Diese Woche möchte ich mit einer Entschuldigung beginnen. Ich bitte um Nachsicht dafür, dass ich in den vergangenen 14 Tagen der treuen Fangemeinde dieses Wochenrückblicks quasi die Existenzberechtigung entzogen habe. Wie erquicklich es auch jeden Montag ist, mir in zahllosen Kommentaren anzuhören, dass ich mich als eher mittel- bis unterdurchschnittlich begabte Schreiberin besser auf Dinge konzentrieren sollte, von denen ich was verstehe. Fotos auf Instagram posten oder irgendwas halt, wo man nicht gross ins Denken geraten muss. Nun habe ich das in den letzten 16 Tagen ausführlich praktiziert und mich täglich um ein TV-Format gekümmert, das nicht unbedingt dafür bekannt ist, dass man mehrere akademische Abschlüsse benötigt, um Zugang zum Konzept zu finden.

Eine Kolumne
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Nun ist aber (für die einen leider, für die anderen zum Glück) der Dschungelkönig gekrönt und der Hamburger Shisha-Bar-Buddy von Olaf Scholz, Filip Pavlovic hat Deutschlands bekanntestem Friseuren-Model Daniel Hartwich und Immunsystem-Expertin Sonja Zietlow die Krone und das Zepter aus den Moderationskartenhänden gerissen. Im Umkehrschluss heisst das natürlich: Ich bin wieder frei für Wochenrückblicke (hier Jubelarien einspielen). Da zeigt sich doch mal wieder: Nach Regen folgt Sonnenschein. Wenn eine Tür zugeht, geht eine andere auf. Wenn man nicht mehr in der CDU sein darf, dann gewährt die AfD gerne politisches Asyl.

Aller guten Dinge sind dry

Womit wir auch schon bei der ersten Aufreger-Trilogie der jüngsten Vergangenheit sind: Der AfD-Dreiklang: Otte, Meuthen, Steinbach. Eine Schmuddel-Räuberpistole wie von Dieter Wedel persönlich zusammengeklaut und mit Mario Adorf (Max Otte), Heinz Hoenig (Jörg Meuthen) und Veronica Ferres (Erika Steinbach) als Sechsteiler für das ZDF verfilmt. Otte, der sich eigentlich als stahlhartes Bollwerk gegen linksgrünversiffte Indoktrination unseres schönen Landes sieht, ist zuletzt etwas vom Kurs abgekommen. Inzwischen ist er derartig in der, naja, Mitte angekommen, dass ihm sogar die CDU zu links ist und er sich sogar von CDU-Rechtsrechtsrechtsausleger Hans-Georg Maassen als zu extrem anpöbeln lassen muss. Gut, seine Kandidatur zum Bundespräsidenten als Kandidat der AfD, die er sich mit einer freundschaftlichen Spende im fünfstelligen Euro-Bereich erkauft haben soll, könnte womöglich einen kleinen Hinweis darauf geben, warum selbst ein Friedrich Merz Otte vermutlich nicht mehr in sein Team Zukunft berufen wird.

Jörg Meuthen dagegen, der seit 2015 Bundessprecher von Ottes Spendenempfängerin, der AfD, gewesen ist, hat dagegen den umgekehrten Weg eingeschlagen. Empört über die zu rechte Ausrichtung seiner Ex-Partei ist er am 28. Januar ausgetreten. Viele sagen, er hätte den parteiinternen Machtkampf gegen den von der "Heute Show" erfundenen und seither von Fabian Köster gespielten "Bernd Höcke" ohnehin verloren. Den "Schandfleck im Herzen unserer Hauptstadt" und die "Erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" hatte er dem Beinahe-Ministerpräsidenten-Macher aus Thüringen noch zähneknirschend durchgehen lassen. Jetzt hat aber sogar Meuthen von Höcke, Antisemitismus, Rassismus und Sexismus in seiner ehemaligen Partei die Schnauze voll. Mal sehen, wo es ihn hintreibt. Vielleicht eine Talkshow bei "Servus TV", wenn er bei denen nach seinem Austritt nicht ebenfalls als linksextrem gilt.

Erika Steinbachblütentee

Das "Aller guten Dinge sind drei"-Phänomen im AfD-Karussell der PR-Pleiten macht dann schlussendlich Erika Steinbach klar. Endlich möchte man meinen ist sie (als Reaktion und Ausgleich zu Meuthens Austritt übrigens) feierlich der AfD beigetreten. Ähnlich wie Otte kommt sie mit einem Migrationshintergrund: Auch sie war vorher mal in der CDU. Nach ihrem Austritt und einer veritablen Hollywood-Karriere in der Rolle des "Jokers" im gleichnamigen Blockbuster ist sie nunmehr die neue Frauke Petry in der Partei, die gerne die Sonne verklagen würde, damit man hier auf der Erde keine Einschränkungen und politischen Änderungen einleiten muss, um dem Klimawandel zu begegnen.

