Semino Rossi spricht im Interview mit unserer Redaktion über die magischen Momente seiner Karriere, den Grund für seine eleganten Bühnenoutfits sowie seine drei Enkelkinder, die sein Leben "noch schöner gemacht" haben.
Vor 20 Jahren trat Schlagersänger
Herr Rossi, Sie gelten ja als Gentleman – daher "Ladies First": Wer ist die österreichische Sängerin, die in Ihrer aktuellen Single "Musik meines Herzens (The Music of my Heart)" mit Ihnen im Duett zu hören ist?
Semino Rossi: Meine Gesangspartnerin heisst Charlien, sie hat eine wunderschöne Stimme und Ausstrahlung. In Österreich ist ihr Name schon seit einigen Jahren ein Begriff. Diesen Song habe ich bereits vor zehn Jahren mit Katherine Jenkins in einer spanisch-englischen Version aufgenommen. Sie ist ein Weltstar und hat leider nie die Zeit gefunden, um diesen Titel gemeinsam mit mir in einer Fernsehsendung zu präsentieren. Also haben wir das Lied erstmal ruhen lassen – bis mir Charlien vorgestellt wurde. Und da kam uns die Idee, dieses wunderschöne Duett aus dem Dornröschenschlaf zu holen. Sie hat den Song dann als Demo-Version so wunderschön gesungen, dass ich "Musik meines Herzens" unbedingt mit ihr im Duett neu interpretieren wollte. Für junge Sängerinnen und Sänger ist es schwierig, sich in der Schlagerwelt durchzusetzen, weil die Konkurrenz sehr gross ist. Charlien bringt alles mit und ich freue mich, dass wir auf unser Duett so tolles Feedback bekommen. Die Welt braucht aktuell mehr denn je Musik fürs Herz.
Bezeichnen Sie sich eigentlich selbst als Gentleman?
Ich sehe mich als ein Gentleman, weil ich mich wie ein Gentleman fühle. Dabei meine ich meine innere Haltung, die ich auch durch meine Kleidung auf der Bühne ausdrücke. Deshalb trage ich sehr gerne Anzüge. Mir ist es wichtig, jedem Menschen mit Respekt entgegenzutreten, im Gespräch wie auch bei Auftritten auf der Bühne – egal, ob mein Gegenüber prominent ist oder nicht. Das habe ich von meinem Papa gelernt, auch er war ein Gentleman. Entweder du bist es oder du bist es nicht.
Aus traurigem Anlass: Darum tritt Semino Rossi momentan nur in Schwarz auf
Kleiden Sie sich privat genauso elegant wie auf der Bühne?
Schauen Sie: Ich sitze gerade im Auto – in einer kurzen Hose und in Schuhen ohne Socken (lacht). Ich liebe es, barfuss und in kurzer Hose zu sein. Zu Hause laufe ich den ganzen, lieben langen Tag so herum – zum Beispiel beim Grillen im Sommer mit der Familie. Aber: Es ist für mich eine Ehrensache, mich für die Bühne elegant zu kleiden. Wenn ich vor Publikum singe, trage ich immer Sakko und Krawatte. Die Menschen haben es einfach verdient, dass ich ihnen respektvoll gegenübertrete. Seit Ende des vergangenen Jahres sieht man mich bei Auftritten in schwarzer Kleidung.
Hat das einen bestimmten Grund?
Ja. Meine liebe Mama ist im Dezember leider verstorben. In anderen Farben fühle ich mich zurzeit auf der Bühne nicht wohl. Im Moment sagt mir mein Gefühl: Schwarzes Sakko, weisses Hemd, schwarze Krawatte.
Das gilt natürlich nur fürs Singen vor Publikum und nicht fürs Grillen mit der Familie. Welchen Stellenwert hat Letzteres für Sie?
Was das angeht, denken die Argentinier und die Deutschen ähnlich. Grillen mit der Familie oder im Freundeskreis und dabei ein Glas Bier oder Wein in der Hand halten: Das ist Genuss- und Freizeit-Kultur. In Argentinien ist es Tradition, sich mit der Familie sonntags zum Grillen zu treffen. Im Sommer kann das sogar bis zu dreimal in der Woche vorkommen. Sogar an Weihnachten wird in meinem Geburtsland gegrillt – schliesslich ist dort dann Sommer bei Temperaturen von bis zu 35 Grad. Es geht nicht nur um das Essen an sich. Grillen ist bei uns eine Zeremonie – von der gemeinsamen Vorbereitung über das Feuer machen bis hin zum Aperitif. Diese gemeinsamen Essen sind ein wichtiger Bestandteil im Leben eines Argentiniers.
Emotionale Worte zum Jubiläum: "Die ganzen 20 Jahre waren magisch"
Noch vor Weihnachten, am 8. November, werden Sie unter dem Motto "20 Jahre Magische Momente" in Innsbruck Ihr Jubiläumskonzert geben. Welches waren für Sie die bis dato magischsten Momente Ihrer Karriere?
Die ganzen 20 Jahre waren magisch. Über so eine lange Zeit auf der Bühne stehen zu dürfen, kommt heutzutage einem Wunder gleich. Dafür möchte ich mich bei jedem Fan, der meine CDs gekauft und mich unterstützt hat, von Herzen bedanken. Ich bin wirklich extrem dankbar, dass ich mit meinen 62 Jahren immer noch in dieser wunderschönen Branche, die Schlager heisst, dabei sein darf. Die magischsten Momente in meinem privaten Leben waren jedoch die Geburten meiner beiden Töchter.
Mittlerweile haben Sie drei Enkelkinder. Wie gerne sind Sie Opa?
