In Berlin hat sich die Hohe Prominenz vergangene Woche die Klinke in die Hand gedrückt. Ob eine Einladung zum Kochen der Modeikone Heidi Klum mit Tochter oder der Geburtstag von Toni Kroos in einem Nagelstudio.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Berlin gilt als so genannter Place to B. Vergangenen Dienstag schlenderte ich am Nachmittag zu einer Postfiliale an der Uhlandstrasse, um die wöchentlichen Säcke mit Autogrammwünschen abzuholen, und stolperte in einen spontanen Sektempfang des Nagelstudios direkt daneben.

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Während der Celebrity-Detektor in Städten, die nicht Berlin sind, in Etablissements wie diesem bereits ausschlägt, wenn mal jemand reinkommt, dessen Onkel einen Taxifahrer kennt, der mal jemanden zum Bahnhof gefahren hat, der mal mit Helene Fischer im selben Flieger sass, tummelten sich ein paar Meter jenseits des Ku'damms mehrere Fotografen um ein paar abgehalfterte Stehtische, die vermutlich schon für eine launige Charlottenburg-Gartenparty zur Hochzeit von Grace Kelly und Fürst Rainier von Monaco 1956 aus dem Sperrmüll gerettet wurden.

In diesem trostlosen Ambiente, gegen das selbst die Dönerbuden in Berliner U-Bahn-Stationen wie der Grill Royal wirken, läuft mir aber dennoch ein Starpotenzial in die Arme, für das sich die Produzenten von "Promi Big Brother" einen Arm abschneiden würden. Von GZSZ, naja, Schauspielern, bis hin zu Leuten, die mal bei DSDS in der Jury sassen - alles dabei.

Was ich damit sagen möchte: In Berlin hat jede zweitklassige Maniküre-Klitsche mehr Starpotenzial als die ersten Restaurant-Adressen in den meisten übrigen Städten des Landes. Ob das nun daran liegt, dass in Berlin so viele Celebrities leben, dass beim "Bambi" nicht für alle Platz wäre und also das nichtrehtaugliche C-Promi-Geschwader auf etwas unspektakulärere Anlässe verteilt werden muss, müsste bei Gelegenheit mal analysiert werden.

Promiauflauf (vegan)

Klar ist aber: Neben dem GZMS-Klatschblätter-Fallobst für bildungsmüde Vorabend-TV-Gucker gibt es auch zahlreiche echte Promis, die sich in Berlin diese Woche die Klinke in die Hand drückten. Und zwar auf Einladung von Heidi Klum nebst Tochter Leni, die nach 16 Jahren eiskalter Rampenlicht-Diät nun seit drei Jahren aggressiv und kompromisslos von ihrer Mutter als designierte Nachfolgerin für diverse Langzeit-Jobs aufgebaut wird.

Darunter natürlich der Moderationsposten bei Deutschlands erfolgreichster Casting-Show für zukünftige Spielerfrauen: "Germany´s Next Topmodel". Dass Leni hier langfristig in die High-Heels-Fussstapfen ihrer plusquamperfektionierten Mama etabliert werden soll, ist in der Branche ein offenes Geheimnis. Und sogar ausserhalb der Branche.

Kürzlich hatte ich nämlich im Rahmen des grandiosen Projekts "Kroos90" Gelegenheit, Fussball-Weltmeister Toni Kroos genau eine einzige Frage zu stellen. Wie es sich für eine fussballbegeisterte Taktikfüchsin wie mich gehört, wählte ich selbstverständlich eine Frage, die das gesamte Fussball-Deutschland seit Jahren bewegt: "Wenn Deine Tochter Amelie in zwölf Jahren zu Dir kommt und Dir eröffnet, sie möchte an der von Leni Klum moderierten Show 'Germany's Next Topmodel' teilnehmen - wie wäre Deine Reaktion?"

Kroos, der nicht erst seit seinen regelmässigen Auftritten bei der als Mario Barth der Spätunterhaltung geltenden Kultsendung "Late Night Berlin" als TV-Experte gilt, antwortete übrigens: "Grundsätzlich würde ich definitiv alles unterstützen, was sie möchte. Und bis dahin ist es meine Aufgabe, zu verhindern, dass sie dann mit diesem Wunsch kommt."

Das unterstreicht drei Dinge:

  1. Selbst Weltmeister bestreiten nicht, dass Leni Klum eines Tages GNTM moderieren wird.
  2. Heidi Klum ist in der fussballerischen Pop-Kultur angekommen.
  3. Toni Kroos steht dem Format GNTM mittelmässig begeistert gegenüber.

Ein Spass für Klein und Kroos

Damit schliesst sich aber nun endlich auch der Event-Kreis, den ich hier mühsam und wortreich für die besten Leser und Leserinnen der Welt (also, des Planeten, nicht der auflagenkränkelnden Tageszeitung) aufgebaut habe: Am Donnerstag durfte auch ich einem grossen Celebrity-Event beiwohnen, nachdem die Einladung ins Nagelstudio in meiner unmittelbaren Nachbarschaft offenbar tragischerweise auf dem Postweg verloren gegangen war: Die Geburtstagsparty von Toni Kroos!

