Als Comedian mit dem unverkennbaren Mannheimer Dialekt und dem langen schwarzen Haar begeistert Bülent Ceylan seit rund 25 Jahren die Menschen. Dabei spielte auch stets die Musik eine grosse Rolle in der Arbeit des 47-Jährigen. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt Ceylan von seinem anstehenden Metal-Album, der Herausforderung, in der Musikbranche nicht belächelt zu werden und verrät zudem, welcher Comedian bei einer "LOL"-Teilnahme sein persönlicher Angstgegner wäre.
Herr
Bülent Ceylan: Metal bedeutet nicht, immer nur ins Mikro zu schreien. Vielmehr sind Metal und Rock durchaus melodisch. Insofern mag ich den Kontrast bei dem Song, denn das bin ich, weil hier Hartes auf Schönes trifft. Ich wollte positiven Modern-Metal machen. In "Ich liebe Menschen" zeige ich in den Lyrics auf, wie schlimm Menschen sein können, indem sie etwa Kriege führen – trotzdem gehöre ich ja auch zu diesen Menschen. Insofern geht es mir auch darum, auf die Nächstenliebe hinzuweisen, die verbreitet werden soll.
Mit einem durchaus positiven Twist …
Ja, ich wollte gerne etwas Positives vermitteln. Wir Menschen haben immer etwas zu meckern. Ich möchte daran erinnern, mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Natürlich kann man Ziele und Träume haben, beim Streben danach sollten wir uns aber nicht kaputt machen, sondern uns vielmehr daran erinnern, positiv zu bleiben. Dabei geht es übrigens nicht darum, naiv zu sein und die Augen vor schlimmen Dingen auf der Welt zu verschliessen. Aber ich glaube, wir sollten uns immer wieder daran erinnern, dass in uns Menschen auch viel Tolles steckt.
Eigentlich sind Sie ja als Comedian bekannt – welches Publikum wollen Sie mit Ihrer Musik erreichen?
Mein Comedy-Publikum habe ich mir über viele Jahre hart erarbeitet und ich singe ja auch immer am Ende einer Show ein paar Songs, insofern möchte ich natürlich auch diese Zielgruppe ansprechen. Aus diesem Grund haben wir "Ich liebe Menschen" bewusst als erste Singleauskopplung aus dem Album gewählt. Als Comedian habe ich aber beispielsweise auch schon mal auf der Hauptbühne beim "Wacken Open Air" performt – dass ich auch Rocker bin, wissen also die meisten. Der Song vereint beide Seiten miteinander: die schöne Botschaft im Refrain und den ernsten Reminder in den Strophen, die entsprechend härter gesungen werden.
Bülent-Style: Ernste Botschaft und ein Augenzwinkern
Wie würden Sie Ihren musikalischen Stil beschreiben?
Im Entstehungsprozess des Albums haben mir viele Menschen gesagt, ich habe meinen eigenen Stil gefunden, was mich sehr freut. Insofern spreche ich inzwischen gerne vom Bülent-Style, der sowohl Lieder mit einer ernsten Botschaft als auch Songs mit dem gewissen Augenzwinkern umfasst. Darüber hinaus spielt natürlich eine Mischung aus Modern-Rock und Metal-Einflüssen eine Rolle.
Sie lieben also nicht nur alle Menschen, sondern machen auch Musik für alle Menschen …
Genau. In meinen Social-Media-Kanälen hatten wir vor der Veröffentlichung den Refrain des Songs in Form eines kurzen Videos angespielt. Und ich hatte wirklich von so vielen Menschen positive Rückmeldungen, was mich sehr gefreut hat. Das Lied ist für alle da.
Trotzdem wird häufig streng zwischen einzelnen Genres unterschieden …
Ja. Allein, dass mittlerweile aber auch grosse Schlagerkünstler auf grossen Festivals auftreten, zeigt, dass es darum nicht gehen sollte. Es entstehen immerhin auch echte Freundschaften untereinander, auch wenn man nicht im selben Genre unterwegs ist. Zwischen mir und Roland Kaiser ist in den letzten Jahren beispielsweise eine echte Freundschaft entstanden, er hat inzwischen sogar schon meine Mutter kennengelernt. Schlussendlich geht es doch darum, sich gut miteinander zu verstehen.
Ist es schwer, sich als Comedian in der Musik zu etablieren?
Ja, das ist es. Man muss sich in der Szene wirklich beweisen. Manchmal fühle ich mich wie ein Gladiator, der die Arena zum Kampf betritt. Denn ich muss wirklich kämpfen und den Menschen zeigen, dass ich zwar Comedian bin, aber nicht automatisch nur Klamauk singe.
Ihre Comedy befasst sich viel mit Ungerechtigkeiten oder Rassismus – was geht in Ihnen vor, wenn Sie als Vater auf die Zukunft Ihrer Kinder blicken?
Ich habe meine Befürchtungen. Fremdenhass ist spürbar. Auch meine Kinder sind damit schon in Berührung gekommen. In solchen Momenten frage ich mich, warum es Eltern gibt, die ihre Kinder für diese Themen nicht richtig sensibilisieren. Natürlich spielt aber auch das Umfeld eine Rolle, Kinder schnappen nun einmal auch vieles auf und müssen viele Dinge noch lernen.
Was wünschen Sie sich diesbezüglich?
Ich habe eine klare Haltung gegen Menschenhass und für Nächstenliebe. Jeder Mensch verdient es, kennengelernt zu werden, ganz gleich, woher er kommt oder welche Hautfarbe er hat. Es geht um die menschlichen Werte und ich denke, jeder Mensch hat eine Chance verdient. Wenn es uns gelingen würde, dieses Bewusstsein zu schaffen, wäre das super.
Bülent Ceylan über potenziellen Angstgegner bei "LOL: Last One Laughing"
Die Streaming-Show "LOL: Last One Laughing" erfreut sich seit einigen Jahren grösster Beliebtheit – könnten Sie sich vorstellen, an dem Format teilzunehmen?
Ja. Ich wurde bereits angefragt für die Show, bislang habe ich jedoch aus zeitlichen Gründen bei "LOL" nicht teilnehmen können. Vielleicht klappt es ja demnächst mal, das wäre sehr schön.
Welche oder welcher Comedian wäre Ihr persönlicher Angstgegner?
Das ist schwierig, weil ich sehr viele Kollegen und Kolleginnen sehr witzig finde. Natürlich ist man auch mit dem einen oder anderen befreundet – das macht es dann noch schwieriger, nicht zu lachen. Olaf Schubert oder Johann König zum Beispiel haben einen so verrückten Humor. Wenn man diese Menschen dann auch noch persönlich kennt, denkt man sich schnell "Das wird jetzt nicht einfach". Auch ein Teddy (Tedros "Teddy" Teclebrhan, Anm. d. Red.) war mega-stark bei "LOL". Oder wenn Max Giermann als Klaus Kinski kommt, ist das wirklich Wahnsinn. Ich denke, ich würde es nicht so leicht haben in der Show und hätte Angst, als Erster rauszufliegen. Sollte ich also irgendwann an dem Format teilnehmen, müsste ich versuchen, an viele schlimme Dinge zu denken, um nicht loszulachen. Das stelle ich mir wirklich schwierig vor. Sollte es also mit der Teilnahme irgendwann klappen, bin ich echt gespannt, wie und ob ich es schaffen würde, nicht zu lachen (lacht).
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.