Eines der Lieder meines neuen Albums, das am 6. September erscheinen wird, heisst "Du bist ein Wunder", geschrieben von Jonathan Zelter. Dieser Song drückt all das aus, was ich empfinde. Und er ist eine Hommage an jedes Kind, das das Licht der Welt erblickt hat. Denn jedes Kind ist ein Wunder. Ich habe seit diesem Frühjahr sogar drei Enkel-Wunder: Leonhard (fünf Jahre), Sofia (dreieinhalb Jahre) und Valentina (fünf Monate). Meine Enkelkinder haben mein Leben noch schöner gemacht. Immer wenn ich sie nicht sehe, denke ich an sie und freue mich auf den Moment, in dem ich sie wieder in meine Arme schliessen kann. Früher habe ich gedacht, dass man sich als Opa alt fühlen würde. Doch so ist es nicht, denn es gibt nichts Schöneres, als Opa zu sein.
Würden Sie sagen, dass Sie sich im Moment in der schönsten Phase Ihres Lebens befinden?
Ich bin in der schönsten Phase meines Lebens, ja. Beruflich bin ich in einer sehr guten Position als Sänger. Semino Rossi ist in Deutschland ein Begriff. Auch mit der Familie könnte ich glücklicher nicht sein. Meine Frau Gabi begleitet mich seit 40 Jahren und auch unsere beiden Töchter und Enkelkinder liebe ich über alles.
Haben Ihre Enkelkinder denn das musikalische Talent ihres Opas geerbt, sodass der Name Rossi im deutschsprachigen Raum über Generationen hinweg ein Begriff bleiben wird?
Vanessa und Laura spielen Klavier und mein Enkel "Leonardo", wie ich ihn gerne nenne, kann schon richtig gut singen. Ich habe ihm und seiner Schwester Sofia jeweils eine kleine Gitarre geschenkt. Bei Leonhard kann ich mir schon vorstellen, dass er eines Tages Musiker werden möchte wie sein "Nonno" (italienisch für "Opa"; Anm. d. Red.).
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Neben Kindern und Enkelkindern haben Sie auch noch Patenkinder. Wie viele sind es mittlerweile?
Weltweit habe ich 17 Patenkinder, die ich monatlich mit einem Geldbetrag unterstütze. Viele der Kinder leben in Südamerika oder in Afrika. Ich möchte dazu beitragen, dass sie in eine Schule gehen und so ihre Zukunft sichern können. Ich würde mir wünschen, dass sie eines Tages nicht die Notwendigkeit haben, ihr Land aus finanziellen Gründen verlassen zu müssen. Kein Mensch verlässt gerne seine Heimat. Doch wenn du nicht genug zu essen hast oder dein Leben durch Krieg bedroht ist, musst du ein besseres Leben für dich und deine Lieben suchen.
Sprechen Sie aus Erfahrung? War das der Grund, warum Sie Argentinien den Rücken gekehrt haben?
Nein, bei mir war das nicht der Fall. Ich hatte Gott sei Dank immer genug zu essen und bin friedlich aufgewachsen. Wenn ich kein Musiker hätte werden wollen, hätte ich mein Heimatland nie verlassen. Ich hatte diesen grossen Traum, den ich mir in Argentinien nicht erfüllen konnte. Heute bin ich natürlich froh, dass ich den Mut gefunden habe, diesen Weg einzuschlagen und dann auch wirklich diese Chancen bekommen habe. Ich bin dankbar für meine Zeit in Österreich und dafür, dass ich die deutsche Sprache erlernen konnte. Genauso dankbar bin ich den Menschen in Deutschland und der Schweiz, die dazu beigetragen haben, dass mein Traum in Erfüllung gegangen ist.
Wie häufig besuchen Sie heute noch Ihre argentinische Heimat?
Es gibt eine Region im Norden Argentiniens, in der 1,5 Millionen Deutsche leben. Am 28. September werde ich in Iguazú in einem Amphitheater ein Konzert mit meiner Band geben. Die Einnahmen kommen den sechs Gemeinden der Guaraníes zugute, die ich seit 14 Jahren unterstütze. Dort habe ich eine Schule namens "Josy Pora" (deutsch: "Lächelnder Mond") gebaut. Zu dem Konzert werden mich musikalische Gäste begleiten, darunter
Sie sind 62 und somit ein Vierteljahrhundert jünger als Ihr Kollege Roberto Blanco. Könnten Sie sich vorstellen, auch noch mit knapp 90 auf der Bühne zu stehen?
Solange das Publikum Semino Rossi hören möchte, wird Semino Rossi auch auf der Bühne stehen. Die Gäste für mein Jubiläumskonzert habe ich nicht zufällig ausgewählt: Beatrice, Charlien und Ramon sind in den 30ern, Roberto Blanco repräsentiert die Generation in den 80ern. Ich selbst liege irgendwo in der Mitte. Musik verbindet alle Generationen miteinander. Das möchte ich mit diesem Jubiläumskonzert zum Ausdruck bringen.
Über den Gesprächspartner
- Semino Rossi ist ein argentinisch-italienischer Sänger, der am 29. Mai 1962 als Omar Ernesto Semino in Rosario geboren wurde. Mitte der 80er wanderte Rossi über Spanien nach Österreich aus, um in Europa eine Karriere als Musiker einzuschlagen. Vor 20 Jahren veröffentlichte er mit "Alles aus Liebe" sein Debütalbum. Heute ist Semino Rossi hierzulande ein gern gesehener Gast in den grossen TV-Sendungen – von den Shows mit Florian Silbereisen über "Die Giovanni Zarrella Show" bis hin zu der neuen VOX-Eventshow "Sing meinen Schlager", die im Herbst 2024 ausgestrahlt werden soll.
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