Eine Woche der Entscheidungen geht zu Ende. Armin Laschet zum Beispiel entscheidet sich, definitiv nicht Kanzler werden zu wollen, indem er den Gender-Polizeipräsidenten Friedrich Merz zu seinem wichtigsten Verbündeten im Wahlkampf um das Kanzler*innenamt ausruft.
Schalke 04 entscheidet sich, den Wiederaufstieg mit einem schon lange überfälligen Kurswechsel in der Kaderstrategie zu realisieren. Weg von alten, satten, zu teuren Spielern, hin zu jungen, wilden, hungrigen, günstigen Supertalenten. Die erste logische Neuverpflichtung ist daher selbstverständlich der 33 Jahre alte Simon Terodde, der vom möglichen zukünftigen Erstligisten HSV und der schönsten Stadt Deutschlands zum sicheren zukünftigen Zweitligisten und der, naja, hässlichsten Stadt Deutschlands wechselt - weil er dort mehr verdienen wird.
Da wird schnell klar: Alte Fehler will Schalke nicht mehr machen. Klaas-Jan Huntelaar ist ja schon wieder da. Wenn jetzt noch Ali Karimi verpflichtet werden kann, ist der Durchmarsch zurück in die erste Liga Formsache. Ausserdem verfügt der Traditionsverein, der seine Heimspiele in der grössten Sauna Europas austrägt, dann über den einzigen Kader im Profifussball, dessen Altersdurchschnitt über dem von
Julian Nagelsmann ist dem FC Bayern 30 Millionen Euro wert
Eine weitere Entscheidung, die diese Woche für Furore sorgt: Der FC Bayern macht bei der Trainersuche Nagelsmänner mit Köpfen. Der erklärte Wunschkandidat für den Rolex-Vorstand um
Dafür hat er mit 33 Jahren natürlich seine Trainerkarriere noch vor sich. 30 Jahre mindestens kann er locker noch an der Seitenlinie stehen. Das lohnt sich dann auch für den Rekordmeister: Nur eine Million Euro Ablöse je Vertragsjahr. Unter 30 Jahre Vertragslaufzeit sollte Nagelsmann aber auch nicht machen.
Nicht wegen der Rekordablöse für Trainer, sondern weil es nach dem FC Bayern eben nicht mehr gross weiter nach oben gehen kann mit der Karriere. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Nagelsmann nach seinem Engagement an der Säbener Strasse noch Lust hat, 25 Jahre lang zwischen Hertha BSC, Hannover 96 und Fortuna Düsseldorf zu tingeln.
Jan Josef Liefers, der Hendrik Streeck der Satiriker
Egal - sollte er irgendwann keine Lust mehr auf den Trainerjob haben, kann er immer noch Modedesigner werden. Seine illustren Outfits sind weit über die Bundesliga hinaus bekannt. Viele Fashion-Koryphäen sind sich sicher, dass sich Nagelsmann und "Let's Dance“"-Juryikone Jorge González einen Stylisten teilen.
Ebenfalls eine Entscheidung getroffen hat diese Woche Jan Josef Liefers. Der tatorterprobte Neurechtsaussen verfügt über keinerlei Erfahrung im Profifussball und wird demnächst 57 Jahre alt. Insofern darf davon ausgegangen werden, dass der FC Schalke 04 bereits über eine Verpflichtung nachdenkt.
Liefers jedenfalls entscheidet sich diese Woche, das Narrativ der zufällig zusammengekommenen, spontanen Kunstaktion einiger lose befreundeter Schauspieler beizubehalten. Inwiefern die durchaus als dubios geltenden Personen wie Paul Brandenburg oder Dietrich Brüggemann im Vorfeld lange auf die Kunstperformance mit Querdenker-Anleihen hingearbeitet haben oder warum Moritz Bleibtreu offensichtlich lange innerhalb der Branche bei vielen Schauspiel-Kollegen und vor allem -Kolleginnen intensiv für das Projekt #allesdichtmachen geworben, dann aber kurzfristig abgesagt hat, bleibt weiterhin unkommentiert.
