In Zeiten von Wohnungsnot und steigenden Preisen ist ein eigener Garten weder wirtschaftlich noch erstrebenswert – könnte man meinen. "Gartenprofi" Eva Brenner sieht das anders. Gerade in schwierigen Zeiten wachse bei vielen Menschen der Wunsch nach Ursprünglichkeit. Sie sagt: "Man kann auch aus einem tristen Hinterhof eine Oase machen."
Das "Duell der Gartenprofis" zeigt ab dem 23.04. in fünf neuen Folgen (jeweils mittwochs um 19.25 Uhr im ZDF), wie ungepflegte oder nicht angelegte Gärten in Traumgärten verwandelt werden. Moderatorin und Innenarchitektin Eva Brenner sorgt mit kreativen Deko-Konzepten für den letzten Schliff.
Im Interview nennt Brenner die neuesten Gartentrends und erklärt den aktuellen "Feuerstellen-Hype". Ausserdem verrät die 49-Jährige, warum die Nachfrage nach pflegeleichten Gärten nach dem Ende der Pandemie gestiegen ist.
Frau Brenner, in der ersten Folge der neuen Staffel findet das "Duell der Gartenprofis" am Heidesee in Brandenburg statt. War Ihnen diese Gegend zum Leben schon fast zu idyllisch, um nicht einsam zu sagen?
Eva Brenner: Ich finde das dort schon ganz bezaubernd. Aber klar, es ist recht weit draussen. Doch die Natur macht einiges wett – auch die gut einstündige Autofahrt von Berlin aus. Ich persönlich kann mir gut vorstellen, dort zu leben, wo andere Urlaub machen – wobei es mich eher in den Süden zieht. Aber die Sehnsucht der Familie, aus der Grossstadt aufs Land zu ziehen, kann ich nachvollziehen.
Gibt es neue Gartentrends für diesen Frühling und Sommer?
Der Garten wird mehr und mehr zum zweiten Wohnzimmer. Die Menschen wünschen sich mehr Sitzgelegenheiten und -orte im Freien, um den eigenen Garten aus unterschiedlichen Perspektiven geniessen zu können. Früher hatte man direkt am Haus eine Terrasse – und das war's. Da ist mittlerweile eine deutliche Entwicklung erkennbar. Ausserdem wird die Feuerstelle immer beliebter.
Auch bei Ihnen?
Nicht wirklich. Ich frage mich, ob es wirklich sein muss, dass man seine Nachbarn immer einräuchert (lacht). Doch das ist nur meine persönliche Meinung. Den Gedanken dahinter kann ich gut nachvollziehen. Feuer ist ein Element, und so eine Feuerstelle weckt das Ursprüngliche in uns Menschen. Man sitzt nach einem stressigen Arbeitstag draussen in der Natur am Feuer und kann in eine andere Welt abtauchen.
Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen diesem Wunsch nach Ursprünglichkeit und den aktuell schwierigen Zeiten voller Unsicherheiten?
Ja, wenn man im Dreck wühlt, fühlt man sich verbunden. Hinzu kommt, dass man die Entwicklung im Garten beobachten und miterleben kann. Ich komme ja ursprünglich aus der Innenarchitektur und hatte es daher eher mit statischen Räumen zu tun. Du kannst einen Raum zwar umdekorieren, doch er verändert sich nicht durch sich selbst. In Gärten ist das anders, weil sie den Jahreszeiten unterliegen. Wenn im Frühling endlich alles bunt und das Gras frischgrün wird, dann ist das immer ein besonderes Erlebnis – erst recht im eigenen Garten.
Sie haben fast 15 Jahre lang die Sendung "Zuhause im Glück" moderiert. Hatten Sie irgendwann genug von drinnen, weil es draussen schöner ist?
Das war eher einem Zufall geschuldet. Als "Zuhause im Glück" endete, wurde ich gefragt, ob ich Lust hätte, dieses neue Format zu begleiten. Im ersten Moment stellt man sich natürlich die Frage, was eine Innenarchitektin draussen zu suchen hat. Im Grunde genommen geht es aber immer um Räume, denn auch Gärten bilden Räume mit unterschiedlichen Ebenen. Auch draussen wird mit dekorativen Elementen gearbeitet. Ich sehe mich da als Bindeglied zwischen den Profi-Gärtnern und den Familien.
Worauf wird heute bei der Garten-Deko wert gelegt?
Auch da wird es immer natürlicher und wohnlicher. Die Gartenmöbel, die wir noch vor 15 oder 20 Jahren hatten, waren doch eher bescheiden. Man erinnere sich nur an die berühmten Klappstühle aus Kunststoff. Mittlerweile bieten sogar die grossen Interior-Firmen Möbel für draussen an, die genauso schön und hochwertig sind wie die Möbel für drinnen.
"Einfarbigen Gartenzwergen hingegen begegne ich immer mal wieder."
Rechnen Sie dennoch mit einem Comeback des Gartenzwergs oder der Hollywoodschaukel?
