Am 2. und 9. September zeigt Eckart von Hirschhausen in seiner neuen Sendung "Die Hirschhausen-Show - Was kann der Mensch?" (jeweils um 20:15 Uhr im Ersten), zu welchen Höchstleistungen Menschen in der Lage sind. Unsere Redaktion hat mit dem Arzt und Moderator über die beiden Shows sowie über die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise gesprochen. Zudem verrät der 56-Jährige, was er gut und was er so gut wie gar nicht kann.

Ein Interview

Herr von Hirschhausen, an zwei Samstagabenden beschäftigen Sie sich in Ihrer "Die Hirschhausen-Show" mit der Frage "Was kann der Mensch?". Beschäftigen wir uns grundsätzlich zu oft damit, was wir NICHT können?

Mehr News zu Stars & Unterhaltung

Eckart von Hirschhausen: "Die Hirschhausen-Show - Was kann der Mensch?" zeigt aussergewöhnliche Talente und lässt uns wieder Staunen über das Wunderwerk, das wir alle sind. Klar, im Alltag hadert man oft mit sich und anderen, aber diese Show ist ja für den Samstagabend. Da darf man sich faszinieren lassen, etwa von medizinischen Hintergründen, und kann spätestens am Montag davon anderen was erzählen.

Ein "Strongman" wird das Seil bei einem Bungee-Sprung mit purer Muskelkraft halten und ein Apnoe-Taucher möchte beweisen, wie lange man es ohne Sauerstoff unter Wasser aushalten kann. Stockt Ihnen selbst der Atem, wenn Sie das lesen?

Tatsächlich! Tom Sietas ist einer der weltbesten Apnoe-Taucher, aber wenn man über acht Minuten ohne Sauerstoff bleibt, kann auch bei einem Geübten das Hirn jederzeit plötzlich ohnmächtig werden. Deshalb haben wir auch eine Tauchärztin, zwei Sanitäter und einen persönlichen Vertrauten von Tom direkt neben dem Wassertank.

Und dennoch bekomme ich Gänsehaut, wenn ich daran denke. Testhalber durften unsere Prominenten und auch das Publikum einmal die Luft anhalten – da kommen die meisten ohne Übung nicht viel weiter als eine halbe Minute. Und beim Bungee-Sprung war es ja nicht irgendwer, der sich da auf diesen Stunt eingelassen hat. Wer es sein wird, darf ich jetzt noch nicht verraten.

Es sind noch viele weitere prominente Gäste dabei, etwa Heiner Lauterbach, Felix Neureuther und Vanessa Mai. Müssen auch die Promis über sich hinauswachsen und beweisen, was sie können?

Na klar, das ist Teil des Konzeptes von "Die Hirschhausen-Show - Was kann der Mensch?". Immer erst staunen, dann verstehen und dann zeigen, was in jedem von uns steckt. Die Spiele mit den Prominenten ergeben sich jeweils aus den Talenten, die auftreten. Zum Beispiel haben wir einen echt verrückten Slack-Line-Läufer, der sein Seil für uns zwischen zwei fliegende Heissluftballons über dem Tegernsee spannt und buchstäblich im Himmel balanciert. Wenn wir ihn abgefeiert haben, dürfen die Promis zeigen, wie gut sie Balance halten und dabei noch Fragen beantworten können.

Ein Comeback für die Samstagabendunterhaltung

Geben Sie Ihrem Kollegen Thomas Gottschalk recht, dass die grossen Zeiten der Samstagabendunterhaltung hinter uns liegen?

Klar, war es in der Zeit ohne Internet mit nur drei Sendern einfacher, live ein Millionenpublikum zu fesseln. Aber die Idee, die wir vor zwölf Jahren mit "Hirschhausens Quiz des Menschen" erfolgreich ins Fernsehen gebracht haben, ist immer noch spannend: den Menschen zu feiern in all seinen Facetten. Und im Gegensatz zu anderen Formaten bleiben wir nicht stehen beim Staunen, sondern bieten immer auch einen Blick hinter die Kulissen, zeigen, was es braucht, um so ein Talent auszubilden, und wie unser Hirn gestrickt ist.

Gibt es ein Geheimrezept, mit dem wir unser Gehirn überlisten und uns mehr selbst "feiern" können?

Ja, das erleben wir ganz konkret bei der Gedächtniskünstlerin Susanne Hippauf. Sie ist im Hauptberuf Polizeikommissarin und ist zu einer der besten Mnemotechnikerinnen geworden. In der Sendung werde ich ihr 5.000 Ziffern der Zahl Pi auf Tafeln zeigen, und sie findet die verdeckten Ziffern heraus. Wahnsinn. Daran muss ich immer denken, wenn ich vor dem Bankautomaten stehe und die vier Ziffern meiner PIN dreimal falsch eingegeben habe. Aber wir verraten auch die Tricks, wie man aus Zahlen eine packende Geschichte baut, denn unser Hirn liebt es bunt!

Was muss eine Samstagabendshow heutzutage bieten, um möglichst viele Menschen vor dem Fernseher zu versammeln? Und wie wollen Sie das junge Publikum abholen?

Wir machen öffentlich-rechtliche Unterhaltung mit Haltung. Und bieten eine Show, für die man sich keine Sekunde, weder als Moderator, als Gast noch als Zuschauer, schämen muss. Das ist schon eine ganze Menge heutzutage, finden Sie nicht? (lacht) Ich muss auch niemanden abholen oder woanders hinbringen. Die Leute können ruhig da sein, wo sie gerade sind, und Spass haben.

