fernsehen.

Schon zu Beginn der erste Kracher: Der König von Mallorca dankt ab

20:20 Uhr: Der Drews Jürgen trällert sein ganzes Oeuvre ("Ein Bett im Kornfeld"), während der kurz behoste Host mit dem lauten Organ – warum auch immer – von der Rückbank eines Jeeps aus Konfetti ins Publikum, das sich beim Applaudieren mit Klatschstangen helfen muss, schiesst.

20:25 Uhr: Jürgen Drews verkündet nach seinem Bettensong unter Tränen, dass sein Auftritt in der Herbstshow vom Silbereisen Flori sein allerletzter sein werde. Der König von Mallorca dankt also ab.

20:29 Uhr: Die "Mountain Crew" aus Oberösterreich singt in Lederhosen ihren Supersong "Expresso & Tschianti". Im Laufe ihres Auftritts machen die vier Musiker ihre Oberkörper frei und damit viele Frauen im Publikum total wuschig. Die Männer nicht.

20:33 Uhr: Der Andy Borg, der berühmteste Stolperer der Welt, stolpert auf die Bühne und singt mit "Adios Amor" natürlich das Lied seines Lebens. Auch die Lippen vom Borg Andy stolpern in einer Tour über den Song, den er in seiner Karriere aber auch erst ungefähr 2,5 Millionen Mal Playback üben konnte. Macht nix. Das Publikum findet den Wiener trotzdem geil, hat aber vermutlich im Vorfeld der Show schon wieder ein bisschen mit Substanzen experimentiert.

20:46 Uhr: Michelle singt ihren aktuellen Sommerhit, der sich von ihrem Frühlings-, Herbst- und Winterhit nicht wahnsinnig unterscheidet. Die hübsche Sängerin performt ihn jedenfalls in einem blauen Einteiler, der an den Hüften jeweils ein grösseres Stück Haut freilegt. Jeder normale Monk will das natürlich sofort blau ausmalen. Hinter ihr sind, so der Philodendron nicht eine halluzinogene Wirkung hat, ziemlich sicher halbnackte Männer an Holzkisten gefesselt. Warum genau, ist nicht ganz klar. Vermutlich wollte man sie davon abhalten, Michelles Hüften blau auszumalen. Was Michelle so singt:

Sag mir, wieso du mit Gefühlen spielst?

Ach, fahr zur Hölle und komm am besten nie zurück.

Und eine Sache noch, nur 'ne Kleinigkeit, ich liebe dich.

Weil du ein Scheisskerl bist.

Zur Erklärung: Es gibt Männer, die einfach echte Scheisskerle sind und beispielsweise mit anderen Frauen pennen oder sich weigern, die Spülmaschine auszuräumen. Das ist vielleicht charakterlich nicht ganz in Ordnung, finden aber manche Frauen dann doch irgendwie geil. Jene von der Frauenbewegung vielleicht nicht so.

20:50 Uhr: "Jerome featuring Olaf der Flipper" singen "Wir sagen Dankeschön – 40 Jahre The Flippers". "Featuring Olaf der Flipper" ist grosses Kino.

21:01 Uhr: Der Fierek Wolfi, der alte Vollblutrocker, reitet mit seiner Harley Davidson auf die Bühne und singt dort den Midtempo-Metalsong "Resi, i hol di mit der Harley ab" (sic!). Der Song geht total unter die Haut. Dass der Vollblutrocker wie ein Clown angezogen ist, ist ein bisschen schade.

21:06 Uhr: Die Zweimann-Kombo "Fantasy" betritt die Bühne und schenkt der Welt das intensivste Gelb, das sie je gesehen hat. Leider kann die Hälfte des Publikums ihre Klatschstangen nicht mehr ordnungsgemäss bedienen, weil die gelben Anzüge der beiden Bandmitglieder sie völlig erblinden haben lassen. Laut Silbereisen hat die Band "Fantasy" jedenfalls bereits zehnmal Gold, dreimal Platin und ein bis zwei Millionen Mal Triple-Gelb. Kennen tut man sie trotzdem nicht.

21:28 Uhr: Max Weidner singt "Herzilein" und covert damit die Wildecker Herzbuben, was eigentlich laut ungeschriebenem Gesetz gar nicht sein darf. Peter Alexander hat übrigens eine frühe Version des Liedes einst abgelehnt, weil ihm der Text frauenfeindlich erschien.

21:32 Uhr: Marianne Rosenberg kommt als personifizierter Magenta-Tarif auf die Bühne und trällert den Song "Diva". Ursprünglich wurde das pinke Flamingo-Kostüm Ross Antony auf den Leib geschneidert, dem es aber eine Spur zu zurückhaltend war.

Der Schlagermessias betritt die Bühne

21:41 Uhr: Der Kaiser taucht auf. Der Kaiser Roli. Die Frauen im Publikum können ob ihrer klitschnassen Hände schon wieder ihre Klatschstangen kaum halten. Es ist ein Wahnsinn. Jahrzehntelange Feinde versöhnen sich auf der Tribüne, Kinder kommen zur Welt und auf dem obersten Rang kann ein Lahmer plötzlich wieder gehen. "Hat sich durch deinen runden Geburtstag etwas verändert?", will der Silbereisen Flori vom Schlagermessias wissen. "Ich bin ein bisschen älter geworden", so die Antwort des Kaisers, der anschliessend endlich mit den Texten über Geschlechtsverkehr beginnt und "Manchmal möchte ich schon mit dir" singt. Er tut dies übrigens live.

