Wir leben in einer Neidgesellschaft. Um also meinem Ruf als Hass-Objekt weiterhin gerecht zu werden – und das sogar, ohne irgendwen zu beleidigen –, eröffne ich diese Partie Wochenrückblick-Schach mit dem berühmten "Vacay Opening".
Vacay klingt im ersten Moment natürlich wie ein exotischer Duft aus der neuen Parfum-Serie "Eau de
Ich schreibe diese Zeilen nämlich bei lauschigen 30 Grad, einer erfrischenden Brise Wind, die sich ihren Weg über das glitzernde Mittelmeer hoch zu mir an den Infinity-Pool bahnt. Dort sitze ich, mit einer eiskalten Cola Zero, einer übergrossen Sonnenbrille und ein paar Kilo fein säuberlich zu akkuraten Dreiecken vorgeschnittenen Wassermelonen-Stücken auf einem luxuriösen Strandbett und sinniere darüber, was es diese Woche wohl Wichtigeres gegeben haben könnte als meine persönliche Entspannung.
Hey, hey, hey! Hey, hey, hey!
Entsprechend tapfer müssen Sie nun sein, liebe Leser. Es folgt ein wortreicher und gleichsam unbeschwerter, allerdings beizeiten auch relativ relevanzarmer Bericht über meine Woche im Robinson Club auf Kreta. Robinson, so ehrlich muss ich sein, hatte ich bis vor einigen Jahren nur mit zwei Dingen in Verbindung gebracht – und beide haben mit Kreta und auch mit Luxus wenig zu tun. Zum einen wäre da der Song „Mrs. Robinson” von Simon & Garfunkel. Ein sogenannter Evergreen, den wohl jeder kennt.
“Where have you gone, Joe DiMaggio? A nation turns its lonely eyes to you" und “And here’s to you, Mrs. Robinson, Jesus loves you more than you will know" sind Sätze, die in die amerikanische Popkultur eingegangen sind, auch wenn mir bis heute niemand erklären konnte, was der Song mit der Storyline von "Die Reifeprüfung" zu tun hat. Dem extrem erfolgreichen und Oscar-gekrönten Film von Mike Nichols, in dem Anne Bancroft als "Mrs. Robinson" den jungen Dustin Hoffmann verführt.
Der Film ist ganz gut, allerdings spielen weder Joe DiMaggio noch Jesus eine signifikante Rolle. Oder wie Richard David Precht sagen würde: "Weder Joe DiMaggio noch ich spielen darin eine signifikante Rolle."
Sollten Sie sich an dieser Stelle nun fragen, woher eine ihrem blendenden Aussehen nach zu urteilen maximal 21 Jahre alte Twitter-Ikone so viele Details über einen 1967 erschienenen Film kennt, dann sei Ihnen gesagt: Dieser Klassiker, der bereits in den Nullerjahren, als ich ihn erstmals gucken musste, so wirkte, als wäre er 50 Jahre alt, ist einer der Lieblingsfilme meiner Mutter.
Und als hochrangiges Mitglied meiner Erzeuger-Fraktion schlitterte meine Mutter Anfang des Jahrtausends in eine Phase, in der sie mir und meiner Schwester unbedingt diverse Filmklassiker näherbringen wollte. Vermutlich dachte sie, Dustin Hoffmann und ein kinematografisch äusserst künstlerisch umgesetzter Ehebruch wären für 12-Jährige ungefährlicher als "Echt"- oder "Backstreet Boys"-Stars anzuschmachten oder sich – aufgetakelt wie eine Highschool-Zicke aus den 90ern – mit gefälschten Schülerausweisen heimlich in Clubs zu mogeln, wo man dann nach einem halben Bier praktisch oben ohne auf irgendwelchen Boxen tanzt, weil Alkohol und Nulldiät selten eine gewinnbringende Symbiose eingehen.
Übrigens, Mama, falls Du hier mitliest: Das ist eine von der Redaktion erfundene Geschichte, die ich lediglich nutze, um mich vor meinen Lesern (und lieber Didi Hallervorden: auch vor meinen Leserinnen) als rebellischer Teenager zu inszenieren. Nichts davon ist jemals passiert!