Nein, kleiner Spass. Die ist natürlich erst am 4. Januar. Nachdem ich allerdings mit meiner Sensationsfrage im Prinzip seine Karriere gerettet habe, gehe ich davon aus, dass meine Einladung zu seiner feudalen Geburtstagsparty in Madrid nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Ich spreche in diesem Fall aber von einer Einladung, die mich von Heidi und Leni Klum erreicht hatte. Beiden war es ein Anliegen, mich auf das Bode der Tatsachen zurückzuholen. Und bevor Sie mir jetzt aufgeregte E-Mails schreiben, in denen Sie mir mitteilen, dass ich nicht nur sehr dumm bin und mich vermutlich hochgeschlafen habe, weil ich die deutsche Sprache kaum beherrsche: Der Satz war durchaus korrekt so. Ich spreche nämlich vom Bode Museum.

Ja, genau, das hübsche halbrunde Kulturphänomen auf der Museumsinsel, das Sie bei ihrer letzten Pauschalbusreise in die Hauptstadt eigentlich auch noch besuchen wollten, weil der Reiseführer es wirklich dringend empfohlen hatte, aber dann keine Zeit mehr war, weil Sie in der U-Bahn von einem Mann ohne Hose angeschrien wurden und Sie dieses traumatische Erlebnis erstmal bei einem Berliner Weisse mit Schuss verdauen mussten. Oder wie man dieses Berliner Kultgetränk nennt, wenn AfD-Sympathisanten anwesend sind: Berliner Weisse mit Stuss.

Thomas Hayo – der Christian Drosten der Denglishologie

In den vergangenen Jahren hat Heidi Klum uns via GNTM legendäre Perlen der TV-Geschichte gebracht. Wer erinnert sich nicht mit einem weinenden und einem noch mehr weinenden Auge an Sätze wie "Nur weil man blond ist, muss man nicht blöd sein - man kann auch beides sein!" oder "Ohne Handtasche kann ich keine Competition machen". Entsprechend haben sich zu den Heidi und Leni Klum Festspielen im Bode Museum so ziemlich alle Ex-Kandidatinnen eingefunden, die sich bislang noch nicht aus ihren Knebelverträgen mit Günther Klum rausgeklagt haben. Und auch einige echte Promiente, wie Riccardo Simonetti oder Thomas Hayo.

Hayo, der als Denglishman in New York zu Weltruhm gelangte Dekan der "Thomas Hayo Attitude Academy" war lange Jahre Juror neben Heidi Klum und gehört somit ebenfalls zum GNTM-Establishment. Inzwischen fungiert er seit einigen Jahren quasi der Thomas Gottschalk der Rekrutierungsshow für zukünftige Rabattcode-Queens auf Instagram. Einmal pro Staffel darf er noch mal ran, weil sich die Nation ein Fernsehjahr ohne ihn einfach nicht vorstellen kann.

Hayos traditionelle Gastauftritte scheinen auch nach der familieninternen Staffelstabübergabe gesichert zu sein, denn auch Leni Klum ist (genau wie ich als GNTM-Chronistin) mit Hayo aufgewachsen. Hayo macht übrigens aktuell unfreiwillig Karriere auf TikTok, wo momentan ein altes Video die Runde macht, in dem Joko Winterscheidt, Klaas Heufer-Umlauf und Matthias Schweighöfer Thomas Hayo konsequent "Pommes Mayo" nennen. Ein TV-Relikt, älter und humorfarblich bedenklicher als die Gags von Markus Krebs.

Gute Freunde kann niemand trennen

Ich persönlich habe das Glück, den Abend an der Seite alter Freunde zu verbringen, einigen Alumni der Modelschule Klum und Carolin Niemczyk, der einen Hälfte von Glasperlenspiel. In sehr guter Gesellschaft, und da ist Familie Klum eine wirklich gute Mischung geglückt an diesem Abend, lassen sich Einladungen wie diese noch viel eindringlicher geniessen. Wir kommentieren fleissig, aber diskret die wichtigsten Erkenntnisse des Abends.

Etwa Leni Klums Kleid, das eindeutig stark dem Effekt ähnelt, den sie damit erhaschen will: ziemlich durchsichtig. Zu Recht, man muss immer auffallen. Vor allem, wenn man von blitzlichtsüchtigen Red-Carpet-Junkies umringt ist. Denn mehr Prominente auf einem Haufen als im Bode Museum, das gab es zuletzt nur bei der Vorstellung des neuen Bestsellers "Das Ich im Du" von unseren lieben Freunden Tanja und Christian Roos.

Zur Krönung des Abends verrate ich Caro Niemczyk ein Geheimnis. "Das Ich im Du" von den Enkeln von Mary Roos wird einen spektakulären Nachfolger haben. Schon seit Monaten arbeite ich intensiv an der Fortsetzung: "Das Wir im Uns". Vorbestellungen gerne unter duwarstauchschonmallustiger@marievdb.de. Schöne Woche!

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