Bestimmt, wenn auch mit einem etwas anderen Anstrich. Es gibt ja auch schon moderne Hollywoodschaukeln. Dass der Gartenzwerg in dieser bunten Version zurückkommen wird, glaube ich allerdings nicht. Einfarbigen Gartenzwergen hingegen begegne ich immer mal wieder.
Welche Rolle spielt der Selbstversorger-Aspekt? Hat Corona zu einem Umdenken geführt?
Ganz bestimmt, wenngleich die Menschen längst wieder in ihrem Alltag angekommen sind. Dennoch hat die Pandemie Auswirkungen. Da mittlerweile viel mehr Menschen Homeoffice betreiben als noch vor Corona, ist der Wunsch nach einem pflegeleichten Garten grösser geworden. Wer sich für einen Nutzgartenanteil entscheidet, muss mehr Zeit investieren. Die Gärten sehen aber heute ganz anders aus als früher.
Inwiefern?
Früher hatte man eine grosse Rasenfläche, drumherum ein paar Hecken und mit etwas Glück noch ein Beet. Heute sind die Gärtner bemüht, weniger auf ökologisch fast tote Rasenflächen zu setzen und dafür andere Aspekte in den Garten zu bringen. Zum Beispiel sind insektenfreundliche Stauden sehr beliebt. Letztlich kommt es immer darauf an, die richtige Balance zu finden.
Wie erklären Sie sich das Interesse der Zuschauer an der Sendung und an Traumhäusern in Zeiten von Wohnungsnot und steigenden Mietpreisen?
Nun ja, in der Sendung werden nicht nur Traumhäuser gezeigt. In der zweiten Folge besuchen wir zum Beispiel ein Mehrfamilienhaus mit Gemeinschaftsgarten in Duisburg. Das Ergebnis ist sensationell. Man kann auch auf kleinstem Raum viel verändern und aus einem tristen Hinterhof eine Oase machen.
Hat sich der Fokus mittlerweile verschoben, weil eben diese tristen Hinterhöfe für viele Menschen eher die Realität sind als unbezahlbare Traumhäuser mit Vorzeigegärten?
Die Abwechslung macht dieses Format spannend. Wenn man sämtliche Variationen von Gärten zeigt, ist das für den Zuschauer interessanter. Natürlich schwingt bei einem Garten wie am Heidesee Eskapismus mit. Das ist ganz klar ein Sehnsuchtsort, den man sich vielleicht herbeiwünscht. Man muss dazu sagen, dass wir auch auf unsere Bewerber angewiesen sind.
"Es ist unberechenbar geworden. Mal hat man es mit extremer Nässe, mal mit extremer Trockenheit zu tun."
Wundern Sie sich manchmal selbst, dass es das "Duell der Gartenprofis" nach wie vor gibt?
Ich wundere mich manchmal, dass die Sendung noch so erfolgreich ist – aber im positiven Sinne. Schliesslich hat längst nicht jeder einen Garten. Gerade in den dichtbesiedelten Bereichen im Ruhrgebiet oder im Rheinland ist es schon ein Luxus, überhaupt einen Garten zu haben. Natürlich kann sich das nicht jeder leisten. Und selbst ich habe mich anfangs auch gewundert, wie teuer so ein Garten sein kann. Das Erfolgsgeheimnis der Sendung ist der Mix aus dem spannenden Duell, dem Vorher-Nachher-Effekt und dem Prozess des Gartenumbaus. Wobei ich den Eindruck habe, dass dieser Part für die Männer noch interessanter ist als für die Frauen …
Woran machen Sie das fest?
Wenn der Bagger kommt und den Garten erstmal in ein Schlachtfeld verwandelt, dann leuchten vor allem die Augen der Männer – erst recht, wenn sie den anschliessenden Turnaround miterleben dürfen. Insbesondere unter Berücksichtigung der Wetterverhältnisse, die hier seit ein paar Jahren herrschen, ist das eine echte Knochenarbeit.
Wir hatten bei den Dreharbeiten zu den letzten Staffeln teils so heftige Regenfälle, dass die Gärtner ihre Arbeit häufig innerhalb von nur einer Woche erledigen mussten. Es ist unberechenbar geworden. Mal hat man es mit extremer Nässe, mal mit extremer Trockenheit zu tun.
Wie oft wurden Sie und Ihr Team von den Familien nach Drehschluss zum Grillen eingeladen?
(lacht) Das kommt gar nicht so häufig vor, weil die Drehtage mitunter doch recht lang sind. Meistens gibt es zum Abschluss einen kleinen Umtrunk. Ich würde schätzen, dass es in jedem zehnten Garten abends während des Umbaus zu einem gemeinsamen Grillen kommt.
Über die Gesprächspartnerin
- Eva Brenner ist eine deutsche TV-Moderatorin. Die studierte Innenarchitektin führte von 2005 bis 2019 durch die Doku-Soap "Zuhause im Glück". Im ZDF moderierte sie zunächst die Sendungen "kaputt und … zugenäht!" und "Mach was draus". Seit 2020 zeichnet Brenner für das Format "Duell der Gartenprofis" verantwortlich.