• Das Produzenten-Duo Stereoact hat den Song "Die immer lacht" zum Mega-Hit gemacht.
  • Zuletzt landeten Stereoact im Duell um das erfolgreichste Schlager-Streaming-Album 2021 auf Platz zwei - direkt hinter Helene Fischer.
  • Im Interview sprechen Rico und Sebastian über eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Superstar, das "Phänomen Kerstin Ott" und ihr neues Top-10-Album "100%" .
Ein Interview

Rico und Sebastian, Sie haben sich kürzlich mit Helene Fischer ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das erfolgreichste Schlager-Streaming-Album 2021 geliefert. Am Ende reichte es für Platz zwei. Darf man Ihnen zu Silber gratulieren oder zählt nur Gold?

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Rico Einenkel: Wir halten quasi einen " Silbereisen" in den Händen, das ist doch was (lacht). Nein, Spass beiseite: Silber ist sensationell. Natürlich wäre Platz eins vor Helene der Wahnsinn gewesen, aber wir sind absolut happy. Es ist ganz bestimmt keine Schande, hinter Helene Fischer zu landen.

Stereoact ft. Helene Fischer? "Wir wären definitiv bereit"

Wäre dieser Zweikampf nicht die perfekte Ausgangslage für eine zukünftige Zusammenarbeit mit Helene?

Sebastian Seidel: Eigentlich schon. Das können wir gerne machen. Eine Anfrage haben wir bisher noch nicht bekommen, doch wir wären definitiv bereit. Aber vermutlich hat Helene aus familiären Gründen aktuell auch andere Dinge zu regeln - und das ist ihr gutes Recht. Aber vielleicht kommt es ja noch zu einer Zusammenarbeit.

Ihr aktuelles Album "100%" ist auf Platz acht in die Charts eingestiegen. Damit haben Sie innerhalb von zehn Monaten zwei verschiedene Alben in die Top 10 geführt. Es scheint sich auszuzahlen, wenn man immer 100 Prozent gibt.

Rico: Nicht nur aus diesem Grund hätte das Album eigentlich "120%" heissen müssen. Es ist wirklich so, dass hier über 100 Prozent Eigeninitiative drinsteckt. Das war nötig, weil wir bei unseren vielen Auftritten - auch schon vor Corona - feststellten, dass wir gerne noch mehr Persönliches einbringen würden. Dafür fehlte aber die Zeit, weil wir extrem viel unterwegs waren. Für dieses Album hatten wir jedoch zwei Jahre Zeit. Wir haben wirklich viel Herzblut in die Titel und Produktionen gesteckt.

"Wir sind nach wie vor grosse Blümchen-Fans"

Darunter befindet sich eine Neunziger-Hymne namens "Die 90er", die gemeinsam mit Jasmin Wagner entstanden ist. Waren Sie früher echte Blümchen-Fans?

Sebastian: Was heisst hier "früher"? Wir sind nach wie vor grosse Blümchen-Fans.

Rico: Dem kann ich nur zustimmen. Ich bin ein klassischer "Herz an Herz" -Fan. Du hast einen anderen Favoriten, Sebastian?

Sebastian: Richtig, mir gefällt vor allem "Es ist vorbei". Das ist kein typischer Blümchen-Song, sondern eher eine Ballade. Ich erinnere mich noch gut an das Musikvideo, in dem sie mit einer Rose auf einer Parkbank sitzt. Grossartig!

In einem Interview mit uns hat Jasmin Wagner kürzlich gesagt: "Ich finde es schön, manchmal Blümchen sein zu können. Ich würde es aber als anstrengend empfinden, immer Blümchen sein zu müssen." Entspricht dieser Satz dem Bild, das Sie von ihr haben?

Rico: Das trifft es ganz gut, zumal wir ja sowohl Jasmin Wagner als auch Blümchen gewinnen konnten (Stereoact feat. Jasmin Wagner aka Blümchen; Anm. d. Red.). Aber klar, Blümchen ist natürlich ihr Pseudonym der 90er Jahre. Diesen Namen verbindet man auch mit der grossen VIVA-Zeit. Dennoch war Jasmin Wagner immer Jasmin Wagner - auch musikalisch. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Heute ist sie lediglich eher im Schlager anzusiedeln. Die Symbiose zwischen uns hat einfach gestimmt. Es ist eine 90er-Hymne mit dem Touch dieses goldenen Jahrzehnts entstanden, die mit Blick auf den Sound dennoch im Hier und Jetzt stattfindet.

Man kommt sogar in den "Genuss" von Modem-Einwahlgeräuschen. Wie schwierig war der Spagat zwischen Kult und Moderne für Sie als Produzenten?

Rico: "Schwierig" ist vielleicht das falsche Wort, aber es war eine Herausforderung. Als wir uns vor zwei Jahren erstmals mit dem Song befasst hatten, war er noch etwas ruhiger. Das Soundgefüge hat sich über die Jahre allerdings verändert. Wir haben die Nummer komplett neu produziert. Die Modem-Geräusche oder die Erinnerungen an die VHS-Kassette wollten und konnten wir uns einfach nicht verkneifen. Ein bisschen Nostalgie muss sein.

Sebastian: Wir haben uns einfach überlegt, was typisch 90er ist - von den Modem-Sounds bis hin zu dem unvergesslichen ICQ-Geräusch. Jeder fühlt sich sofort an das Jahrzehnt erinnert. Besser geht es für so einen Song nicht.

In den 90ern konnte man noch unbeschwert vor Publikum auftreten. Corona-bedingt ist das aktuell nicht immer möglich. Wie schwer trifft Sie diese Pandemie, zumal Musik von Stereoact doch eigentlich in die Clubs gehört?

