Für seine Darstellung im Historienfilm "The King’s Speech" wurde Colin Firth 2011 mit einem Oscar ausgezeichnet. Jetzt wagt sich der Brite erneut an eine wahre Begebenheit: In der Serie "Lockerbie: A Search for Truth" spielt er einen Arzt, der sich nach dem tragischen Tod seiner Tochter auf die Suche nach der Wahrheit macht.
Im Interview mit unserer Redaktion erzählt Firth von den besonderen Momenten und Herausforderungen am Set und von den echten Menschen hinter der "Lockerbie"-Geschichte.
Im Jahr 1988 stürzte der Pan-Am-Flug 103 über der schottischen Kleinstadt Lockerbie ab. Die Tragödie, die durch eine an Bord geschmuggelte Bombe verursacht wurde, wird in der neuen Sky-Serie "Lockerbie: A Search for Truth" aus Sicht des britischen Arztes Jim Swire erzählt, dessen Tochter unter den insgesamt 270 Todesopfern war. In Swires Schuhe schlüpft Oscar-Preisträger
Colin Firth traf die Person hinter der Geschichte
"Lockerbie" basiert auf Jim Swires autobiografischem Buch "The Lockerbie Bombing: A Father’s Search for Justice" und wirft wichtige Fragen zu den politischen und juristischen Nachwirkungen des Bombenanschlags auf. Wie haben Sie es geschafft, in die Rolle von Jim hineinzufinden?
Colin Firth: Das ist sehr schwer zu definieren. Der Vorfall liegt über 35 Jahre zurück, doch es fühlt sich immer noch sehr unmittelbar an. Als ich zum ersten Mal das Drehbuch lesen durfte, hatte es eine enorme Wirkung auf mich. Vor allem die persönliche Reise von Jim und seiner Ehefrau Jane hat mich sehr bewegt. Es war beeindruckend, wie Jim den Mut hatte, trotz seiner ursprünglichen Überzeugungen den Fakten zu folgen und seinen Kurs zu ändern.
Die Serie beleuchtet unter anderem die Zweifel an der Schuld der beiden verurteilten Libyer Abdelbaset al-Megrahi und Al Amin Khalifa Fhimah sowie die fragwürdige Rolle der Behörden nach dem Bombenanschlag. Vor den Dreharbeiten konnten Sie Jim und Jane persönlich treffen. Wie war das für Sie?
Es war weniger eine Recherche-Reise, sondern tatsächlich eher ein ungezwungenes Kennenlernen. Jim hat mich sofort mit seinen vielen eloquenten Fragen beeindruckt. Er kam direkt zum Punkt. Gleichzeitig brachte er mich auch oft zum Lachen. Dieses Treffen hat meine Interpretation der Rolle auf jeden Fall beeinflusst.
Was hat Sie an Jims Charakter am meisten beeindruckt?
Seine Integrität. Er war bereit, seine Überzeugungen loszulassen, wenn die Beweise dagegen sprachen. Das verlangt enorme Stärke und Mut, besonders wenn man leidenschaftlich für etwas kämpft.
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Eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit und ihre Herausforderungen
Was war für Sie eine besondere Herausforderung am Set?
Zuhören ist eine echte Herausforderung. Man kann es nicht spielen – man muss wirklich präsent sein. Es erfordert Aufmerksamkeit und oft auch Vorstellungskraft, da man manchmal nur Kameras und Licht sieht.
Gab es einen Moment am Set, der Sie besonders berührt hat?
Ja, tatsächlich gab es mehrere. Besonders die Zeugenaussagen im Gerichtssaal waren überwältigend. Die Emotionen der Darsteller und der Komparsen waren so echt, dass niemand schauspielern musste – wir waren alle sprachlos.
Inwiefern hat Ihnen das Set und die originalgetreue Ausstattung bei der Darstellung Ihrer Rolle geholfen?
Enorm viel. Alles fühlte sich so authentisch an. Es war, als würde man direkt in die damalige Zeit eintauchen. Sogar die Falten, die mir je nach Jahr im Make-up-Trailer hinzugefügt oder entfernt wurden, halfen mir, mich in der Geschichte zu orientieren.
Gibt es Parallelen zwischen Jim und Ihnen persönlich?
Vielleicht haben wir beide die Neugier und Bereitschaft, neue Perspektiven zuzulassen. Aber Jims Stärke und Ausdauer inmitten dieser Herausforderungen sind wirklich aussergewöhnlich. Ich kann nur hoffen, dieser Rolle gerecht geworden zu sein.
Wie beeinflusst Ihre Erfahrung in der Serie Ihre Sicht auf die Ereignisse von Lockerbie?
Es hat mir eine tiefere Wertschätzung für die betroffenen Familien und ihre lange Suche nach Gerechtigkeit gegeben. Die Tragweite und die Auswirkungen dieses Ereignisses sind unglaublich.
Abseits der Arbeit: Gibt es etwas, das Sie zur Entspannung tun, wenn Sie nicht vor der Kamera stehen?
Ich bin ein grosser Fan davon, zur Entspannung Bücher zu lesen und Musik zu hören. Und ich geniesse die einfachen Momente mit meiner Familie und Freunden. Nach intensiven Projekten wie diesem ist es wichtig, wieder in den Alltag einzutauchen.
Über den Gesprächspartner
- Colin Firth ist ein britischer Schauspieler, der vor allem mit der Darstellung des König Georg in "The Kings Speech" zahlreiche Auszeichnungen – darunter einen Oscar – gewonnen hat. Firth steht bereits seit den 80er-Jahren auf der Bühne und vor der Kamera, doch seinen Durchbruch schaffte er erst 2001 in "Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück". Aktuell übernimmt er die Hauptrolle in der neuen Serie "Lockerbie: A Search for Truth" (jetzt exklusiv auf Sky & WOW).
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