In seiner neuen Biografie "Herbstbunt" beschäftigt sich Thomas Gottschalk mit dem Älterwerden. Zudem wirft er einen Blick auf die Medienwelt und weiss mit der einen oder anderen Anekdote aus seinem Leben zu überraschen.

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Musik spielt im Leben von Thomas Gottschalk eine grosse Rolle. Als Radio-DJ begann er seine Karriere, Rock ist die grosse Leidenschaft des langjährigen Königs der Samstagabend-Unterhaltung.

Weshalb es auch wenig verwunderlich ist, dass die Kapitel von Gottschalks neuer Biografie "Herbstbunt: Wer nur alt wird, aber nicht klüger, ist schön blöd" nach Songs benannt sind. Ein Kapitel heisst "Son of a Preacher Man", nach dem 60er-Jahre-Hit von Dusty Springfield.

Aber war Gottschalk tatsächlich auch der Sohn eines Priesters? Zumindest spekuliert der 69-Jährige selbst darüber. Nachdem sein Vater Hans 1964 verstorben war, kümmerte sich der örtliche katholische Priester, der ebenfalls Hans hiess, um die Familie. Dieser sei der beste Freund von Gottschalks Vater gewesen und half der Familie durch die schwere Zeit.

In Kulmbach wurde getratscht

In Kulmbach, wo Gottschalk aufwuchs, begann das Gerede. Im Supermarkt wurde der 14 Jahre alte Thomas darauf angesprochen, was denn nun mit dem Pfarrer und seiner Mutter sei.

Auf alten Bildern sehe Onkel Hans ein wenig aus wie er heute, schreibt Gottschalk: blaue Augen, über 1,90, blass, schlank, blond. Der Vater dagegen: gedrungen, schwarze Haare, olivfarbene Haut, braune Augen.

"Ein Moment, in dem ich nicht zugegen war, war allerdings der meiner Zeugung. Ich gehe fest und unerschütterlich davon aus, dass mein Vater und meine Mutter, so wie sie in meiner Geburtsurkunde stehen, dabei unter sich waren", schreibt Gottschalk.

Und weiter: "Aber was weiss man denn? Und will man das wissen? Zu detektivischen Nachforschungen besteht kein Anlass, und im Supermarkt wird immer viel getratscht."

"Die Fernsehsender sind am Ende ihrer Kunst"

Die Anekdote ist typisch für "Herbstbunt". Der Showmaster zeigt sich in Plauderlaune und während man die 272 Seiten des Buches liest, hat man teilweise das Gefühl, ihm beim Reden zuzuhören.

Der Umgang mit dem Älterwerden ist das eigentliche Thema, doch immer wieder schweift Gottschalk ab, berichtet von seiner Jugend und seinen Ansichten zum Zustand der Medien und der Gesellschaft. Das Buch ist eher eine Geschichtensammlung als eine Biografie.

Über das Fernsehen urteilt der Mann, der einst mit "Wetten, dass..?" am Samstagabend halb Deutschland vor den Bildschirmen versammelte: "Es führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei: Die grossen Fernsehsender sind am Ende ihrer Kunst, die mächtigen Streaminganbieter erst am Anfang."

Nachtrauern möchte Gottschalk diesen Zeiten aber nicht. Vielmehr erklärt er in seinem Buch, wie er sich an die neue Medienwelt anpasst. Grundsätzlich skeptisch gegenüber Social Media und Influencern eingestellt, versuchte er sich dennoch selbst erfolgreich bei Twitter.

Selbstironisch berichtet Gottschalk von dem wachsenden Zwang, seine Follower immer wieder mit frischen Tweets versorgen zu müssen und wie er dabei mehr und mehr sein Privatleben offenlegte. Nach den ersten Shitstorms verordnete er sich selbst eine Twitterpause, die bis heute anhält.

Keine neuen Details zur Trennung von Ehefrau Thea

Was das Thema Gesundheit angeht, zeigt sich Gottschalk sehr offen und berichtet von den Schwierigkeiten, im fortgeschrittenen Alter das Gewicht zu halten, seinen Erfahrungen mit Intervallfasten, Workouts mit dem Personal Trainer, aber auch von Bluthochdruck und den damit verbundenen Medikamenten.

Ähnlich detailreich schreibt der Entertainer über den Verlust seines Anwesens in Malibu, das letztes Jahr Waldbränden zum Opfer fiel. Ehefrau Thea floh mit einem Kleinwagen und den Katzen, der Hausmeister rettete zwei wertvolle Uhren, der komplette restliche Hausstand inklusive eines handgeschriebenen Gedichts von Rainer Maria Rilke und der Kleidersammlung mit den Anzügen aus "Wetten, dass..?" verbrannte.

Während Gottschalk den Hausbrand fast minutiös schildert, bleibt er beim zweiten grossen Thema der letzten Monate eher vage. Der Trennung von seiner Ehefrau Thea und seiner neuen Beziehung zu Karina Mross ist zwar ein Kapitel gewidmet, aber hier gibt sich Gottschalk eher philosophisch und schreibt über die Umstände einer neuen Liebe im Herbst des Lebens. Wirklich Neues erfahren die Leser hier nicht.

"Meine erklärte Absicht war es eigentlich, als abgeklärte Fernsehlegende in Malibu die Füsse hochzulegen, während die Nation sich nur schwer mit dem Gedanken abfinden kann, ihre Samstagabende ohne mich zu verbringen. Malibu ist abgebrannt, die Nation plant das Wochenende ohne mich, und statt in meiner kalifornischen Windmühle in die Abendsonne zu blinzeln, die glutrot im Pazifik versinkt, habe ich mir mit neuer Partnerin in Baden-Baden eine renovierte Dachwohnung gemietet", zieht Gottschalk Fazit.

Älterwerden ist nicht immer einfach, im Leben kommt es oft anders als man denkt. Das sind keine neuen Erkenntnisse. Unterhaltsam sind Thomas Gottschalks Gedanken dazu aber allemal.

Verwendete Quelle:

  • "Herbstbunt: Wer nur alt wird, aber nicht klüger, ist schön blöd", Thomas Gottschalk, Wilhelm Heyne Verlag
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