Silvester, der Geburtstag von Oma Inge, Namenstag, die Firmen-Weihnachtsfeier, eine Steuerrückerstattung oder das Leben: Es gibt viele Gründe zu feiern. Bill Kaulitz flattert in der neuesten Folge "Kaulitz Hills" aber eine besondere Party-Einladung ins Haus. Das wirft die Frage auf: Was wissen wir eigentlich über Staatsbankette?

Christian Vock
Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wir kennen Bill Kaulitz ja eigentlich als bescheidenen Menschen. Doch in der neuesten Folge "Kaulitz Hills" schlägt Bill gleich zu Beginn gehörig über die Stränge. "Ich kam ja grad erst aus Europa, dann bin ich innerhalb von einer Woche wieder nach New York, Palm Springs, Dallas. Dann war ich in Budapest, und jetzt komm' ich gerade ganz frisch wieder eingeflogen, um mit dir hier zu recorden", erzählt Bill seinem Bruder ohne jegliche Zurückhaltung, welche Verdienste um die Klimakrise er sich in nur sieben Tagen erworben hat.

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Doch so sehr wir Kaulitz’ Engagement auch schätzen: Der Tokio-Hotel-Sänger ist ja nicht alleine auf der Welt. Vielleicht wollen andere mit ihrer Vielfliegerei ja auch ein bisschen zu noch mehr CO2-Emissionen beitragen? Dann wäre es doch reichlich unfair, wenn jemand gerade in den Flieger steigen will, Bill Kaulitz aber schon von der 1,5-Grad-Ziellinie winkt. Also mal ein bisschen piano, Bill, und nicht nur an dich denken. Klimakrise ist für alle da.

Sein Bruder Tom hat ebenfalls den Kopf in den Wolken, allerdings vom Boden aus. Der Gitarrist macht sich Sorgen um das kaulitzsche Ritual, sich zu Beginn einer jeden Podcast-Folge mit Hochprozentigem den Helm zu lackieren: "Meine Drink-Rezepte am Anfang: Macht das jemand? Oder ist das so ein überflüssiger Scheiss, an dem wir nur festhalten, weil es eine Tradition ist?", fragt sich Tom. Keine Ahnung, ich gebe die Frage jetzt einfach mal in die Runde. Antworten bitte an überflüssigerscheiss@kaulitz-trinkt.prost.

Eine Einladung für Bill

Aber Bill ist nicht nur ein in der Regel bescheidener Mensch, sondern auch ein von Grund auf guter. "Gut" jetzt nicht im Sinne von tugendhaft, ich kann mir durchaus vorstellen, dass Bill schon einmal falsch geparkt oder sogar geflucht hat. Nein, Bill ist ein guter Mensch im Sinne von positiv eingestellt. Das betont er ja auch selbst immer wieder, und nicht umsonst lautet das Motto des Podcasts "only love, don’t hate". So, und wirklich nur so, sind dann auch Bills Worte zu verstehen, als er von der Service-Wüste namens Welt spricht.

Bill berichtet über die Zustände an amerikanischen Flughäfen, insbesondere der Service steche für ihn dabei heraus: "Die machen ja wirklich gar nichts", erzählt Bill voller Liebe, dass er seinen Müll selbst wegräumen musste. Auch über Hotels hat Bill nur Positives zu berichten. Beziehungsweise bald Positives. In manchen Hotels gebe es für den Room-Service nämlich lediglich QR-Codes, erzählt Bill und hat gleich einen liebevollen Verbesserungsvorschlag: "Ich hätte gerne eine schöne Room-Service-Karte. Ist das zu viel verlangt?", fragt Bill, und wenn das für Sie etwas divenhaft klingt, dann muss das an Ihnen liegen. Only love, don’t hate.

Bei so viel Positivität fällt Bills nächste Anekdote umso mehr auf, da sie einer guten Nachricht eine schlechte folgen lässt. Bill berichtet nämlich von einem Anruf seines Managers, der ihm Folgendes sagte: "Du wurdest gerade eingeladen vom Bundespräsidenten und seiner Frau zum Staatsbankett mit Joe Biden." Es ist natürlich schwer zu sagen, wer von der Idee eines gemeinsamen Abendessens am überraschtesten war: der Bundespräsident, seine Frau, Bill Kaulitz oder Joe Biden. Man wird es vermutlich nie herausfinden, denn Bill hat ja noch die angesprochene schlechte Nachricht.

