- Seit ihrem DSDS-Sieg 2013 ist Beatrice Egli aus der Schlagerszene nicht mehr wegzudenken. Mit "Alles was du brauchst" hat die Schweizerin nun ein neues Studioalbum veröffentlicht.
- Im Interview mit unserer Redaktion spricht die 33-Jährige über Schlager-Freundschaften, den neuen Song von Helene Fischer und Bodyshaming im Netz.
- Zudem berichtet die abenteuerlustige Künstlerin über ihre emotionale Besteigung des Matterhorns und gesteht: "Ich habe vor Freude geweint."
Frau
Beatrice Egli: Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als ich realisierte, dass ich es geschafft habe. Ich bin in die Arme meiner Bergführerin gefallen und habe vor Freude geweint. Ehrlich gesagt geniesse ich diesen Moment immer noch. Dieses Glücksgefühl werde ich nie vergessen …
… und dann kam der Abstieg.
Ja, der hat natürlich noch einmal richtig Kraft gekostet und mich sowohl körperlich als auch mental an die Grenzen gebracht – auch weil die Konzentration nach so vielen Stunden irgendwann nachlässt. Als ich dann endlich unten eintraf, war ich einfach nur erschöpft und froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.
Einer Ihrer neuen Songs auf dem Album "Alles was du brauchst" heisst "Matterhorn". Eine Promo-Aktion war das Erklimmen des gleichnamigen Berges aber nicht, oder?
Nein, auf keinen Fall. Die Idee zum Bergsteigen ist erst viel später entstanden. Als ich im Sommer nach meinem Wunsch gefragt wurde, habe ich geantwortet, dass ich gerne mal das Matterhorn besteigen würde. Daraufhin kamen die Verantwortlichen der Kampagne "100% Women Peak Challenge" (wurde zum diesjährigen Weltfrauentag von der Organisation "Schweiz Tourismus" ins Leben gerufen; Anm. d. Red.) auf mich zu und boten mir an, diese Aktion gemeinsam in die Tat umzusetzen. Ich habe "Ja" gesagt und wusste, dass es ab diesem Moment kein Zurück mehr geben wird. Ich bin sehr froh darüber, denn ich weiss nicht, ob ich diesen Plan alleine wirklich durchgezogen hätte.
Beatrice Egli: "Ich bin ein Mensch, der das Abenteuer sucht"
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Die Vorbereitungen waren wirklich enorm intensiv. Zum einen sollte man sich selbst sehr viel bewegen, zum anderen hatte ich eine Personal-Trainerin, mit der ich Muskel-, Ausdauer- und Intervall-Training gemacht habe. Auch die Rumpfübungen waren wichtig, um die Mitte zu stärken und die Besteigung ohne Rückenschmerzen zu überstehen. Für mich persönlich bedeutete auch das Klettern Neuland. Das hatte ich zuvor noch nie gemacht. Eine grosse Herausforderung und viele Ängste, die ich überwinden musste!
Würden Sie von einer Grenzerfahrung sprechen?
Zumindest waren einige Grenzsituationen dabei, die mir rückblickend aber geholfen haben, mich besser kennenzulernen. Ich bin grundsätzlich schon ein Mensch, der das Abenteuer sucht, weil ich die Reise mit mir selbst mag.
Was kommt als Nächstes?
Das Matterhorn war die Challenge meines Lebens, was die Gefahren, das Training im Vorfeld und die Herausforderung insgesamt betrifft. Aber wer weiss, was da noch alles kommt. Ich bin zu vielem bereit (lacht).
Um mit Ihrem neuen Album zu sprechen, sind diese Grenzerfahrungen, überspitzt gesagt, alles was Sie brauchen. Doch was brauchen Ihre Fans von Ihnen und was bekommen sie mit Blick auf Ihre neuen Songs?
Dieses Album ist sehr besonders, weil es extrem motiviert. Das Training und mein Leben in den vergangenen Jahren haben die Songs inspiriert. Diese Titel haben mir in meinen Vorbereitungen sehr viel Kraft gegeben. Ich hoffe, dass es den Fans ähnlich geht. Die Songs dieses Albums gehen so tief wie noch nie, weil ich die Möglichkeit genutzt habe, mit meiner Stimme auf wichtige Themen aufmerksam zu machen. Themen, die zwar nicht schön sind, aber deshalb nicht verschwiegen werden dürfen, etwa der Song "Ganz egal", in dem es um Bodyshaming geht.
