Ohne ihn gäbe es keine Salzburger Festspiele und vielleicht auch keine Castingshows: Gedanken zum 150. Geburtstag von Richard Strauss.

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Mit "Walzerkönig" Johann Strauss ist der in München geborene Richard Strauss zwar nicht verwandt, um die österreichische Musik hat er sich aber ebenso verdient gemacht wie sein Wiener Kollege. Nicht umsonst wurde ihm zu Ehren sogar eine 500-Schilling-Gedenkmünze geprägt.

Schliesslich gilt Richard Strauss als einer der Begründer der Salzburger Festspiele. Schon 1917 schloss er sich einer Initiative an, die die Gründung von Festspielen an der Salzach plante. Drei Jahre später gelang es Strauss – inzwischen Leiter der Wiener Hofoper – und seinen Mitstreitern tatsächlich, die ersten Festspiele zu organisieren. Im ersten Jahr wurde dabei lediglich das Schauspiel "Jedermann" aufgeführt, in den folgenden Jahren kamen Konzerte und Opernaufführungen dazu. Heute besuchen rund 250.000 Gäste jährlich die über 200 Veranstaltungen im Rahmen der Festspiele. Der "Jedermann" wird seit den ersten Festspielen am 22. August 1920 jedes Jahr erneut aufgeführt.

Castingshows der Klassik - Strauss förderte seine Kollegen

Richard Strauss setzte sich aber nicht nur für seine eigenen musikalischen Projekte ein, sondern förderte auch seine Kollegen. Als Vorstandsmitglied des 1861 unter anderem von Franz Liszt gegründeten Allgemeinen Deutschen Musikvereins (ADV) nutzte Strauss seine Position, um die Werke ihm Herzen liegender Künstler bei den jährlich stattfinden Tonkünstlerversammlungen zu präsentieren. Diese Veranstaltungen könnte man als Vorläufer der modernen Castingshows bezeichnen: Vom ADV ausgewählte Künstler durften hier vor einem Fachpublikum und Pressevertretern auftreten und ihre Stücke so für die Aufführung in den grossen Opernhäusern empfehlen.

Damit Komponisten auch von ihrer Kunst leben können, machte Richard Strauss sich als Vorstand der Genossenschaft Deutscher Tonsetzer für die Rechte junger Kollegen stark. Strauss war der Meinung, dass Komponieren ein Beruf sei, der ähnlich wie der eines Arztes oder Juristen entlohnt werden müsse. Die Genossenschaft setzte sich unter anderem dafür ein, dass Komponisten bei jeder Aufführung ihrer Werke finanziell beteiligt werden. Zu diesem Zwecke wurde 1903 die Anstalt für musikalisches Aufführungsrecht gegründet – der Vorläufer der deutschen Verwertungsgesellschaft GEMA.

Strauss war ein geschäftstüchtiger Mann

Nicht zuletzt aufgrund dieser Bemühungen galt Strauss schon zu Lebzeiten als besonders geschäftstüchtig. Er war ein Experte in Sachen Eigen-PR, lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Er baute ein Netzwerk von Journalisten auf, die das von ihm gewünschte Bild in der Öffentlichkeit prägten und setzte – beispielsweise mit seiner zwischenzeitlich verbotenen erotischen Oper "Salome" – ganz bewusst auf Skandal. Wäre Strauss ein paar Jahrzehnte später auf die Welt gekommen, hätte er vermutlich ein Musik- und PR-Netzwerk wie Myspace gegründet.

Wie viele moderne Musiker Strauss mit seinen Kompositionen geprägt hat, lässt sich natürlich kaum sagen. Sicher ist jedoch, dass er mit dem "Sonnenaufgang" eines der berühmtesten Stücke der Filmgeschichte verfasst hat – und das schon rund 40 Jahre vor der Entwicklung des Tonfilms. Das Motiv aus "Also sprach Zarathustra" ist Filmfans heute als Soundtrack von Stanley Kubricks Science-Fiction-Meilenstein "2001: Odyssee im Weltraum" bekannt. Andere kennen die Melodie vielleicht aus dem Werbespot eines grossen deutschen Bierherstellers. Die bombastische Verfilmung von Richard Strauss' Oper "Der Rosenkavalier" 1926 dagegen bedeutete für die österreichische Pan-Film leider den Konkurs: Sie feierte mit dem Film, der auch mit einem Orchester unter der Leitung von Richard Strauss durch die USA touren sollte, zwar ihren grössten künstlerischen Erfolg, ging aufgrund der enormen Produktionskosten aber kurz darauf dennoch pleite. Daran kann man Richard Strauss aber nun wirklich keine Schuld geben.

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