- Vor 50 Jahren landete das Schlager-Duo Cindy & Bert mit "Immer wieder sonntags" seinen grössten Hit.
- Am 26. Januar feiert Cindy Berger ihren 75. Geburtstag.
- Im Interview spricht die "Hitparaden"-Ikone über glorreiche Zeiten mit Bert (†), ihren leisen Abschied von der Bühne und alljährliche "Dschungelcamp"-Anfragen.
Frau
Cindy Berger: Da mein Sohn Sascha der Meinung ist, dass es sich um einen besonderen Geburtstag handelt, hat er mich zu sich nach Vietnam eingeladen. Dort lebt er bereits seit einigen Jahren. Daher werden meine Tochter und ich am 23. Januar in Berlin in den Flieger steigen.
Das klingt so, als wären Sie anderer Meinung als Ihr Sohn. Ist der 75. für Sie etwa kein besonderer Geburtstag?
Nun ja, ich habe zwar keine Probleme mit dem Alter, doch der Geburtstag stimmt mich nachdenklich. Mit 75 geht man schliesslich leicht auf die 80 zu – und das klingt schon unheimlich alt. Ich fühle mich aber gar nicht so alt.
2023 – das Jahr der Abschiede grosser Schlagerlegenden
2023 ist das Jahr der Abschiede grosser Schlagerlegenden: Auch
Ich mag keine Abschiede. Aus diesem Grund werde ich das nicht so machen wie meine Kolleginnen und Kollegen. Ich werde mich niemals offiziell verabschieden. Natürlich habe ich aber die Nachrichten verfolgt und war im Januar beim letzten Konzert von
Wir haben uns immer sehr gut verstanden und uns im vergangenen Sommer im "ZDF-Fernsehgarten" noch gesehen. Ich habe die grösste Achtung vor dem, was Jürgen Drews geleistet hat. Ich weiss aber auch, welche Auswirkungen seine Krankheit hat. Da ich ältere Menschen betreue, kenne ich einige, die unter Polyneuropathie leiden. Er macht genau das richtige – so hart es für ihn auch sein mag. Jürgen ist im Herzen nach wie vor jung.
Wenn schon nicht mit Pauken und Trompeten: Wie stellen Sie sich Ihren eigenen Abschied von der Bühne vor?
Am liebsten würde ich ganz heimlich verschwinden. Ich glaube, das wird sich auf ganz natürlichem Wege so ergeben. Es werden immer weniger Anfragen kommen – auch weil ich kein Management mehr habe und mich auch nicht mehr als Künstlerin anbiete. Ich lasse meine Karriere still und leise auslaufen.
So weit ist es allerdings noch nicht. Seit vier Jahren machen Sie gemeinsame Sache mit Norbert Wohlan. Was früher Cindy & Bert war, ist heute Norbi & Cindy Berger: Kann man das so sagen?
Nicht ganz, denn Cindy & Bert war eine andere Zeit, in der es noch die legendäre "ZDF-Hitparade" gab. Aber auch heute macht mir die Musik noch sehr viel Spass. Zumal ich diese Arbeit wunderbar mit meiner anderen Beschäftigung verbinden kann. Wie erwähnt, kümmere mich ja um Senioren und trete mit Norbi regelmässig vor älteren Menschen auf. Es ist für mich sehr angenehm, dass sämtliche Auftritte innerhalb Berlins stattfinden und wir keine weiten Reisen auf uns nehmen müssen.
Gehen Sie denn weiterhin ins Tonstudio, um neue Songs aufzunehmen?
Als Solistin habe ich schon seit Jahren keine neuen Titel mehr aufgenommen. Mein Repertoire aus Cindy & Bert-Zeiten besteht aus rund 300 Liedern. Ich kann also aus dem Vollen schöpfen. Zudem möchte ich heute gar nicht mehr in Konkurrenz treten. Denn immer, wenn man einen neuen Song veröffentlicht, soll dieser natürlich auch in den Charts vertreten sein. Diesen Kampf möchte ich mir gerne ersparen. Bestimmt werde ich mit Norbi Wohlan nochmal einen Song aufnehmen – allerdings eher für den kleineren Kreis und vor allem für unsere Senioren.
50 Jahre "Immer wieder sonntags"
Ihr grösster Hit "Immer wieder sonntags" feiert dieses Jahr 50-jähriges Jubiläum. Kommt da bei Ihnen die Erinnerung, um es mit Songtext auszudrücken?
Ja, natürlich. Das war 1973. Für mich ist es eine Riesenfreude, dass man den Song 50 Jahre später immer noch kennt. Sogar jüngere Leute können dazu mitsingen, auch wenn sie über Cindy & Bert in der Regel nichts wissen.
Der Song lebt ein Stück weit auch durch die gleichnamige Sendung in der ARD. Bekommen Sie eigentlich Tantiemen auf Lebenszeit dafür, dass die Show von Stefan Mross diesen Titel tragen darf?
