Erinnern Sie sich noch an Julian Reichelt? Genau, das ist der Mann, der mit seinen innovativen Ideen vollkommen neue Impulse in die Messgrössen der Zeit als eindeutige Bezugseinheiten gebracht hat. Reichelt war es, der die Kunstform der Zeitangaben revolutioniert hat.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Seine Erfindung "Viertel nach Acht" befreite die Welt von den Ketten des umständlich zu sprechenden und unangenehm klingenden "Zwanziguhrfünfzehn"-Traumas. Oder, wenn es ganz schlecht lief, vom unsäglichen "Viertel Neun". Die Chronometer-Ablesebranche wird Julian Reichelt dafür ewig dankbar sein. Weniger dankbar ihm gegenüber zeigt sich aktuell das Unternehmen Zukunft, die Deutsche Bahn. Die Empörung ist gross. Aber was war passiert?

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Nachdem Reichelt nach einigen unglücklichen Missverständnissen zwischen seiner ehemaligen Chefetage und ihm darüber, wie viele sexuelle Beziehungen mit hierarchisch abhängigen jungen Frauen man am Arbeitsplatz gleichzeitig unterhalten darf und welchen Grad rechtssicherer Echtheit laminierte Scheidungsurkunden mindestens haben müssen, die man zu Casting-Zwecken stets bei sich trägt, seinen Job als Chefredakteur der BILD-"Zeitung" verloren hatte, pendelt er inzwischen offenbar öfter per ICE zwischen Koblenz und Berlin.

Und dort wird der Vorsitzende des Gloria "die Afrikaner schnackseln halt gerne" von Thurn und Taxis Fanclubs schamlos von linksgrünversifften Schaffnern gecancelt und bedrängt, als wäre das Bahnpersonal vom Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunk geschult worden. Ein Skandal, gegen den die Respektschelle von Will Smith an Chris Rock bei den 2022er Academy Awards wie eine Episode aus "Hanni und Nanni auf dem Ponyhof" wirkt.

Neid-Kampagne gegen Deutschlands besten Ex-Chefredakteur

Doppelt ungerecht wird diese Fixierung darauf, dem unbescholtenen Beförderungs-Aktivisten Reichelt unbedingt einen Strick drehen zu wollen, vor allem dadurch, dass ihm zuletzt bereits ausreichend Unrecht getan wurde. Zunächst wirtschaftete der Ex-Arbeitgeber des feministischsten Zeitungsmachers des Landes den von Reichelt konzipierten Fernsehsender "BILD TV" derartig ab, dass er inzwischen weitestgehend eingestellt wurde.

Anschliessend rotten sich karrieresüchtige Ex-Protegés des Pulitzerpreisträgers zusammen und behaupten, getrieben von Neid, Hass und Missgunst, Reichelts ausnahmslos hochprofessionell gemeinten nächtlichen Nachrichten und Einladungen zum Beischlaf im vom Verlag bezahlten Hotelzimmern hätten in ihnen Unwohlsein hervorgerufen.

Wer mal ein Bild von Reichelt gesehen hat, unzweifelhaft eine Mischung aus Brad Pitt und George Clooney, der muss zwangsläufig zu der Einsicht kommen, dass Reichelt es unmöglich nötig haben könnte, seine Macht und seine Chefposition für ausbeutenden Karriere-Sex ausgenutzt zu haben. Adonis-Archetypen wie Reichelt können sich die schönsten Supermodels der Welt kaum vom Hals halten. Das weiss jeder.

Aber ich schweife ab. Thema war ja eigentlich das ehrenrührige Verhalten der Belegschaft der Deutschen Bahn, die dieser Tage von Reichelt bei der Fahrscheinkontrolle einen gültigen Lichtblickausweis verlangten. Von Julian Reichelt! Einem weltbekannten Zeitungsmacher, der sich selbst beim Bahnpersonal ganz bescheiden nur als "einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands" bezeichnet hatte.

Was kommt als Nächstes? Jude Bellingham soll seinen Pass zeigen, wenn er im Westfalenstadion den Rasen betreten möchte? Markus Lanz muss sich ausweisen, wenn er bei den Richard David Precht Festspielen auf die Bühne kommt? Vollkommen verständlich ist da Reichelts Reaktion: Unverständnis. In diesem Land ist man mit einer Meinung, die nicht dem Regierungs-Mainstream entspricht, mittlerweile Freiwild für Woke-Wahnsinnige und Ticket-Blockwarte.

Diese Armleuchter von der Bahn würden doch auch Tom Cruise, den Julian Reichelt Hollywoods, oder Donald Trump, den Julian Reichelt der Politik, nicht frech nach ihren Ausweisen fragen. Skandalös, dass Reichelt bei Ankunft in Berlin sogar von Bundespolizisten abgeführt und dann mehrere Minuten auf einer Polizeiwache überprüft wurde, ob Julian Reichelt wirklich Julian Reichelt ist. Nach diesem beispiellosen Eklat ist ein Rücktritt von Nancy Faeser die Mindestanforderung, was Konsequenzen angeht. Eigentlich müsste sogar über den Kopf von Olaf Scholz gesprochen werden, der diesen Anschlag der Unmenschlichkeit auf Reichelt wahrscheinlich geduldet, womöglich sogar angeordnet, zumindest aber nicht verhindert hat. Cancel-Culture-Mafia SPD! Meine Meinung.