Rico: Definitiv. So wurden wir überhaupt erst bekannt. Unsere Musik wurde von Beginn an von den Fans getragen. Das ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit, der uns schon sehr fehlt, wenngleich wir es durch unsere Livestreams etwas kompensieren konnten. Dennoch geben wir die Hoffnung nicht auf, dass sich die Lage bald normalisiert und wir wieder auflegen können.

Würden Sie sich gerne in diese unbeschwerte Zeit zurückbeamen?

Rico: So weit würden wir nicht gehen, aber unsere musikalische Zeitreise soll die Menschen schon sensibilisieren. Der Titel "Offline" zum Beispiel hat einen ähnlichen Hintergrund, bezieht sich aber eher auf unsere heutige Zeit - dass man sich wieder mehr auf die wesentlichen Dinge konzentriert und sich nicht nur dem Handy widmet. Der Song ist vor allem an die "Kids" gerichtet, die in ihrer TikTok-Welt leben.

Verhalten sich die Erwachsenen von heute wirklich so viel anders - mit Blick auf die Zeit, die sie mit dem Handy verbringen?

Rico: Ich gebe zu, dass die heutige Zeit auch ihre Vorzüge hat. Früher konnte man mit dem Handy nur telefonieren, heute erledige ich 80 Prozent meiner Arbeit mit dem Smartphone.

Wie aktiv sind Sie in den sozialen Netzwerken? Geht TikTok für Sie einen Tick zu weit?

Sebastian: Einen Tick zu weit ist gut. Schönes Wortspiel (lacht).

Rico: Wir nutzen TikTok, ja. Aber ehrlich gesagt habe ich das System bis heute noch nicht ganz verstanden. Manche eigenen Songs interessieren gefühlt niemanden, während dann irgendein anderer Quatsch innerhalb von zehn Minuten 40.000 Aufrufe generiert.

Sebastian: Das passiert hin und wieder, stimmt. Aber über Social Media entstehen auch neue Kooperationen und Songs. Zum Beispiel kamen drei Titel unseres aktuellen Albums so zustande - in diesem Fall über Clubhouse. Über diese App haben wir die Sängerin Lena-Marie Engel kennengelernt, die auf "100%" zu hören ist.

Auch Sie, Rico, sind auf dem Album zu hören. Warum haben Sie für den Song "Wunderlampe" erstmals selbst zum Mikrofon gegriffen?

Rico: Diese Idee ist in unserem Songwriting-Camp entstanden. Ich habe einfach mal ein bisschen mitgesungen und so lag es nahe, es dann gleich richtig zu machen. Wahrscheinlich gefällt es den Leuten ...

Wie gut gefällt Ihnen Rico als Sänger, Sebastian?

Sebastian: Also wenn es sich nicht gut anhören würde, dann wäre der Erfolg dieses Songs auch nicht so gross. "Wunderlampe" ist einer der begehrtesten Titel unseres neuen Albums.

"Kerstin Ott ist ein Phänomen"

Und wie gut kann Kerstin Ott singen, mit der Sie gemeinsam "Die immer lacht" zum Mega-Hit gemacht haben?

Sebastian: "Die immer lacht" war für sie sozusagen auf den Leib geschneidert.

Rico: Absolut. Kerstin Ott ist ein Phänomen, weil sie ihre Songs zu 100 Prozent lebt. Man nimmt ihr das komplett ab, auch wenn Kerstin Ott vielleicht nicht die allergrösste Sängerin sein mag. Das ist das Geheimnis ihres Erfolgs.

War Ihnen damals sofort klar, dass " Die immer lacht" Hit-Potenzial hat?

Rico: Nein, sofort klar war uns das nicht. Sebastian rief mich damals bei der Arbeit an. Wir betrieben die Musik zu dieser Zeit eher als Hobby, ich arbeitete noch in einem Möbellager. Jedenfalls schlug mir Sebastian vor, aus dem Song einen Remix zu machen. Ich hatte zunächst keinen Bock darauf. Doch er nervte mich jeden Tag mit dem Thema - bis ich eben nachgab und die Nummer neu produzierte. Wir wussten erst gar nicht, wer das überhaupt singt, da das YouTube-Video nur 200 Aufrufe hatte. Der Rest ist Geschichte.

Eine Erfolgsgeschichte sogar, die Kerstin angeblich innerhalb von nur fünf Minuten am Küchentisch zu Papier brachte. So lange dauerte ihr Songwriting. Hat Ihre Produktion mehr Zeit in Anspruch genommen?

Rico: Das hat auch nur zwei Stunden gedauert. Kerstin sang den Titel neu ein, wir produzierten ihn neu und dann war der Song im Prinzip fertig. Ein Hit innerhalb eines Vormittages.

Heute gehen eine Drittelmilliarde Streams - 340 Millionen - auf das Konto von Stereoact? Was macht diese kaum greifbare Zahl mit einem?

Rico: Wir sind extrem dankbar dafür - vor allem dafür, dass wir nachhaltig erfolgreich sein dürfen. Dafür haben wir hart gearbeitet. Wir sind kein One-Hit-Wonder. Und wir machen nur Songs, auf die wir wirklich Lust haben.

Mit welchen Stars aus der Musik-Welt würden Sie - neben Helene Fischer - gerne einmal gemeinsame Sache machen? Wie lautet Ihre Top 3?

Rico: Auf meiner Wunschliste steht Peter Maffay ganz oben. Er ist ein wirklich toller Sänger und ich mag ihn total. Dahinter kommen für mich direkt Andreas Gabalier und DJ Ötzi. Die beiden könnten auch gut zu uns passen.

Sebastian: Ich würde gerne noch Maite Kelly und Andrea Berg hinzunehmen. Dann hätten wir eine Top 5.

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