(lacht) Leider nicht. Tantiemen hätte es ja nur gegeben, wenn ich den Song geschrieben hätte. Das aber war nicht der Fall.
Werden Sie an Ihrem 75. Geburtstag ganz besonders an Ihren 2012 verstorbenen Ex-Mann und Gesangspartner Bert zurückdenken?
Es kommt immer wieder vor, dass man erinnert wird – nicht nur an Geburtstagen. Ich denke sehr gerne an diese Zeiten zurück, wobei ich ein Mensch bin, der eher im Hier und Jetzt lebt. Aber natürlich bin ich dankbar dafür, dass ich mit Bert so schöne Zeiten erleben durfte. Daran wurde ich auch durch die "Cindy & Bert Show" erinnert, die in Berlin im "Tipi am Kanzleramt" lief. Es war eine ganz besondere Auszeichnung für mich, dass die Geschwister Pfister diese grosse Revue über Monate inszenierten. Die gesamte Stadt war voller Plakate, überall waren Cindy & Bert zu sehen.
Und das nach so vielen Jahren …
Ganz genau. Es wurden ausschliesslich Titel von uns zum Besten gegeben, mit Live-Orchester und Ballett. Diese Revue wird für mich unvergesslich bleiben. Mich hat nur traurig gestimmt, dass die Komponisten, Texter und eben auch Bert diese Show nicht mehr erleben konnten. Mir ist sehr bewusst, dass ich eigentlich die Einzige war, die das mitbekommen durfte.
Sie sagen, dass Sie "im Hier und Jetzt leben". Inwieweit leben Sie denn auch in der Zukunft? Es war einmal zu lesen, dass Sie eventuell zu Ihrem Sohn nach Vietnam auswandern wollen …
Solche Pläne habe ich im Moment überhaupt nicht. Es war die beste Entscheidung, nach Berlin zu ziehen. Die Stadt hat mir sehr viel gegeben, neue Freunde und eine sinnvolle Beschäftigung geschenkt. Über "Careship" kam ich zur Seniorenbetreuung. Ich wünsche mir, dass es möglichst lange so bleibt.
Ausflug ins "Big Brother"-Dorf
2005 besuchten Sie mit Bert das "Big Brother"-Dorf. Wie kam es dazu und wer war die treibende Kraft?
Bert! Er war – im Gegensatz zu mir – ein grosser Fan dieser Sendung. Als die Anfrage kam, war er so begeistert, dass mir nichts anderes übrig blieb, als ebenfalls zuzusagen.
Hat Ihnen Ihr Sohn Sascha dazu geraten? Er ist der Interpret von "Zeig mir dein Gesicht", dem Titelsong zur 2. Staffel …
Und damit feierte er 2000 unter dem Pseudonym "Berger" einen grossen Charterfolg. Dennoch war er nicht begeistert, als er erfuhr, dass wir einziehen wollen. Ich konnte ihn aber im Vorfeld beruhigen, indem ich ihm sagte, dass er mich nicht oft zu sehen bekommen wird. Genau das habe ich auch geschafft.
Verraten Sie uns Ihr Geheimrezept: Wie muss man sich in einer Reality-Show verhalten, um nicht aufzufallen?
Man sollte unspektakuläre Dinge tun. Wenn man ständig die Küche saubermacht, so wie ich damals bei "Big Brother", dann wird das für den Zuschauer schnell langweilig (lacht). Das trug letztlich dazu bei, dass sich viele Menschen an unsere damalige Teilnahme heute nicht mehr erinnern können.
Regelmässige Anfragen für das Dschungelcamp
Wie regelmässig werden Sie für das "Dschungelcamp" angefragt?
Ich wurde jedes Jahr angefragt. Tatsächlich kam es häufig zu Treffen mit einer Redakteurin, die mir dann immer gleich versicherte, dass diese Sendung nichts mit "Big Brother" zu tun hat. Dennoch würde ich nicht in den Dschungel gehen.
Aus Angst vor den Dschungelprüfungen, den Nachtwachen oder den Kommentaren der Moderatoren?
Ich bin in den Medien in den ganzen Jahren immer gut weggekommen und habe meines Erachtens ein ganz gutes Bild hinterlassen. Das möchte ich mir nicht kaputtmachen – zum Beispiel durch die negativen Kommentare. Die Promis werden unweigerlich häufig ins Lächerliche gezogen.
Auch bei "Let's Dance" 2014 hinterliessen Sie einen guten Eindruck, was etwas in den Hintergrund geriet, weil Ihr Kollege Bernhard Brink damals allen die Show stahl …
Das gehört natürlich dazu und es wäre gar nicht gut, wenn bei "Let's Dance" nur perfekte Tänzerinnen und Tänzer dabei wären. So jemanden wie Bernhard Brink müsste es in jeder Staffel geben. Ich habe das damals sehr genossen, auch das harte Training und die Proben taten mir gut. Mein Ziel war es, als älteste Teilnehmerin nicht nach der ersten Show auszuscheiden. Das habe ich geschafft, indem ich erst nach der zweiten Show gehen musste …
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.