Am Sonntag war der vierte Advent. Noch fünf Tage bis Heiligabend. Die schönste Zeit des Jahres neigt sich dem besinnlichen Höhepunkt zu. Noch vor zwölf Monaten sind wir ohne Impfstoff, ohne brauchbare Regierung und ohne jede seriöse Vorhersage, wie die Corona-Pandemie sich im neuen Jahr entwickeln würden, in die Weihnachtsfeiertage gelockdowned. Dieses Jahr gibt es immerhin den Hoffnungsschimmer Impfstoff. Endlich wieder mehr als drei Leute unter dem Weihnachtsbaum. Gut, natürlich nicht bei medizinischem Personal, denn die Intensivstationen laufen weiter voll und Beatmungsgeräte kennen keine Feiertage.
Statt "Jingle Bells" und Weihnachtsurlaub gibt es für die wichtigste Stütze unserer Gesellschaft in diesen Zeiten nach zwei Jahren Überstunden, Überlastung und Corona-Ausnahmezustand zum Fest ein feierliches "F**k You" von randalierenden Querdenkern, Impfzentren zerlegenden Corona-Leugnern und auch von Politik und Gesellschaft.
Tatsächliche Wertschätzung erfahren die Männer und Frauen nämlich nicht, die uns unter schlimmsten Bedingungen und Einsatz ihres Lebens im internationalen Vergleich bislang recht glimpflich durch die Pandemie gebracht haben. Jedenfalls keine, die sich spürbar auf der Gehaltsabrechnung bemerkbar machen würde. Eine Schande. Das Klatschen ist inzwischen verhallt. Selbst
Und täglich grüsst das Lockdown-Murmeltier
Und auch dieses Jahr ist quasi schon wieder vorbei. Vieles ist neu. Neue Regierung, neue Hoffnung. Heiland
Wer also 2021 vernünftig war und Schwurbler-Märchen wie die von Unfruchtbarkeit nach Impfung akkurat ins Reich der Legenden einsortiert hat, der darf dieses Jahr fast wieder feiern wie in einer fernen Zeit, an die man sich kaum noch erinnern kann: Das schöne Jahr 2019, als unser grösstes Problem noch war, dass sich diese unverschämten Schulschwänzer von Fridays For Future erdreisten, eine intakte Umwelt für ihre Generation und die folgenden einzufordern.
Wären die mal lieber zur Schule gegangen. Denn wie das enden kann, wenn man nicht akkurat lernt und Schulausbildung sowie Studium ohne Fehlstunden abschliesst, sieht man ja heute an jungen Menschen wie
It´s Beginning to look a lot like Christmas
Die schönste Zeit des Jahres also. Neben stark reduzierten Adventskalendern, "Last Christmas" in Heavy Rotation und etwa 43 neuen Weihnachtskomödien pro Stunde auf Netflix ist eigentlich nur eine Sache um diese Jahreszeit sicher: Jahresrückblicke in allen Medien. Als rebellische Merkel-Marionette am Kolumnentisch der gekauften Mainstream-Medien möchte ich mit dieser Tradition brechen und statt eines "Best of 2021" ein "Was passiert 2022" anbieten.
Eine Vorschau. Ein Blick in die Zukunft. Denn das kommende Jahr wird ein denkwürdiges. In vielerlei Hinsicht. Es beginnt, das jedenfalls sagt RTL, mit dem Dschungelcamp. Wo genau, das ist spätestens seit Omikron nicht mehr so ganz klar. Nachdem aber bereits vergangenes Jahr lediglich eine Qualifikationsrunde auf einem Parkplatz in Köln Hürth möglich war, wird der Sender mit dem grossen Herz für mehrfach insolvente Ex-Stars irgendwie eine Lösung finden.
Im Zweifel baut man das Camp eben in der Garage von Dschungelcamp-Kultautor
Hier meine Prognose:
Wolfgang Kubicki wird das kommende Jahr zu echten altliberalen Silberrücken-Festspielen machen. Zunächst wird sein (selbstverständlich vollkommen fiktionaler) Roman "Lauterbach, Du Spacken" verfilmt.
Jan-Josef Liefers spielt
Elyas M'Barek spielt niemanden, steht aber in jeder Szene im Hintergrund rum und schaut mit leicht gesenktem Kopf und spitzbübischem Blick bedeutungsvoll in die Kamera. Der Film kommt im März 2022 unter dem Titel "KeinHirnHaben" in die Lichtspielhäuser. Da in allen Kinos die 2G-Regel gilt, kann der Film trotz hollywoodreifer Premiere in Kubickis Stammkneipe (Boris Reitschuster führt durch den Abend) sein grosses Potenzial unter Querdenkern an den Kinokassen nicht abrufen, wird aber später im Jahr durch Streaming-Käufe zum erfolgreichsten Film aller Zeiten.