21:57 Uhr: Der Garrett David ist gerade im Begriff, sich auf der Bühne einen Muskelkater zu fiedeln, da drängt sich ihm plötzlich der Silbereisen Flori mit seiner Ziehharmonika auf. "Wir sollten mal gemeinsam auf Tour gehen", sagt der Silbereisen Flori nachher zum Stargeiger. "Nein, das sollten wir nicht", denkt sich der.

22:03 Uhr: Der Logan Johnny, dreimaliger ESC-Gewinner, reitet im Zebra-Sakko ein, hat sich aber vorher gegen ein "spontanes" Auftauchen vom Silbereisen Flori auf der Bühne vertraglich absichern lassen. Johnny Logan konfrontiert uns mit seinem Song "Hold me now", dem Siegertitel des ESC 1987 in Brüssel. "Wie schreibt man einen Song, den ganz Europa liebt?", will der Silbereisen Flori vom Logan Johnny anschliessend wissen. "Schreib einen guten Song und eine gute Melodie mit einem Text, der kommt von die Herz", antwortet der Logan Johnny. Der Silbereisen Flori ist total aufgeregt und kann es überhaupt nicht glauben, dass der Logan Johnny ihm jetzt dieses unfassbare Geheimnis verraten hat.

22:13 Uhr: Wenn der Carpendale Howie kommt, ist auch der Rest vom Philodendron fällig. Der südafrikanische Megastar singt "Das grösste Glück der Welt", seinen ersten neuen Song seit vier Jahren. Für den Feinschliff im Studio habe er sich jedenfalls monatelang Zeit genommen, kann man irgendwo lesen. Howie, das war echt wichtig, dass du dir diese Zeit genommen hast, auch wenn du dich dann eh wieder für den trotteligen Mickymaus-Beat und das Retorten-Arrangement entschieden hast. Die Auseinandersetzung allein war schon essenziell. "Das grösste Glück der Welt ist, dass jemand da ist, wenn du fällst", so Howies Text, der zum Borg Andy fast besser gepasst hätte.

22:26 Uhr: Der Götze Mario, der jetzt offenbar auch Schlager macht und sich als Sänger Eric Philippi nennt, kommt auf die Bühne und singt den Song "Schockverliebt". Was Wahnsinn ist: Er hat auch für den Howard Carpendale einen Song geschrieben. Er heisst "Weisse Taube", handelt von der Fussball-WM 2010 in Südafrika und wird jetzt gemeinsam von Howie und dem Ex-Kicker vorgetragen. Sehr berührend: Das Publikum tut jetzt so, als ob ihre Klatschstangen Vuvuzelas wären. Für viele ist es der schönste Tag in ihrem Leben.

22:42 Uhr: Ben Zucker, der unmittelbar vor der Show noch mit fünf rostigen Nägeln gegurgelt und zwei Rollen Schmirgelpapier gefuttert hat, singt seinen Song "Unsere Lieder".

22:51 Uhr: "Er ist wieder fit und gesund wird heute Abend Vollgas geben", kündigt der Silbereisen Flori den Reim Matthias an. Auch der knallharte Rocker wird mit dem Cabrio gebracht. Während sicher irgendwo gerade ein Kind von ihm auf die Welt kommt, singt er den gefühlvollen Song "Bon Voyage".

Doch weiss ich auch, das wird vergehen.

Ich hab es auch längst eingesehen.

Liebe ist kein Käfig, also dann.

Ich wünsche dir vom Herzen

Bon Voyage, Bon Voyage

Dass der Reim Matthias offenbar bis vor kurzem dachte, Liebe sei ein Käfig, irritiert ein bisschen. Aber toll, dass er es inzwischen auch eingesehen hat. Danach kommt einer der 38 Söhne vom Reim Matthias, der Julian, auf die Bühne. Der Altvordere, der den Julian oft mit seinem zwölften Sohn, der noch gar keinen Namen hat, verwechselt, singt mit dem Fortpflanz den Stevens Cat/Islam Yusuf-Klassiker "Father and Son" in einer deutschen Version.

23:00 Uhr: Patricia Kelly singt ihren Sommerhit "Bésame!". Ihr Dialog mit dem Silbereisen Florian ist vielleicht der mieseste, der jemals im deutschen Fernsehen zu sehen war.

23:10 Uhr: Die wie immer sehr hübsch anzusehenden "No Angels" trällern nun auch ein Medley ihrer grössten Hits. "Habt ihr schon mal um denselben Mann gekämpft?", fragt der Silbereisen Flori danach die vier Sängerinnen. Auch, ob sie daheim ein Dirndl oder eine Lederhose hätten, möchte er wissen. Viele vor den TV-Geräten wollen jetzt einfach nur mehr sterben.

23:17 Uhr: Der Volks-Rock'n'Roller, Andreas Gabalier, schiebt sich komplett in Schwarz auf die Bühne und flüstert seinen Track "Jede Zeit und jeder Held hat seine Wunden" in Richtung Publikum. "Es freut mich, dass wir wieder in einer guten Zeit sind", sagt der Österreicher, der offenbar schon ein paar Monate nicht mehr Nachrichten gehört und Zeitung gelesen hat, nach der Darbietung seines ersten Songs an diesem Abend. "Bekommst du viele Liebesbriefe?", will der Silbereisen Flori vom Gabalier Andi wissen. "Verdammt viele, verdammt viele", antwortet der, während das Publikum bereits "Hodiodioooodiooodie" singt. Der Volks-Rock'n'Roller legt nach und gibt auch noch "Verdammt lang her", "I sing a Liad für di" und natürlich "Hulapalu" zum Besten.

23:35 Uhr: Am Ende dieses harten Stücks Abend kommen noch einmal alle Protagonistinnen und Protagonisten auf die Bühne und grinsen in die Kamera. Michelles Hüften sind leider noch immer nicht ausgemalt.

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