Stichwort PR-Pleiten. Hätte die AfD mal auf eine der erfolgreichsten PR-Agenturen Europas zurückgegriffen. Der ARD. Die nämlich, das wissen wir seit dem Wochenende, fungiert als PR-Agentur für "super Holocaust-Überlebende". Das hat uns Ulf Poschardt verraten, der Chefredakteur der Tageszeitung "Welt". Der Lieblingsjournalist von ÖR-Nervensäge Jan Böhmermann hatte sich natürlich – das muss man als seriöser Berichterstatter hinzufügen – umgehend erklärt und mitgeteilt, dass er das so natürlich nie geschrieben hatte, sondern dass es zu einem bedauernswerten Fehler bei der digitalen Übertragung gekommen war. Offensichtlich hatte Poschardt mit seinem platinbesetzten Füllfederhalter von Cartier im Fonds seines Rolly Royce Boat Tail, mit dem er sich den ganzen Tag mit Tempo 260 zwischen Axel-Springer-Hochhaus und Grill Royal hin und her chauffieren lässt, nur um Luisa Neubauer zu triggern, in einem als Kommentar getarnten Cancel-Befehl für Innenministerin Nancy Faeser eigentlich "linke Aktivistinnen" formuliert und die zu Recht auf 450 Basis unterbezahlte Praktikantin hat dann versehentlich beim Eintippen in dieses Internetz "super Holocaust-Überlebende" daraus gemacht. Schwamm drüber. Passiert. Wem wurde noch nie aus "linke Aktivistin" plötzlich "Super Holocaust-Überlebende" autowegkorrigiert?

Gut, in der Öffentlichkeit kam diese technisch, logisch und kausal kaum glaubhafte Erklärungs-Parabel nicht unbedingt bei allen gut an, aber das sind alles Hater des nach dem Abgang von Julian Reichelt wirklich allerallerallerletzten Journalisten, der noch gegen den DDR-Obrigkeitsstaat aufbegehrt und kein Propaganda-Assistent ist. Viele finden auch, es sei nicht sehr nett, sich antisemitisch zu äussern, um Abonnenten im Querdenker-Milieu zu gewinnen und den Shitstorm dann der Praktikantin in die Schuhe zu schieben. Das ist grundsätzlich richtig. Deeskalierend muss man Poschardt aber zugutehalten, dass er immerhin keine laminierten Scheidungsurkunden dabeihatte, als er der Praktikantin den handgeschriebenen Text zur schnellstmöglichen Übertragung ins Online-Redaktionssystem ausgehändigt hatte.

Der Rechtsradikalenfänger von Berlin

Ein bisschen Antisemitismus und öffentlich-rechtliche Sender als PR-Agenturen zu bezeichnen ist aber ohnehin eine absolute Kleinigkeit dagegen, was sich Erdogan-Trauzeuge und Harald-Schmidt-Fanclub-Vorsitzender Jan Böhmermann dieser Tage erlaubt hat. Kinder mit Ratten zu vergleichen, und das auch noch in einem satirischen Kontext, der eigentlich genau das Gegenteil meint und gerade explizit den Umgang mit Kindern in dieser Pandemiepolitik kritisiert, das geht natürlich zu weit. Im hektischen Durchreichen der Info, Jan Böhmermann würde per Zwangsabgabe generierte Gelder aus dem Rundfunkbeitrag verwenden, um wehrlose Kinder zu verunglimpfen.

Wir lernen aus der Freiheits-Bubble der Hauptstadt-Diskursverdreher im Zusammenhang mit diesem bösen Ausrutscher von Jan Böhmermann: Satirische Witze über Kinder sind nur dann akzeptabel, wenn sie Greta Thunberg betreffen. Nuhr? Ja klar, gerne. Statements von Lisa Eckhart á la "Wahrscheinlich gehört es zu einer Seuche dazu, dass alles voller Ratten ist?" gelten im Doppelmoral-Dickicht der Ritter der Steigbügelhalter als vollkommen satirisch und zweifelsfrei nicht antisemitisch. Das gesamte Verhaltens-Programm, das dort seit Monaten monoton redundant abgespult wird, ist gleichermassen intellektuell trostlos wie durchschaubar. Die nächste logische Konsequenz wäre jetzt eindeutig eine Petition, das Märchen vom "Rattenfänger von Hameln" canceln zu lassen.

Der Leib Christi, aber nackt

Ebenfalls etwas Ärger damit, wie sie mit Kindern umgegangen ist, hat die Katholische Kirche. Und dieser Tage sogar bis hin zu Ex-Papst Benedikt XVI. Der Jan Böhmermann des Vatikans macht den Ulf Poschardt und schiebt eine brisante Drucksache auf eine unzureichend kontrollierte, nicht sorgfältig behandelte und daher fehlerhafte Weiterverarbeitung einiger Details. Auch das passiert mal. Das darf man nicht so eng sehen. Immerhin hat er nie einen Artikel im Magazin der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten) verfasst. Welche linksradikalen Avancen zum Umsturz unserer fragilen Spassgesellschaft die Rettungsschwimmer am Zeitungsst(r)and kommende Woche aufdecken, darüber berichte ich dann nächsten Montag.







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