"Dinner for One" mit Joe Biden

"Ich kann nicht", erzählt Bill missmutig und ergänzt: "Das ist leider so spontan gewesen – das schaff' ich nicht." Das kann wahrscheinlich jeder nachvollziehen, der schon mal eine Spontan-Einladung bekommen hat. Das muss einfach passen. Aber meist ist eben irgendwas anderes: ein Reitturnier, die eigene Scheidung oder Pilates. Bei Bill sind es Dreharbeiten, die ihm eine Teilnahme am Staatsbankett mit Joe Biden unmöglich machen – was Bill zu wurmen scheint: "Ich möchte da unbedingt hin!"

"Ich glaube, ist nicht besonders wild", versucht Tom seinem Bruder ein wenig den Ärger zu nehmen, und in der Tat stelle ich mir ein Staatsbankett jetzt auch nicht wie eine Schaumparty im Megapark vor. Aber ich war noch nie auf einem Staatsbankett. Die Einladungen kamen einfach immer zu kurzfristig. Daher weiss ich nicht viel über Staatsbankette. Wie machen die das zum Beispiel, wenn einer nicht kann? Ist dann ein Platz frei oder wird der aufgefüllt? Wer kommt dann statt Bill Kaulitz? Markus Söder? Calvin Kleinen? Der Bi-Ba-Butzemann? Eigentlich wäre ja Tom die logischste Wahl, so als Zwilling. Muss man dem Bundespräsidenten mal sagen. Vor allem, bevor er Calvin Kleinen einlädt.

Vielleicht läuft es bei einem Staatsbankett ja dann auch ab wie bei "Dinner for One" und jemand muss die fehlenden Gäste imitieren. Das wäre auch gut für die Stimmung. So ein kleiner Eisbrecher. Ich sehe schon, wie Bundespräsident Steinmeier in ein paar Leoparden-Leggins schlüpft und sich die Haare nach oben sprayt, um für Joe Biden Bill Kaulitz nachzumachen. Es könnte allerdings auch unangenehm werden. Für alle. Ich merke, ich weiss überhaupt nichts über die Stimmung bei Staatsbanketten.

Eine Fluggemeinschaft mit Joe Biden

Was ich allerdings weiss, ist, dass ein Staatsbankett ganz schön teuer sein kann. Ein Staatsbankett zu Ehren von König Charles im Schloss Versailles soll mal fast 500.000 Euro gekostet haben. Charles scheint ein guter Esser zu sein. Aber wie läuft das dann mit der Rechnung? Wer zahlt das Ganze? Der, der eingeladen hat? Dann kann ich mir gut vorstellen, dass Emmanuel Macron als Gastgeber den ganzen Abend über dagesessen und gehofft hat, dass König Charles nicht noch ein Schälchen Austern bestellt. Und mal ganz unter uns: Wer hat denn auch bitte 500.000 Euro dabei, wenn er essen geht?

Das mit dem Bezahlen muss man vorher regeln, gerade bei einem Staatsbankett. Sonst sitzt dann am Ende jeder da und guckt verstohlen auf den Boden, wenn die Bedienung mit der Rechnung kommt und fragt: "Zusammen oder getrennt?" Dann will man ja vor Joe Biden auch nicht als Geizhals dastehen. Und wie läuft das mit dem Trinkgeld? Bei 500.000 Euro kommt ja einiges zusammen. Und kann man ein Staatsbankett als Geschäftsessen von der Steuer absetzen? Ist es peinlich, wenn Steinmeier einen Bewirtungsbeleg verlangt? Ich muss mich echt mal mit Staatsbanketten auseinandersetzen, falls doch mal eine Einladung mit genügend Vorlauf kommt.

Den wünscht sich auch Bill und hofft auf eine Wiederholung: "Bitte nächstes Jahr mich nochmal einladen", bittet Bill. Dann ist es für ein Staatsbankett mit Joe Biden allerdings zu spät, es wäre also in Bills Sinne, könnte er das doch noch einrichten. Vielleicht kann ihn Joe Biden ja auch mitnehmen. An Bord der Air Force One soll der Service ja auch ganz okay sein. Zumindest, was man so hört. Wobei ich glaube, dass Joe Biden auch kein Problem damit hätte, seinen Müll selbst wegzuwerfen.

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