Pop und Orang-Utans: Bei der Verleihung der Bambis am Donnerstagabend gab es viele Preise für das, was gerade kommerziell erfolgreich ist. Zum Glück aber auch für diejenigen, die diese Welt zusammenhalten. Und eine beeindruckende Rede von Ursula von der Leyen.

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Glamour in der Provinz: Zum insgesamt 71. Mal wurden am Donnerstagabend in Baden-Baden die Bambis verliehen. Der Abend im Überblick.

Wer bekommt einen Bambi?

Hierzu heisst es von Seiten der Veranstalter eindeutig uneindeutig: "Wer im Lauf des Jahres Ausserordentliches geleistet, die Herzen bewegt, selbstlos geholfen oder perfekt unterhalten hat, ist würdig, mit Deutschlands wichtigstem Medienpreis ausgezeichnet zu werden." Ansichtssache also.

Die Jury:

Wer "die Herzen bewegt" hat, entscheiden traditionell die oberen Etagen des Burda-Verlages zusammen mit externen Experten aus der Medienbranche und der Gesellschaft – wobei mit "Gesellschaft" in der Regel Promis gemeint sind.

Den Vorsitz der Jury haben in diesem Jahr Burda-Vorstand Philipp Welte und Herausgeberin Burda Style, Patricia Riekel. Hinzu kommen unter anderem Sänger Peter Maffay, Model Eva Padberg, Moderator Kai Pflaume, Köchin Sarah Wiener, "TV-Spielfilm"-Chefredakteur Lutz Carstens oder "Focus"-Chefredakteur Robert Schneider.

Die Nominierten:

Dass Shirin David (Kategorie Shooting Star), Sarah Connor (Musik National), Königin Mathilde von Belgien (Charity-Bambi), Niklas Kaul und Florian Wellbrock (Sport), Naomi Watts (Schauspiel International) und Uschi Glas, Michaela May und Gaby Dohm (Ehrenpreis) einen Bambi bekommen würden, war bereits vorab bekannt.

Spannung gab es daher nicht allzu oft an diesem Abend, dafür aber immerhin in den Kategorien Schauspielerin National (Jella Haase, Luise Heyer, Alexandra Maria Lara), Schauspieler National (Alexander Fehling, Bjarne Mädel, Uwe Ochsenknecht), Film National ("25 km/h", "Der Junge muss an die frische Luft", "Das perfekte Geheimnis") und beim Publikums-Bambi (Max Giesinger, Lena Meyer-Landrut, Nico Santos).

Alles in allem also Menschen, die im vergangenen Jahr im Sinne des Bambis "Ausserordentliches geleistet und die Herzen bewegt" haben, in diesem Fall also kommerziell erfolgreich waren. Der Blick in Nischen, auf Kunst abseits des Mainstreams war noch nie Sache der Bambis.

Dafür aber die Würdigung gesellschaftliches Engagements und so erhielten unter anderem Dr. Willie Smits einen Bambi für seinen Kampf für die Orang-Utans in Borneo, der Verein Kleine Helden für sein Engagement für Familien mit chronisch kranken Kindern oder das Projekt 72 Stunden.

Die Überraschung des Abends:

"Du bist ein Gauner", raunt Frank Elstner Moderator Kai Pflaume zu, als der unvermittelt auf ihn zukommt und auf die Bühne holt. Pflaume sorgt damit nach wenigen Minuten für den ersten Moment der Rührung beim Publikum, aber vor allem der kompletten Überraschung bei Elstner und dessen Frau.

Pflaume kommt nämlich nicht zu Elstner, um ihn persönlich zu begrüssen, sondern um ihm den Bambi für sein Lebenswerk zu verleihen. Nach einem kurzen Moment der inneren Sammlung findet Elstner seine Sprache wieder, macht sich sogar über seine Parkinson-Erkrankung lustig: "Solange sie mich auf eine Bühne führt, wo ich Bambis bekomme, ist sie mir schnurzegal."

Der Moment des Abends:

Nach all den Prügeln, die Ursula von der Leyen als Verteidigungsministerin zuletzt eingesteckt hatte, war es ein wenig überraschend, wie sie als frisch gewählte EU-Kommissionspräsidentin für einen ebenso wichtigen wie emotionalen Moment sorgte.

Mit einer flammenden Rede für den Zusammenhalt Europas rief von der Leyen ins Gedächtnis, welchen Wert, welche Errungenschaften Europa für den Frieden aller und jedes Einzelnen hat: "Wenn wir alle am gleichen Strang ziehen, können wir Wunderdinge vollbringen." Eine schöne Botschaft gegen all den Hass und die Spaltungsversuche, die gegen diesen Zusammenhalt arbeiten.

Die Show:

Sarah Connor eröffnet die Verleihung mit ihrem Hit "Vincent" und singt zunächst in viele ernste Gesichter. Immerhin bringt sie am Ende, inzwischen mit einer Regenbogen-Fahne um den Hals, die Halle doch noch zum Aufstehen und Mitklatschen. "Der Bambi rockt und ist noch keine zehn Minuten alt", übertreibt es Moderator Kai Pflaume aber kurz darauf trotzdem ein bisschen mit der Einschätzung der Stimmung.

Als Show-Elemente gab es neben dem Auftritt von Sarah Connor noch einen Dreier-Kurzauftritt von Nico Santos, Lena Meyer-Landrut und Max Giesinger, ein Duett von Peter Maffay und Johannes Oerding und einen Auftritt von Simply Red.

Das Fazit:

Mit der Verleihung der Bambis weht immer noch ein Hauch der vermeintlich guten alten Zeit durch die Branche, als es noch ein Highlight war, wenn sich Stars aus Hollywood die Ehre in Deutschland gaben. Heute, in Zeiten von Streaming, Instagram und Youtube, ist man froh, wenn man einmal keinen Star sehen muss.

Und so waren die besonderen Momente des Abends, die aus all dem Mainstream herausstachen, die, als es gesellschaftliches Engagement wie das von Willie Smits oder Nadia Murad in den Fokus der Aufmerksamkeit schaffte.

Die Gewinner im Überblick:

Lebenswerk: Frank Elstner

Schauspielerin National: Luise Heyer

Comedy: Chris Tall

Unsere Erde: Dr. Willie Smits

Unsere Zukunft: 72 Stunden

Bester Film: "Das perfekte Geheimnis"

Millennium: Europa, stellvertretend durch Erasmus-Studierende aus zehn europäischen Ländern

Shootingstar: Shirin David

Stille Helden: Kleine Helden e.V.

Ehrenpreis der Jury: Uschi Glas, Michaela May, Gaby Dohm

Mut: Nadia Murad

Schauspieler National: Bjarne Mädel

Charity: Königin Mathilde von Belgien

Musik National: Sarah Connor

Sport: Florian Wellbrock und Niklas Kaul

Publikum: Max Giesinger

Schauspiel International: Naomi Watts

Legende: Mick Hucknall / Simply Red

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