Abschied vom Bühnenleben für die planetare Gesundheit

Sie haben zugunsten Ihrer Stiftung "Gesunde Erde-Gesunde Menschen" ihre Tournee beendet. Vermissen Sie persönlich das Bühnenleben?

Die Bühne hat 30 Jahre lang mein Leben bestimmt. Aber ich hatte einfach das Gefühl, dass die Dringlichkeit, mit der wir uns jetzt um den Schutz unserer Lebensgrundlagen kümmern müssen, sich schlecht verträgt mit der Erwartung der Leute, dass jeder dritte Satz eine Pointe sein soll.

In diesem Jahrzehnt wird entschieden, ob wir die Erde deutlich über die 1,5-Grad-Grenze weiter aufheizen oder ob wir die Kurve kriegen. Deshalb setze ich mich jetzt noch stärker für meine Stiftung "Gesunde Erde-Gesunde Menschen" ein. Wenn die Welt bald gerettet ist, mache ich gerne wieder nur Quatsch. Ein Leben ohne Unsinn macht ja auch keinen Sinn.

Dem Fernsehen bleiben Sie aber erhalten, oder?

Ja, klar. Mein neues Samstagabendformat "Was kann der Mensch?" macht mir wirklich grossen Spass, ausserdem darf ich zwei bis dreimal im Jahr auch eigene Dokumentationen drehen. Nach mehreren Reportagen zum Thema Long Covid kommt als nächstes "ADHS bei Erwachsenen" und "Medizin der Zukunft". Ausserdem habe ich ja mit "Wissen vor 8 - Erde" jeden Mittwoch vor der Tagesschau ein paar Minuten, um auf mein Herzensthema "planetare Gesundheit" hinzuweisen.

"Planetare Gesundheit": Was ist das genau?

Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde. Gesundheit beginnt nicht mit einer Tablette oder Operation. Gesundheit beginnt mit der Luft, die wir atmen, dem Wasser, das wir trinken, den Pflanzen, die wir lecker essen können, erträglichen Temperaturen und einem friedlichen Miteinander. Alle diese fünf Lebensgrundlagen sind akut in Gefahr. Deshalb können Ärzte zu diesem Thema nicht schweigen. Auch ich nicht.

Eckart von Hirschhausen über die Klimakrise

In Ihrem Buch "Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben" behaupten Sie: "Wir müssen nicht das Klima retten – sondern uns." Wie meinen Sie das?

Genau so (lacht). Wir müssen ja nicht "die Welt" retten, wir müssen uns retten. Der Erde ist es doch egal, ob es uns Menschen gut geht. Aber uns sollte das nicht egal sein.

Was sind denn die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise?

Diesen Sommer hatten wir wieder neue Hitzerekorde. Früher war Sommer etwas, da hat man sich drauf gefreut. Heute denkt man oft bei 35 Grad und mehr: Hoffentlich geht das bald vorbei. Gerade ältere Menschen mit Vorerkrankungen sind gefährdet, aber auch kleine Kinder, Schwangere und alle, die im Freien arbeiten müssen. Allergien nehmen extrem zu, und auch neue Infektionskrankheiten. Wenn es West-Nil-Virus und asiatische Tigermücken in Deutschland gibt, sagt uns doch schon der Name – hier ist etwas schwer aus dem Takt.

Was wird uns retten?

Als Elon Musk einmal twitterte "100 Millionen für eine Innovation, die C02 binden kann" schrieb jemand zurück: "Dürfen sich auch Bäume bewerben"? Das ist mein Humor. Intakte Natur ist unser bester und wirksamster Verbündeter, von den Mooren bis hin zu einer artenreichen Pflanzen- und Tierwelt. Diese "nature based solutions" können wir ergänzen durch gute technische Lösungen, die es schon gibt. Aber es muss jetzt schnell viel passieren. Denn viele Veränderungen sind mit nichts mehr zurückzudrehen: eine Art, die weg ist, bleibt weg. Gletscher, die getaut sind, kommen nicht zurück.

Und wenn unsere Körperkerntemperatur länger über 42 Grad liegt, kommen wir auch nicht wieder. Deshalb geht es jetzt um was: um jedes Zehntel Grad, das wir global nicht überhitzen, um jede Tonne Treibhausgase, die wir vermeiden und am besten aus der Luft wieder binden, und um jeden, der mitmacht und etwas bewegt. In meinem Lieblingscartoon der "Peanuts" sagt Charly Brown: "Eines Tages werden wir alle sterben". Und Snoopy antwortet: "Stimmt – aber an allen anderen Tagen nicht!"

Abschliessend eine Selbsteinschätzung: Was der Mensch kann, werden wir in Ihren Shows sehen. Doch was kann Eckart von Hirschhausen besonders gut? Oder auch so gar nicht?

Ich kann so gut wie gar nicht kochen und bewundere alle, die das mit Hingabe tun. Was ich gerne dafür im Gegenzug mache: Ich sorge dafür, dass es beim Essen niemandem langweilig wird. Und auch danach nicht. Ich bin grundsätzlich neugierig auf andere Menschen. Darum machen mir auch die Gespräche mit den Talenten und den Promis bei "Was kann der Mensch?" so viel Spass. Durch gutes Zuhören kann man die Ideen und Menschen miteinander verknüpfen. Aber: Sobald mir etwas Lustiges dabei einfällt, kann ich damit schlecht hinterm Berg halten. Ob das Fluch oder Segen ist, darf dann jeder am Samstagabend selbst entscheiden.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.