Die vergangenen sieben Tage werden vermutlich nicht in die Kategorie "Topwoche für Tagebuchschreiberinnen" eingehen.
Verrückte Woche im schönsten Deutschland aller Zeiten. Während die erhoffte Neuauflage des Sommermärchens von 2006 im Hinblick auf die diese Woche startende Europameisterschaft im eigenen Land noch auf sich warten lässt, mobilisieren Fussballer, Ex-Fussballer und alles, was schon mal einen Fuss in ein Fussballstadion gesetzt hat, die letzten Kräfte, um der von Krieg, Europawahl, Klimawandel, Inflation und Rechtsdruck gebeutelten Nation endlich Erlösung zu verschaffen und die Vorfreude auf einen Sommer voller Fussballhöhepunkte schmackhaft zu machen.
Selbst Altkicker wie
Damals war Max Kruse drei Jahre alt, seine musikalische Früherziehung scheint aber hervorragend funktioniert zu haben. Dieser Tage nämlich bringt Max Kruse gemeinsam mit den Fairbass-Brüdern von Right Said Fred deren Nachfolgewelthit auf den Markt, den EM-Song "Stand Up For The Champions“. Eine Techno-Version des 2002er Hits von Right Said Fred. Es erscheint unwahrscheinlich, dass Max Kruse als Kleinkind ohne jegliche Englischkenntnisse bereits Right Said Fred Fan wurde. Seit Kruse älter als acht Jahre alt ist, gab es keine erfolgreichen Right Said Fred Songs mehr.
Es darf also spekuliert werden, woher die Affinität zu der in ihrer Heimat England als One-Hit-Wonder geltenden Kapelle rührt. Ist Kruse grosser Fan des 90s-Pop? Oder waren es eher die, naja, journalistischen Glanzlichter, die die Band im Anschluss an ihre Musikkarriere setzte? Während der Corona-Zeit etwa sprach sich die Band auf ihrem offiziellen Telegram-Kanal vehement gegen die Covid-Impfung aus und teilte dabei auch den Webcast eines Neonazis, der Verschwörungstheorien und Falschinformationen rund um Corona und Impfungen verbreitete.
Auf ihrem durchaus als zweifelhaft einzuordnenden Telegram-Kanal beschreiben sich die Right Said Fred Brüder als "zwei Musiker mit Meinungen, die nicht in das Narrativ der Mainstream-Medien passen". Ob Max Kruse neben auffällig sonderlackierten Sportwagen auch Aluhüte im Fuhrpark hat, kann ich nicht beurteilen. Auch, ob ihm die Schwurbel-Vergangenheit der Ex-Popstars bewusst war, als er sich dazu entschlossen hat, ausgerechnet gemeinsam mit Right Said Fred den Sprung in die Musikcharts zu wagen, ist unklar.
Vielleicht hatten auch Scooter einfach keine Zeit. Oder der inzwischen in Kreuzberg beim Weltklub BSV Al-Dersimspor spielende Kruse findet, in der Landesliga Berlin sollte nicht der letzte Vorhang seiner Karriere fallen. Ob eine Grossraumdisco-Technoversion von "Stand Up For The Champions" allerdings das Flair von 2006 zurückbringen wird, das darf zurecht bezweifelt werden.
L´Amour Toujours im Fussballstadion
Die Massen wieder zurück auf die Fanmeilen zu bringen und ein ganzes Land in vereinigter Partystimmung zu heilen, wird ohnehin ein sehr schwieriges Projekt. Seit 2006 ist viel Zeit vergangen. Damals war "Die Welt zu Gast bei Freunden", wie der offizielle Claim der Weltmeisterschaft 2006 verlauten liess. Heute wird Deutschland nach steigendem Rechtspopulismus, enthemmtem Judenhass, problematischer Ampelpolitik und von "Stolzmonat"-Intelligenzverweigerern entweihter Nationalflagge im Ausland ohnehin nicht mehr als sonderlich gastfreundlich empfunden.