Als er bei der Nominierung für den deutschen Beitrag zum Oscar für den besten nicht amerikanischen Film gegen das Christian-Drosten-Biopic "Einer flog über das Koch-Institut" und den Sophia-Thomalla-Erotik-Thriller "Dirty Distancing" verliert, schickt ein empörter Paul Ronzheimer 837 WhatsApps an Markus Söder.
Sahra und Wolle in Love
In einem spektakulären Gerichtsverfahren lehnt das Bundesverfassungsgericht im Spätsommer Kubickis Verfassungsklage ab. Er wollte erreichen, dass jeder Deutsche, der seinen Film nicht im Kino gesehen hat, zur Strafe eine Woche lang seine Hemdkragen aufbügeln und stärken muss. Die von "Bild-TV" und Wonderwaffel unterstützte Kampagne "Wenn es eine Impfpflicht gibt, muss es auch eine Kubicki-Pflicht geben" scheitert. Das Freiheitskommando im Leitartikeldschungel der Doppelmoral ist ausser sich.
Die Entscheidung bleibt auch beim Volk nicht unkommentiert. Friedliche Spaziergänger finden sich vor der Landesvertretung Schleswig-Holstein in Berlin ein, organisieren sich unter dem Namen "PEGIKA" (Patriotische Europäer gegen das Ignorieren des Kubicki Autorenfilms) und skandieren "Ihr könnt euch boostern, ihr könnt euch impfen – Wolle wird euch alle schimpfen!"
Die Gemüter beruhigen sich erst Wochen später, als Wolfgang Kubicki überraschend seine Eheschliessung mit
Rage Against The Vaccine
Das rauschende Hochzeitsfest wird zum gesellschaftlichen Top-Ereignis eines ganzen Jahrzehnts. Kraft der ihm von Wolfgang Wodarg verliehenen Amtskraft fungiert Reiner Fuellmich als Pfarrer und erklärt Sahra Wagenknecht und Wolfgang Kubicki (gegen eine geringe Aufwandsentschädigung von knapp 1,8 Millionen Euro) zu Mann und Frau. Julian Reichelt setzt die Heiratsurkunde persönlich auf.
Die hochkarätig besetzte Gästeliste zieht Qualitätsmedien aus aller Welt an. Am Roten Teppich machen Nena Schink und Richard David Precht Exklusivinterviews für das neue "Bild-TV"-Format "Viertel nach Precht". "Russia Today" überträgt die Zeremonie in voller Länge live aus der Xavier-Naidoo-Arena Mannheim. Ken Jebsen moderiert. Svenja Flasspöhler lässt die von ihr formulierten Eheversprechen von Sucharit Bhakdi auf wissenschaftliche Plausibilität prüfen und dann von Eva Herman vortragen. Das Catering kommt von Attila Hildmann. Michael Wendler und Nena singen "Killing in the Name of Merkel" von der Band Rage Against The Vaccine (Lieblingssong von Sahra Wagenknecht-Kubicki) in Dauerschleife.
Lisa Fitz begeistert im Rahmenprogramm mit einigen Schenkelklopfern aus der Anekdotenabteilung. Die Trauzeugin ist Jana aus Kassel, Trauzeuge Bodo Schiffmann. Schiffmann kann aus persönlichen Gründen leider nur per Videostream aus Tansania zugeschaltet werden. Besonders schade, da er mit seinem Hilfsfond für die Kosten des Events aufkommt.
Dieter Nuhr widmet den Eheleuten sein neues Programm "Impfpflicht Nuhr über meine Leiche". Aufgrund des hohen öffentlichen Interesses und einer von der Untergrundorganisation "Lauterbach Ultras" angekündigten Gegendemo sorgt Rainer Wendt persönlich für die Sicherheit. Die wenige Tage später auf Netflix veröffentlichte Wedding-Doku "Sahra und Wolle in Love" wird mit Filmpreisen, Bambis und Grimme-Preisen überhäuft. Qualität zahlt sich aus. Diese Kolumne hat darum auch noch keinen einzigen Preis gewonnen. Zurecht natürlich. Ob sich das 2022 ändert, werden wir sehen. Und vielleicht sogar in dieser Kolumne lesen. Sofern ich nächstes Jahr weitermachen darf. So oder so: Schöne Weihnachten!
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