Bill Cosby wandert wegen sexuellen Missbrauchs für Jahre hinter Gitter. Der ehemals so beliebte TV-Star muss seine Strafe sofort antreten. Seine Anwälte haben keine Chance.
US-Entertainer
Richter Steven O'Neill verkündete am Dienstag in Pennsylvania das Strafmass für den 81-Jährigen, gegen das seine Anwälte Berufung einlegen wollen.
Es ist die erste Verurteilung eines Prominenten, seit die #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe vor fast genau einem Jahr ins Rollen kam.
Keine Freilassung gegen Kaution
Cosby muss unmittelbar hinter Gitter. Sein Verteidiger Joseph Green scheiterte mit dem Versuch, Cosby gegen Kaution frei zu bekommen, bis über das Berufungsverfahren entschieden ist.
Der frühere Comedian wurde von Polizisten in Handschellen aus dem Gerichtssaal geführt und sollte noch am selben Nachmittag ins Gefängnis gebracht werden.
"Niemand steht über dem Gesetz und niemand sollte wegen seines Wohnorts, wegen seiner Identität oder wegen Wohlstand, Ruhm, Berühmtheit oder sogar Wohltätigkeit anders behandelt werden", sagte O'Neill in seinem Urteilsspruch. "Je höher der Aufstieg, desto tiefer der Fall."
Richter findet Worte des Mitleids
Die Auswirkungen auf Cosbys Leben seien ihm bewusst, "und es tut mir leid", sagte der Richter. Auch Hausarrest oder Zeit in einer Rehabilitierungseinrichtung wären als Strafe möglich gewesen.
Auf Fragen von Reportern reagierte Cosby nicht. "Herrn Cosby geht es gut, und Herr Cosby weiss, dass Gott über ihn wacht", sagte sein Sprecher Andrew Wyatt der Deutschen Presse-Agentur nach dem Urteil.
Cosby muss zusätzlich zur Haft eine Geldstrafe von 25.000 Dollar (21.200 Euro) zahlen. Seine Familienmitglieder waren nicht im Saal, als das Urteil gesprochen wurde.
Mindestens drei Jahre in Haft
Cosby muss seine Strafe in einer vom Staat Pennsylvania geführten Haftanstalt absitzen. Nach drei Jahren kann erstmals über eine vorzeitige Entlassung entschieden werden.
Er kommt zunächst in eine Sammelstelle, wo unter anderem unter Berücksichtigung seines Verbrechens und gesundheitlichen Zustands darüber entschieden wird, in welche der 24 Einrichtungen er kommt.
Die Inhaftierten in den "State Prisons" der Bundesstaaten sitzen oft längere Strafen für schwerere Verbrechen ab als Insassen der als "County Jails" bekannten Bezirksgefängnisse.
Cosbys "wahres Ich" drang durch
"Über Jahrzehnte konnte der Angeklagte sein wahres Ich und seine wahren Verbrechen verbergen", sagte Staatsanwalt Kevin Steele. Cosby habe sich hinter der Figur des Dr. Cliff Huxtable versteckt, die er für die einst sehr beliebte "Bill Cosby Show" schuf.
Steele bezeichnete die Strafe als "fair und bedeutend". Der Anblick Cosbys in Handschellen sei keineswegs ein "Grund zum Feiern", aber "ich werde mich nicht für unseren Job entschuldigen".
Im öffentlichen Register für Sexualstraftäter, das alle 50 Bundesstaaten der USA führen, wird Cosby als "gewaltbereiter Sexualverbrecher" eingetragen. Auch nach seiner Haftstrafe oder einer Entlassung auf Bewährung muss er sich damit regelmässig bei der Polizei melden und an Therapie-Sitzungen teilnehmen.
Vor Cosby wird gewarnt
Kindergärten, Schulen und Bewohner in Cosbys Nachbarschaft werden zudem mit Hinweisen über seine Straftaten vor ihm gewarnt. Diese Hinweise sind samt Foto öffentlich im Internet einsehbar. © dpa
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