Und auch innenpolitisch hängt der Haussegen eher schief. Während 2006 auf den WM-Festen noch Supermodels wie
Nachdem die deutschen Finalisten Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund ihre Europacup-Endspiele diesen Sommer verloren hatten und auch Vorzeigeclub Bayern München ausgerechnet in der EM-Saison eine derartig mittelgute Performance bot, dass man zur Sicherheit 53 Trainerkandidaten anfragte, ob sie den Karren aus dem Dreck der Säbener Strasse ziehen würden, ist das Nationalteam um Julian Nagelsmann der letzte Rettungsanker, um auf internationalem Parkett zu glänzen oder sogar zählbare Pokale mit nach Hause zu bringen.
Nach eher durchwachsenen Testspielen und einer veritablen Torwart-Diskussion um den überraschend fehleranfälligen einstigen Welttorwart Manuel Neuer geht man allerdings nicht zwangsläufig als Hauptfavorit in den Wettbewerb. Nun kann man darauf hoffen, dass Deutschland seinem Ruf als Turniermannschaft mal wieder gerecht wird, nach zwei spektakulär ernüchternden Weltmeisterschaften, bei denen man relativ sang- und klanglos bereits in der Gruppenphase die Segel streichen musste, ist das allerdings ein Szenario, auf das man nicht unbedingt höhere Geldbeträge setzen sollte.
No Hayo, no Hero
Und auch bei der Laufsteg-Europameisterschaft um Bundesmodeltrainerin Heidi Klum, im Volksmund als "Germany's Next Topmodel" bekannt geworden, steht man in der Finalwoche nicht zwangsläufig in Siegerpose auf dem Boulevard der Eitelkeiten. Die Quoten sind durchwachsen, das Dramapotenzial blieb diese Staffel überschaubar und zum krönenden Abschluss leistet sich Klums Heimatsender auch noch einen Personal-Fauxpas, der beim Zielpublikum äusserst irritiert registriert wurde.
Der einstige Dauer-Juror
Es gibt aber auch gute Nachrichten. Fans der "Let´s Dance"-Juryikone Joachim Llambi hadern seit Jahren damit, dass die beliebte Tanzshow ihren Liebling nur für drei Monate im Jahr wöchentlich in die Wohnzimmer transferiert, während sie für den langen Rest des Jahres auf Llambi-Diät gesetzt werden. Das könnte sich jetzt endlich ändern. Starsender MDR verkündet nämlich, Llambi würde alsbald fester zweiter Moderator der Erfolgstalkshow "Riverboat" werden, die seit etwa 472 Jahren von Kim Fisher und wechselnden Co-Moderatoren zum festen Bestandteil der TV-Welt etabliert wurde. Ob Llambi in seiner neuen Rolle als verständnisvoller Gastgeber seine Talkpartner mit Bewertungskellen ratifizieren wird, hat der MDR bislang noch nicht verraten.
Una Notte Italiana
Auch ohne 10er Kellen sehr gut bewertet soll dieser Tage Tennis-Ass Alexander Zverev worden sein. Allerdings, zur Boulevardblatt-Freude der Gossip-Industrie, nicht von einem dahergelaufenen 08/15 Fan, sondern von Mega-Influencerin Chiara Ferragni. Die mit knapp 29 Millionen Followern und diversen eigenen Firmen zur Instagram-Multimillionärin aufgestiegene Italienerin ist frisch von ihrem Mann getrennt und soll diese Woche beim Turnier in Rom zunächst heftig auf der Tribüne für Zverev gejubelt und ihm anschliessend im gemeinsamen Hotel den Tiebreak erklärt haben.
Wie Alexander Zverevs offizielle aktuelle Lebensabschnittsgefährtin Sophia Thomalla diese zufällige Zusammenkunft einordnet, werden wir mit Sicherheit im Verlaufe der Woche unseren bundesdeutschen Qualitätsmedien entnehmen können. Bis dahin, spätestens aber bis Montag, wünsche ich eine tolle Woche!
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