"Im ersten Moment reagieren viele geschockt"
Der Song beginnt mit "Du bist dumm wie ein Brot. Frau Hässlich solltest du heissen". Ziemlich starker Tobak, nicht wahr?
Absolut. Im ersten Moment reagieren viele geschockt und fragen sich: "Hat sie das wirklich gerade gesungen?" Leider ist das aber der Alltag, denn im Netz geht es täglich so zu. Es ist nicht nur wichtig, darauf hinzuweisen, dass es Bodyshaming gibt, sondern vor allem jeden Menschen darin zu bestärken, dass er einzigartig und gut ist, so wie er ist – ganz egal, was andere sagen.
Möchten Sie mit diesem Album beweisen, dass in Beatrice Egli noch mehr steckt als "Le Li La" ("Leben, lieben, lachen")?
Ich denke, es war an der Zeit, diese Seite von mir zu zeigen. Aber die Zeit muss auch reifen, um da hinzukommen. Die Ruhe, die Corona mit sich gebracht hat, führte dazu, über gewisse Dinge noch intensiver nachzudenken. Was bewegt mich überhaupt? Und was möchte ich unbedingt sagen?
Ihre deutschen Fans müssen bei manchen Liedern nachfragen, was Sie ihnen genau sagen wollen – schliesslich sind manche Songs in Schweizerdeutsch eingesungen worden …
(lacht) Stimmt, manchmal fragen mich die Leute, was ich da eigentlich singe. Ein Song wie "Matterhorn" beispielsweise muss einfach auf Schweizerdeutsch gesungen werden. Das sind meine Wurzeln. Das ist meine Heimat.
"Ich freue mich für Helene"
Ich finde das Duett grossartig und freue mich für Helene, dass sie mit Luis Fonsi Platz zwei der Singlecharts erobern konnte. Der Titel wird richtig gefeiert – auch von mir!
Mit wem wünschen Sie sich ein Duett?
Zunächst einmal liebe ich Duette, weil sie für Abwechslung sorgen. Frauen- mit Männerstimmen in Einklang zu bringen, ist allerdings immer mit einer grossen Challenge verbunden, da die Tonhöhen unterschiedlich sind. Das macht es aber so spannend. Die Zusammenarbeit mit Eloy de Jong hat mir zum Beispiel viel Freude bereitet. Ich bin ein grosser Fan der italienischen Sprache und Musik. Vielleicht ergibt sich eines Tages ein italienisches Duett für mich …
Ein Song Ihres Albums heisst "Ewige Freundschaft". Gibt es in der Schlager-Welt ewige Freundschaften und wenn ja, mit welchen Kollegen oder Kolleginnen könnten Sie sich das vorstellen?
Durch diese vielen Termine, die wir alle haben, fehlt in der Regel die Zeit, um tiefgehende Freundschaften aufzubauen, die auch abseits der Bühne gepflegt werden. Florian Silbereisen, Roland Kaiser oder Ella Endlich sind zum Beispiel Menschen, denen ich immer wieder gerne begegne. Ich schätze besonders ihre Ehrlichkeit.
Wie beurteilen Sie als Künstlerin das Verhalten von Nena, Xavier Naidoo und Co., die ihre Auftritte zuletzt als Plattform genutzt haben, um die Corona-Massnahmen zu kritisieren?
Ich denke, dass Corona jeden Menschen gefordert hat. Das kann ich nachvollziehen. Man sollte aber auch nicht vergessen, dass es für die Politiker keine leichte Zeit ist. Sie müssen Entscheidungen treffen, bei denen es um Menschenleben geht. Ich bin der Meinung, dass jeder das Allerbeste versucht. Die Lösung wäre, dass alles vorbei ist und es uns allen gut geht. Diese Lösung kann uns aber niemand geben oder garantieren. Wir versuchen, Lösungen zu schaffen und damit zu leben. Aus meiner Sicht sind wir auf dem besten Weg dorthin.
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