Du trägst keine Liebe in dir
Stichwort "Echt". Ich habe mal von einem Freund – nennen wir ihn Achmet Schachbrett (kleiner Insider, liebe Katharina Dürr) – gehört, dass
Wie aber auch bei echten Gossip-Gazetten üblich, die mitunter weitestgehend nur noch aus Richtigstellungen ihrer Falschbehauptungen über Promis aus den letzten Wochen bestehen, scheint Achmet Schachbrett eine wenig seriöse Quelle zu sein. Hätten Kim Frank ("Sag mal weinst Du, oder ist das der Regen") und Jenny Elvers (Heidekönigin) ein heimliches Kind, wäre das wirklich sehr heimlich. So heimlich, dass es quasi durch jungfräuliche Empfängnis gezeugt worden sein müsste. Und Jungfräulichkeit würde ich bei Jenny Elvers mal pauschal ausschliessen.
Aber ich schweife ab. Die zweite Gelegenheit, zu der mir Robinson gewahr wurde, war Robinson Crusoe. Im Prinzip die Romanvorlage zum Inseldrama "Cast Away". Wenn ich mich richtig erinnere, ein Film darüber, wie sich Tom Hanks nach einem Flugzeugabsturz auf eine Karibikinsel rettet und sich dort in einen Volleyball verliebt. Insel, Meer, Sonne, Volleybälle – das ist schon eher eine brauchbare Referenz zu meiner Urlaubswoche.
Während ich im Bikini auf Kreta sitze und alkoholfreie Cocktails vor der malerischen Kulisse eines sommerlichen Sonnenuntergangs schlürfe, kühlen sich zu Hause im fröstelnden Deutschland nicht nur die Thermometer, sondern auch die Herzen ab. Eine amouröse Frage beschäftigt die Nation. Also, jedenfalls die Nation, die das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet hat: Sind TikTok-Supermodel Angelina und Elevator Boy Julien noch ein Paar?
Tattoo das noch weisst
Zum Glück: Entwarnung! Die Love-Role-Models einer ganzen Milchzähne-Generation sind auch zweieinhalb Jahre, nachdem der Aufzug-Experte die neue Cindy Crawford auf Instagram weggeflirtet hat, glücklich wie am ersten Tag. Das könnt Ihr eurer Sarah Wiener der Promi-Gerüchteküche schon glauben! Meine Infos sind solider als die Tattoo-Dichte auf Flügen nach Berlin. Und jeder, der mal auf dem in einer Rekordzeit von etwa 352 Jahren gebauten, haha, neuen Flughafen Berlin Brandenburg gelandet ist, der weiss: Auf Passagiermaschinen nach Berlin ist Körperschmuck mit Tintenhintergrund quasi genauso verpflichtend wie das Mitführen eines gültigen Lichtbildausweises.
Ich flog vor einigen Jahren mal mit einem berühmten Late Night Moderator von Paris nach Berlin zurück, als uns dieses Phänomen erstmals bewusst wurde. Tatsächlich, das kann man jederzeit bei einer kleinen Shoppingtour durch das attraktive Angebot am "Willy Brandt" Flughafen (kleine, warme Fanta: 4,50 Euro) nachrecherchieren: Die Tattoo-Dichte bei Fluggästen nach/von Berlin ist höher als die Porsche-Dichte im FDP-Vorstand.
Warum ich Euch davon erzähle? Nun ja, zum einen war die Woche unter der Sonne Griechenlands so entspannend, dass ich kaum Zeit hatte, mich ausführlich anderen Themen als meiner nahtlosen Bräune und den veganen Köstlichkeiten zu widmen. Ausserdem muss ich der Welt doch mitteilen, dass ich für meinen "Tribute to Bräunung" sogar auf "Tribute to Bambi" verzichtet habe und vergangene Woche den Roten Teppich mit dem Glitzerteppich des Mittelmeeres getauscht habe.
Das macht mich jetzt nicht zu einem besseren Menschen und morgen Kreta auch schon kein Hahn mehr nach, aber falls sich irgendwer mal fragen sollte, warum ich immer noch keinen Bambi gewonnen habe: Vielleicht liegt es daran. Wenn Sie das ändern wollen, schreiben Sie gerne jederzeit eine E-Mail mit Betreff "Warum ignorieren Sie Marie von den Benken?" an presse@bambi.de oder eine Postkarte mit identischem Inhalt an Bambi Komitee, Arabellastrasse 23, 81925 München. Bis nächste Woche!
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