Der will doch Ploss spielen

Stichwort bizarre Meinungen: Christoph Ploss, der Julian Reichelt der CDU, hat diese Woche seine Bewerbung für die zielsicherste Fettnäpfchen-Arschbombe abgegeben – und könnte für das Jahr 2023 sogar bereits einen Doppelsieg eingefahren haben, noch bevor das erste Quartal des Jahres abgeschlossen ist. Zunächst erklärte der hauptberuflich für Gender-Fragen verantwortliche Generalexperte der Union, man könne im Prinzip in allen Ländern der Welt bereits E-Fuel-Kraftstoff tanken, nur im rückständigen Deutschland nicht.

Damit hatte er natürlich recht. Also, zumindest teilweise. Der Teil, dass man in Deutschland seine PKW nicht mit E-Fuels tanken kann, stimmt. Der Rest entstammt seiner fremdgesteuerten Verbrenner-Phantasie. Entsprechend wenig überraschend gibt es daher bereits während seiner Rede im Bundestag klärende Rückfragen. In Person des Grünen-Abgeordneten Stefan Gelbhaar, der von Kraftstoff-Experte Ploss wissen möchte, in welchen Ländern E-Fuels tatsächlich getankt werden können.

Ploss reagiert souverän mit einem Hinweis darauf, er hätte nicht genug Redezeit, um so viele Länder zu nennen, aber er würde eine Grafik nachreichen, aus der alles hervorginge. Nun, die angekündigte Grafik veröffentlichte Ploss, der nebenberuflich als Honorarprofessor für Synthetische Kraftstoffe an der Volker Wissing Privatakademie für Klimaneutralität fungiert, dann tatsächlich einige Tage später. Da leitet er via Twitter ein Posting mit einer Karte Mitteleuropas weiter, die von roten und blauen Tankstellensymbolen übersäht ist. Potzblitz, ruft da der Kurzdenker verzückt: So viele? Das ist ja quasi flächendeckend.

Da hat es der Ploss den Klimahysterikern und den Verbrenner-Aus-Terroristen aber mal ordentlich gezeigt. Beeindruckend. Also, jedenfalls wenn man glaubt, E-Fuels würden in erster Linie aus Frittenfett hergestellt. Die Karte zeigt nämlich Tankstellen in Europa, an denen man heute schon biogene Kraftstoffe tanken kann. Die HVO genannten Kraftstoffe werden, komplett anders als E-Fuels, aus erneuerbaren, in erster Linie aus pflanzlichen Rohstoffen erzeugt. Etwa aus Speisefetten. Das ist in etwa so, als würde ich behaupten, man könne in einigen Ländern bereits in Flugtaxen durch die Citys cruisen und als Beweis dafür einen Bus-Fahrplan von Oberhausen posten.

And the Oscar goes to …

Dass Ploss seine 15 Minuten Faux-Pas-Ruhm auch wirtschaftlich auswerten und gemeinsam mit seiner Lieblingssängerin Helene Fischer den Song "Ahnungslos durch die Macht" veröffentlichen wird, gilt als offenes Geheimnis in der Musikbranche. Auch sein Hollywood-Debüt als Blockbuster-Schauspieler scheint sicher. Wie man aus gut unterrichteten Kreisen, von erfolgreichen Schauspielern und von Jan-Josef Liefers hört, muss der neue Hoffnungsträger der AfD … oh, sorry, der CDU sich nur noch für eines der zahlreichen Rollenangebote entscheiden. Welche Hauptrolle wird er annehmen? Entscheidet er sich für das Woke-Feuerwerk "Gender Postman zweimal klingelt", für die Tankstellen-Romanze "Nobody´s E-Fuel" oder für das liberalhysterische Biopic "Vertical Tempolimit"? Spätestens bei der nächsten Oscar-Verleihung werden wir es wissen.

Stichwort Oscar: Der Mann von Sahra Wagenknecht. Nein, kleiner Spass. Heute Nacht, Sie werden es bereits im Radio, in Push-Alerts auf dem Handy, auf Twitter, in den Nachrichten oder von Kollegen gehört haben: Der deutsche Film "Im Westen nichts Neues" hat vier Oscars geholt. Darunter den bedeutenden Preis für den besten internationalen Film. Wir sind also nach Papst endlich wieder etwas, nämlich Oscar.

Warum Alice Schwarzer in Los Angeles leer ausgeht und ohne Trophäe für die beste Hauptdarstellerin wieder zu "Anne Will" zurück muss, versteht in der Filmszene niemand. Ihre Performance als russische Kriegs-Lobbyistin ist wirklich die Rolle ihres Lebens. Auch hier zeigt sich wieder: Wenn man mal versehentlich nicht die Meinung von Annalena Baerbock hat, wird man gnadenlos gecancelt. Dieter Nuhr mit seinen 428 TV-Auftritten pro Jahr kann ein Lied davon singen. Zum Glück macht er das aber nicht. Nuhr ist, so hört man aus der Branche, als Sänger noch schlechter als Comedian. Warum das so ist, das verrate ich vielleicht nächste Woche. Bis dann!

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