Filme, die #allesdichtmachen schreibt
Vielleicht ist das Ganze aber auch nur eine gigantische Guerilla-Marketing-Aktion für einen neuen Blockbuster mit Deutschlands schauspielender Wissenschaftselite. Hier meine persönliche Top Ten der wahrscheinlichsten Filme, die aus #allesdichtmachen erwachsen könnten:
- "Aus der Mitte entspringt ein Stuss"
- "Die zwölf Geschwurbelten"
- "Das Empörium schlägt zurück"
- "Einer log über das Kuckucksnest"
- "Das Schweigen Dilemma"
- "Das Fenster zum Doof"
- "From Dusk Till Lockdown"
- "G wie Gleichschaltung"
- "KeinImpfHaben"
- "Basic Inzidenz"
Ich bin sicher, eines dieser Meisterwerke werden wir 2022 bei den Academy Awards wiedersehen. Vermutlich erneut zu Unrecht leer ausgehen wird dagegen Filipp Piatov. Sein absolut nicht autobiographisches Filmepos "Nur noch 60 Minuten" über einen jungen Journalisten, der einen BRAVO-Starschnitt von
Der auch die ganz Grossen Virologen überführt oder ansonsten alternativ so lange andere Virologen-Kollegen falsch oder aus dem Zusammenhang gerissen zitiert, bis sich 90 Prozent der seriösen Wissenschaftler von seinen konstruierten Zusammenhängen distanzieren. Alleine der Titelsong "Ich habe besseres zu tun" aus dem Soundtrack-Album "Ja, ist gut jetzt" von DJ Drosten feat. Call Louderbach würde eine Nominierung rechtfertigen.
Aber wie es so oft ist im Leben: Undank ist der Welten Lohn. Am Ende kungelt sich wieder irgendein zweitklassiges Musical mit Ryan Gosling auf das Siegertreppchen und wahre Kunst wird weiterhin konsequenter ignoriert als Produkte von Attila Hildmann vom Einzelhandel.
Der Mai ist gekommen, die Polizisten schlagen aus
Stichwort Cancel Culture. Die vernunftgesteuerten Beobachter der gesellschaftlichen Entwicklung mussten am Samstag, dem legendären Maifeiertag, schmerzhaft feststellen: Die Hoffnung darauf, Demonstranten mit politisch und inhaltlich eher links einzuordnenden Anliegen würden ein bejubeltes Exempel statuieren und den in den vergangenen Wochen mehrfach unbehelligt durch Innenstädte marschierten Querdenkern mal zeigen, dass man für Protest keinerlei Gewalt benötigt, wurde gecancelt.
Die Möglichkeit, ein so klares und wichtiges Zeichen für friedliche Überlegenheit auszusenden, verpuffte leider ungenutzt. Auch in Berlin brannten Feuer, wurden Polizisten angegriffen und zahlreiche Menschen festgenommen.
Wie tief der Riss zwischen den Ideologien und auch der daraus resultierenden Vereinsbrillen-Wahrnehmung von Abläufen wie in Berlin mittlerweile ist, lässt sich sehr gut an den Reaktionen auf die Geschehnisse im Rahmen der Maidemonstrationen ablesen. Während die CDU Berlin dem Rot-Rot-Grünen Senat einen "Kuschelkurs mit der linken Szene" vorwarf, beklagen andere, die Polizei würde immer nur dann proaktiv Gewalt gegen Demonstranten anwenden, wenn es sich um Zusammenkünfte linker Gruppierungen handelt.
Die Wahrheit liegt wohl, wie so oft, irgendwo dazwischen. Klar ist aus meiner Sicht nur: Wenn wir es nicht schaffen, Demonstrationen ohne Gewalt, Zerstörung und Verletzte hinzubekommen oder zu vermeiden, dass Querdenker und COVID-Leugner bei einer untersagten Demo auch noch freundliches Geleit von der Polizei erhalten, verlieren wir am Ende alle. Brennende Mülleimer retten nicht die Welt. Querdenker-Gedankengut und rechtsradikale Stimmungsmache allerdings noch viel weniger. In diesem Sinne hoffe ich auf versöhnlichere Themen in der kommenden Woche. Bis dahin!
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.