Volks-Rock'n'Roller Andreas Gabalier rockte am Wochenende im Münchner Olympiastadion – und stichelte dabei kurz, aber grimmig gegen die deutsche Politik und die Lage des Landes. Anlass: Die bitterböse Sperrstunde.
Der "Grazer Junge" erfüllte sich und seinen Fans am Samstag einen wahrhaft grossen Traum: Vor über 70.000 Anhängern legte
Mit seiner originellen wie speziellen Mischung aus Rock, Volksmusik und Austro-Pop trifft der Österreicher also massenhaft ins Schwarze. Dennoch verhält es sich mit seiner Musik wie mit seinen politischen Ansichten: Gabalier polarisiert. Seine Musik liebt oder hasst man. Mit seinen Ergüssen zu Politik und Gesellschaft ist es ähnlich.
Dass der schwer erfolgreiche "Steirer-Bua" hinter konservativen Werten steht und seine Freundin als Mutter zu Hause sehen möchte, ist da noch das eine. Dass er 2015 mit Heinz-Christian Strache von der rechtspopulistischen FPÖ sympathisierte, schon das andere.
Wie gerne er aneckt, beweist nicht zuletzt sein Lied "A Meinung haben", das auch zu seinem Konzert-Reportoire gehörte. "Wos is des bloss, / wo kummt des her / neue Zeit, neues Land / wo führt des hin? // Wie kann des sein / dass a poar Leut / glauben zu wissen, / wos a Land so wü. // Is des der Sinn einer Demokratie?" An seinen Songtext knüpfte er laut "Augsburger Allgemeine" an: "Alles, was ich jetzt sagen will, sag ich lieber nicht – weil ich auf euch aufpassen muss." Ein kleines bisschen Endzeitstimmung, damit die euphorische Menge bloss nicht vor Freude abhebt und ihm verloren geht?
Ganz im Sinne des Liedes hielt er auch danach in München vor seinem Meer aus Fans nicht hinter'm Berg, was er so für falsch und richtig hält. Als es auf die magische 23-Uhr-Grenze zugeht – Sperrstunde – bekommt Gabalier die Info wiederholt aufs Ohr. Es sei ein Skandal, dass man nicht einmal bis 23 Uhr feiern dürfe: "Dieses Land geht politisch den Bach runter", raunte er daraufhin. Eine weitere düstere Diagnose des sonst so coolen Alpen-Elvis' – der an diesem Abend durchblicken liess, dass er auch verdammt uncool sein kann. So eine Sperrstunde ist aber auch ärgerlich. © top.de
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.