• Am Abend vor dem Valentinstag kehrt Susi Müller mit ihrer unverkennbaren "Herzblatt"-Stimme ins Fernsehen zurück.
  • In der von Jörg Pilawa moderierten SAT.1-Show "Dating Game" heisst es dann wieder: "Und hier ist dein Herzblatt!"
  • Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht sie über Datingshows im TV und erzählt eine witzige Tokio-Hotel-Anekdote.
Ein Interview

Frau Müller, am 13. Februar werden Sie der Sendung "Dating Game" (SAT.1, 20.15 Uhr) Ihre Stimme verleihen. Steckt hinter der Show genau das, was der Begriff "Herzblatt" vermuten lässt?

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Susi Müller: Ja, es wird sehr original und sehr originell. Es gibt zwar ein paar kleine Unterschiede zum damaligen "Herzblatt", aber das Konzept wird nicht verändert. Das positive und unterhaltsame Grundgerüst ist erhalten geblieben. Und Jörg Pilawa führt wie schon vor 20 Jahren sehr charmant durch die Sendung. Hinzu kommen ein paar neue Aspekte – zum Beispiel ein Amor, in Person von Bürger Lars Dietrich. Ich bin mir sicher, dass die Show einen hundertprozentigen Wiedererkennungswert hat – weil SAT.1 dem Rezept, aus einfachen Dingen eine schöne Sendung zu machen, treu geblieben ist.

Die wichtigste Konstante sind ohnehin Sie: "The Voice of Herzblatt". Wie fühlt es sich an, nach so vielen Jahren die Antworten der Kandidat:innen in altbewährter Manier wieder zusammenfassen zu dürfen?

Es fühlt sich sehr gut an und ich bin dankbar, dass ich noch einmal gefragt wurde. Ich freue mich, dass die Sendung wieder auflebt, denn "Herzblatt" oder jetzt "Dating Game" ist für mich Kult. Dieses Format ist nie in Vergessenheit geraten und bei allen Generationen beliebt.

Für Kai Pflaume ganz bestimmt nicht. Er war Kandidat in der Show – der Startschuss seiner Karriere als Moderator. Wissen Sie noch, wie Sie ihn damals zusammengefasst haben?

Jetzt wird mein altes Gedächtnis aber ganz schön herausgefordert. Ehrlich gesagt weiss ich es nicht mehr, aber er kam damals definitiv sehr positiv rüber. Er hat sein Herzblatt zwar nicht in der Sendung gefunden, aber danach privat wie beruflich eine tolle Karriere gemacht.

Bill Kaulitz imitierte Stimme von Susi Müller

Kai Pflaume war damals 24 und hat mit seinem Auftritt TV-Geschichte geschrieben. Werden Sie häufig auf ihn angesprochen?

Dazu fällt mir eine Geschichte ein: Jemand hatte mich vor einiger Zeit auf einen Livestream der vier Bandmitglieder von Tokio Hotel aufmerksam gemacht, in dem sie sich über Kai Pflaume und seinen damaligen Auftritt bei "Herzblatt" unterhielten – und über das Comeback früherer TV-Shows. Dann imitierte Bill meine Stimme – das war wirklich sehr witzig. Vielleicht hat das ja auch geholfen (lacht).

Heutzutage kann jeder über unzählige Dating-Apps sein "Herzblatt" finden. Braucht es da überhaupt noch eine Flirtshow im TV?

Es braucht unbedingt eine qualitativ gute Datingshow wie diese. Auf der einen Seite der Wand sitzen drei Personen, auf der anderen Seite der Wand sitzt eine weitere Person, die nur anhand der Stimmen und Antworten der Kandidat:innen entscheiden muss, wer ihr oder sein Herzblatt sein soll. Wenn sich das "Paar" dann zum ersten Mal in die Augen blickt, ist das immer wieder ein toller magischer Moment.

Wie bewerten Sie heutige Datingshows à la "Der Bachelor", in der rund 20 Frauen um die Gunst eines Mannes kämpfen?

