Brigitte Bardot gilt als eine der grössten Sex-Ikonen und bekanntesten Tierschützerinnen der Welt. Am heutigen 28. September feiert sie ihren 90. Geburtstag.
Mit skandalträchtigen Filmen wie "Und ewig lockt das Weib", "Die Verachtung" oder "Das Gänseblümchen wird entblättert" stieg
Vom Filmstar zur radikalen Tierschützerin
Als sie Anfang der 1970er überraschend ihre Schauspielkarriere an den Nagel hängte, war nicht nur in ihrer französischen Heimat das Entsetzen gross. Doch BB, wie man sie bis heute der Einfachheit halber nennt, setzte ihre Entscheidung seitdem konsequent durch und widmete sich mit militanter Leidenschaft dem Tierschutz.
Nachdem sie sich bereits öffentlichkeitswirksam gegen die Robbenjagd, den Verzehr von Pferdefleisch und gegen grausame Schlachtmethoden eingesetzt hatte, versteigerte sie im Jahr 1986 einen Grossteil ihrer Immobilien und Autos, trennte sich sogar schweren Herzens von dem Schmuck ihres Ex-Gatten Gunter Sachs und dem Brautkleid, in dem sie mit 18 Jahren ihren ersten Mann Roger Vadim (1928-2000) ehelichte. Von dem Geld gründete sie die bis heute fortbestehende "Fondation Brigitte Bardot", die sich den Statuten zufolge dem "Kampf für die Sache der Tiere in Frankreich und auf der ganzen Welt" verschrieben hat.
Zusammen mit ihrem grossen Team richtete sie mehrere Tierheime ein, in denen ausgesetzte und misshandelte Tiere aufgenommen werden. Derzeit betreut die Stiftung eigenen Angaben zufolge mehr als 11.000 Tiere, darunter Katzen, Hunde, Schafe und sogar Schweine.
Seit nunmehr über 40 Jahren lebt die ehemalige Filmikone zurückgezogen in ihrer Villa am Strand von St. Tropez, umgeben von zahlreichen Vierbeinern, die sie regelmässig aus Tierheimen oder Wanderzirkussen befreit. Neben ihrer Stiftung nutzt sie auch ihren X-Account für ihren Kampf für das Tierwohl. Immer wieder postet sie dort abfotografierte handschriftliche Statements, in denen sie zu diversen Tierschutzthemen, aber auch zu gesellschaftspolitischen Inhalten Stellung bezieht.
Sympathisantin der radikalen Rechten
Spätestens seit ihrer Hochzeit mit ihrem vierten Ehemann Bernard d'Ormale (83) im Jahr 1992 steht Brigitte Bardot im Ruf, mit der politischen Rechten ihres Heimatlandes zu sympathisieren und ein rassistisches Weltbild zu pflegen. Bernard d'Ormale war lange Zeit Berater des rechtsextremen Front National und seines damaligen Vorsitzenden Jean-Marie Le Pen (96). Wie es scheint, haben dessen politischen Einstellungen mittlerweile auch auf das einstige Sexsymbol abgefärbt.
Im Jahr 2012 unterstützte sie offen die Kandidatur von Marine Le Pen (56), die den ehemaligen Front National seit 2018 unter dem Namen "Rassemblement National" weiterführt. Damals bezeichnete Bardot Le Pen vor allem deshalb als gute Wahl, weil sie Tierrechte einfordern wolle und sich für ein "starkes Frankreich" einsetzen werde. In den letzten Jahren betont die radikale Tierschützerin, sich keiner Partei zugehörig zu fühlen und gibt dabei an, politische Statements stets ausschliesslich im Sinne des Tierschutzes abgegeben zu haben.
Abgesehen von ihren fragwürdigen Ansichten zu einer angeblichen Islamisierung Frankreichs und ihrer unverhohlenen Abneigung gegen feministische Diskurse, stehen zumindest ihre impulsiven Statements, wegen denen sie in der Vergangenheit immer wieder vor Gericht stand und zu Geldstrafen verurteilt wurde, tatsächlich meist im Zusammenhang mit ihrem Kampf für das Tierwohl.
Wegen rassistischer Beleidigungen vor Gericht
Ende 2021 wurde sie wegen rassistischer Beleidigung zu einer Geldstrafe von 20.000 Euro verdonnert, nachdem sie die Einwohner der im Indischen Ozean gelegenen französischen Insel La Réunion als "degenerierte Bevölkerung mit barbarischen Traditionen" bezeichnet hatte. Zuvor hatte sie in einem Schreiben an den dortigen Präfekten gegen angebliche Tierquälerei auf der Insel protestiert. Bei den dortigen Einwohnern handele es sich um "Eingeborene, die die Gene der Wilden bewahrt" hätten. Im selben Jahr stand sie zudem wegen militanter Ausfälle gegenüber dem französischen Jagdverband vor Gericht, deren Vorsitzenden sie auf der Webseite ihrer Stiftung als "Terroristen der Tierwelt" bezeichnet hatte.
In einem Interview mit der "Welt" zu ihrer 2018 erschienenen Autobiografie "Tränen des Kampfes", eröffnete sie den Journalisten, dass sie sich schon lange nicht zur menschlichen Gattung zähle. "Ich bin anders", sagte sie dort. "Ich habe das Aussehen eines Menschen und die Seele eines Tieres. Ich merke das an der Art, wie ich die Dinge sehe, an den tiefen Gefühlen, die ich für Tiere und generell für schwache Lebewesen empfinde - für Dinge, die die Menschen verachten und die mein Leben sind." Im Gegensatz zu den Menschen seien Tiere bis zum Lebensende treu, was immer sie auch ertragen müssten.
"Ich habe die Nase schon jetzt voll von diesem Geburtstag!"
Auch mit ihren mittlerweile 90 Jahren verfolgt Brigitte Bardot ihren Kampf für die Tierwelt mit ungebrochener Militanz und Leidenschaft weiter. Ihr eigener Geburtstag, den sie am heutigen 28. September im Kreise ihrer vierbeinigen Freunde - und vielleicht auch einiger Menschen - begehen wird, scheint die einstige Sex-Ikone nur am Rande zu interessieren.
Vor wenigen Tagen äusserte sie sich in einem Interview mit der französischen Nachrichtenagentur "AFP" reichlich genervt zu ihrem anstehenden Ehrentag: "Es regnet in Strömen, ich muss jede Menge Post öffnen, ich habe die Nase schon jetzt voll von diesem Geburtstag!". Ihr Alter sei ihr generell völlig egal, eigentlich habe sie gar nicht bemerkt, älter geworden zu sein.
Auch an ihrem Geburtstag gelte: "Ich ziehe mich vor den Menschen zurück in meine stille Einsamkeit, die mir sehr gut bekommt". Obwohl sie ihre Filmkarriere seinerzeit aufgegeben habe, blicke sie immer noch gerne darauf zurück. "Ich bin sehr stolz auf das, was ich in meinem frühen Leben erreicht habe", so Bardot. "Meine Bekanntheit hilft mir heute bei meinem Einsatz für den Tierschutz." (tj/spot) © spot on news
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