Debakel in St. Gallen: Den St. Galler Festspielen sind 100 Fiberglasleichen abhanden gekommen. Einen Tag lang wusste kein Mensch, wo sie sich befanden. Noch immer hängen sie in Italien fest.
St. Gallen wartet sehnsüchtig auf seine Leichen. Wie das Schweizer Fernsehen berichtet, wurden die Requisiten in Italien bestellt. Benötigt werden sie für das Bühnenbild der Verdi-Oper "Attila".
Am 4. Juni hätten die Fiberglasrequisiten in St. Gallen eintreffen sollen. Auch Pressevertreter waren vor Ort, um sie gebührend zu empfangen. Wer jedoch nicht auftauchte, war der italienische Chauffeur samt Ladung. Wo sie sich befand, wusste kein Mensch, und auch der Fahrer war nicht zu erreichen.
"Die Nerven liegen blank", sagt Diana von Ow, Pressesprecherin der Festspiele. "Die Arbeiten am Bühnenbild sind nun bereits drei Tage im Verzug. Und dies ist bei unserem engen Zeitplan ein Problem." Vorab habe man drei Bilder der Leichen bekommen. "Sie sollten also tatsächlich existieren."
Verwirrung um die Hintergründe
Mittwochmorgen hatte der italienische Lieferant versprochen, um acht Uhr auf dem St. Galler Klosterhof einzutreffen. Kurz vor Mittag hiess es, der Lastwagen hänge immer noch in Como, Italien, fest. Frühestens am Abend oder Freitagfrüh sollen die Requisiten eintreffen - vorausgesetzt, die Informationen stimmen diesmal.
Die Gründe für die Verzögerung sind laut von Ow weiterhin unklar. Von fehlenden Papieren bis hin zu Problemen mit dem Lastwagen sei die Rede. "Nicht zu wissen, wo genau das Problem liegt, ist für alle Beteiligten sehr belastend", betont die Sprecherin.
Premiere von "Attila" notfalls ohne Leichen
Die Zeit bis zur Premiere am 21. Juni wird immer knapper. Eigentlich sollte jetzt auf der Bühne geprobt werden - und zwar mitsamt der Requisite. Regisseur und Bühnenbildner Stefano Poda zittert, ob seine Stücke den Transport überleben: "Ich hoffe, sie kommen nicht in kleinen Stücken an. Das wäre der Super-GAU."
Wenn alle Stricke reissen, wollen die Veranstalter aber auf die römischen Leichen verzichten, denn: "Eines ist klar: Am 21. Juni um 20.30 Uhr wird hier in St.Gallen vor der Kathedrale die Opern-Premiere stattfinden. Mit oder ohne Leichen!" (ank)
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