Ich finde, dass man das Publikum auch mit einfachen und schönen Momenten verzaubern kann. Das ist das Prinzip der guten, echten Unterhaltung. Es muss und darf niemand beleidigt oder blossgestellt werden. Alles muss immer noch schöner, noch besser und noch lauter sein. Dabei geht es auch mit leiseren Tönen. Wenn mit aller Macht Aufmerksamkeit erzeugt werden muss, dann geht das häufig zulasten der Magie.

Mit Blick auf die heutigen Trash-TV-Zeiten hätte man befürchten können, dass auch die "Herzblatt"-Kandidat:innen bei diesem Revival nackt hinter der Wand sitzen …

(lacht) Dem ist zum Glück nicht so. Es bleibt alles beim Alten und genau das finde ich richtig schön. Grundsätzlich gibt es aber gerade viele gute Unterhaltungsformate im TV – ganz unabhängig von Datingshows.

Mehr Erotik als die "erotischste Stimme Deutschlands" zu hören, geht ja gar nicht. Konnten Sie diesen Hype um Ihre Stimme damals verstehen?

Ich danke Ihnen für dieses Kompliment, ich fühle mich sehr geehrt. Es ist schon etwas Besonderes, dass man nur für seine Stimme so eine positive Resonanz bekommt. Daran musste ich mich auch erst einmal gewöhnen. Mit den Jahren habe ich festgestellt: Viele denken, dass diese Studioarbeit für mich Routine wäre. Natürlich habe ich Erfahrung, doch ich gehe nach wie vor mit derselben Einstellung ins Studio. Und ich muss sogar gestehen, dass ich immer noch tierisch aufgeregt bin. Das ist aber gut so, denn es zeigt, dass man nicht abgehoben ist.

"Herzblatt": Rudi Carrell rief Susi Müller persönlich an

Wie gross muss Ihre Aufregung erst gewesen sein, als Rudi Carrell Sie einst anrief, um Sie für das "Herzblatt" zu gewinnen?

Das war wirklich ein verrücktes Erlebnis. Nach einem Erstkontakt mit seiner Produktionsfirma rief mich Rudi Carrell persönlich an. Er sagte zu mir: "Du bist genau die Richtige für das, was wir vorhaben." Rudi erläuterte mir dann das "Herzblatt"-Konzept und ich sagte einfach "Ja" – es war wie eine berufliche Spontan-Hochzeit. Wenig später reiste ich nach München zur Aufzeichnung der Sendung. Es hat von Anfang an gepasst.

Was haben Sie von dem grossen Rudi Carrell gelernt?

Dass man seine Erfahrungen und Werte an junge Leute weitergibt. Wenn er ein Talent gesehen hat, dann hat er es gefördert und den Menschen hinter dem Talent protegiert. Mit ihm verband mich eine echte Freundschaft. Beruflich hat er immer 120 Prozent gegeben und für sein Publikum gelebt. Natürlich blieben andere Dinge dabei auf der Strecke.

Mit "Rudis Tagesshow" war er seiner Zeit weit voraus. Trifft das auch für das "Herzblatt" zu, das erstmals Ende der 80er ausgestrahlt wurde?

Ja, ganz klar. Rudi hat das Format nach Deutschland gebracht. Wir hatten schon damals unterschiedlichste Kandidat:innen in der Sendung und haben unter anderem ein "Senioren-Herzblatt" und eine Ausgabe mit homosexuellen Kandidaten produziert.

War es für Sie jemals Fluch oder immer nur Segen, dass Sie ausschliesslich auf Ihre Stimme "reduziert" wurden?

Ich empfand diesen Wiedererkennungswert immer mehr als positiv. Auch viele Schauspieler treibt ja die Sorge um, dass sie nur auf eine Rolle reduziert werden. Doch das stimmt nicht, man kann daraus etwas machen und sich seine eigene Rolle schreiben. Die meisten Unterhalter in Amerika können Klavier spielen, singen, tanzen und schauspielern. Wenn jedoch in Deutschland jemand mehrere Begabungen hat, dann wird das fast schon skeptisch betrachtet. Dieses Schubladendenken gefällt mir nicht. Rainhard Fendrich hatte damit auch zu kämpfen. Er hat diesen unverwechselbaren Charme, war wie gemacht für das "Herzblatt". Er ist aber in erster Linie Vollblutmusiker und gab die Sendung deshalb leider ab.

Das war 1997. Hera Lind trat dann in die Fussstapfen von Rainhard Fendrich. War es für Sie nie ein Thema, vor die Kamera zu treten?

Als blonde, 1,80 Meter grosse Frau hätte ich damals die Voraussetzungen sicher mitgebracht. Ich bin aber der Meinung, dass ich dafür eigentlich nicht geschaffen bin. Auf der Bühne muss man sich verstellen. Doch das kann ich nicht. Ich kann auch nicht laut werden. Zudem muss man wissen, dass mein Sohn die Hauptperson in meinem Leben ist. Mir war es immer ganz wichtig, dass ich in erster Linie Mutter, Freundin, Partnerin und irgendwann vielleicht einmal Oma bin. Ich wollte meinen Liebsten gerne etwas von meiner Zeit schenken. Aus meiner Sicht ist dieser Ansatz mit dem TV-Geschäft nur schwer vereinbar. Ursprünglich wollte ich Kindergärtnerin werden.

Bis Rudi Carrell irgendwann auf der Matte stand …

Nicht nur das: Rudi schickte mich später sogar zu einem ProSieben-Casting, weil er davon überzeugt war, dass ich mit meiner Stimme noch viel mehr machen könnte. Bei diesem Casting führte ich mich wohl ziemlich lustig auf. Die Verantwortlichen kriegten sich jedenfalls kaum ein. Das Casting bestand aus drei Teilen: Nachrichten vorlesen, Programmansage und ein simuliertes Interview mit einer Ärztin. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, aber ich bekam die Zusage und ich wurde eine der ersten Ansagerinnen auf ProSieben.

Sie haben betont, dass Familie das Wichtigste in Ihrem Leben sei. Wie hat Rudi Carrell darauf reagiert, als Sie Mutter wurden?

Er hat gesagt: "Eines ist schon mal ganz klar: Ich werde der Patenonkel." So sollte es dann auch kommen. Ich hatte den Kleinen immer im Studio mit dabei und das ganze Team hat sich sehr liebevoll mit um ihn gekümmert.

"So mein lieber Herr, jetzt müssen Sie sich entscheiden"

Seitdem ist einige Zeit ins Land gegangen. Was machen Sie heute, wenn Sie nicht gerade als Sprecherin für die Kult-Show-Wochen von SAT.1 im Einsatz sind?

Ich bin freiberufliche Sprecherin, arbeite als Gastmoderatorin im Radio, spreche Werbung oder moderiere Veranstaltungen. Besonders grossen Spass macht es mir, bei Firmenevents in guter, alter "Herzblatt"-Manier Prämierungen vorzunehmen und den Satz "So mein lieber Herr, jetzt müssen Sie sich entscheiden" zu sagen. Ich habe auch Navigationssysteme eingesprochen. Vermutlich werde ich demnächst an einem eigenen Podcast arbeiten.

Wie oft wurden Sie bereits vom "Dschungelcamp" oder von "Promi Big Brother" angefragt?

Zum Glück tatsächlich noch nie. Das ist ein weiterer Vorteil einer TV-Stimme.

Viel wichtiger: Haben Sie denn Ihr Herzblatt fürs Leben gefunden und wenn ja, wer ist es?

Ja, habe ich. Es ist keine Person des öffentlichen Lebens, sondern ein Jugendfreund. Für die Liebe ist es nie zu spät. Die "Herzblatt"-Kandidaten wurden immer gefragt, wie denn ihr Traummann beziehungsweise ihre Traumfrau aussieht. Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ich möchte sie so beantworten: Es ist jemand, dessen Liebe einen durchs Leben trägt und die einen beschützt. Er oder sie muss auch grosszügig sein – aber nicht nur im materiellen Sinne, sondern auch mit Worten und Gesten. Dieses Glück wünsche ich allen von Herzen.

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