Ving Rhames ist seit über 30 Jahren in Hollywood erfolgreich, war in Blockbustern wie "Pulp Fiction" oder "Mission Impossible" zu sehen. Nun drehte er "Uppercut", eine Low-Budget-Produktion mit einem deutschen Regisseur und einer deutschen Schauspielerin.
Im Interview mit unserer Redaktion spricht Rhames über seinen neuen Film, seine Freundschaft mit
Ving Rhames ist es gewohnt, für die grossen Big-Budget-Produktionen von Hollywood vor der Kamera zu stehen. "Uppercut" hingegen wurde mit bescheidenen Mitteln umgesetzt. Der deutsche Regisseur Torsten Rüther hat den Film (Kinostart am 23. Januar) mit Rhames und der deutschen Schauspielerin
Für die 29-Jährige war die Arbeit mit Rhames ein besonderes Erlebnis. "Natürlich war ich zuerst total aufgeregt, ihn zu treffen. Ich wusste nicht, wohin uns das führen würde. Aber ich glaube, wir haben ziemlich schnell unsere Chemie gefunden", sagt Grossmann im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wir haben einfach losgelegt und uns zum Beispiel auch auf Improvisation eingelassen. Wir konnten voll in die Geschichte und in unsere Charaktere eintauchen."
Grossmann und Rhames über "Uppercut"
Der Film handelt von der Boxerin Toni (Luise Grossmann), die sich vom knallharten Ex-Boxchampion Elliott (Ving Rhames) trainieren lässt. Es gibt Parallelen zur Realität: Rhames, der erfahrene Hollywood-Star, an seiner Seite Grossmann, die junge Schauspielerin. "Unsere Charaktere im Film sind ein Spiegel dessen, was wir abseits der Kamera erlebten. Ich glaube, deshalb hat es sich so natürlich angefühlt", sagt Grossmann. Auch Rhames nimmt sich Zeit, um mit unserer Redaktion über den Film und seine Karriere zu sprechen.
Herr Rhames, "Uppercut" ist nicht Ihr erster Box-Film. Sie haben die Box-Legende Sonny Liston in dem Film "Phantom Punch" gemimt, spielten ausserdem an der Seite von Wesley Snipes in "Undisputed". Warum mögen Sie Filme über das Boxen so sehr?
Mir geht es eigentlich gar nicht so sehr um Filme über das Boxen. Ich würde sagen, das Drehbuch von "Uppercut" handelt nicht vom Boxen. Boxen ist die Kulisse dieser Geschichte. Es geht darum, dass sich zwei Menschen kennenlernen.
Was gefällt Ihnen am Drehbuch von "Uppercut" und an der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten Tony und Elliot?
Mir gefällt, dass es von einer deutschen Frau und einem afroamerikanischen Mann handelt. Ich mag den Prozess, in dem die beiden Welten miteinander verschmelzen und sich diese beiden Menschen kennenlernen.
Es gab schon viele grosse Filme zum Thema Boxen – zum Beispiel "Rocky" mit
Dieser Film hier, Uppercut.
Für einen Boxer ist es wichtig, jeden Tag im Gym zu trainieren. Wie wichtig ist Training für einen Schauspieler?
Sehr wichtig. Ich denke, was auch immer man im Leben tut, man wird mit Training besser. Du willst Basketball spielen? Dann trainiere, laufe, werfe, pass den Ball, dribble. Willst du Rennfahrer werden? Dann gehe auf die Rennstrecke und trainiere. Was auch immer du tun willst: Ich empfehle Training.
Auch Low-Budget-Produktionen machen Spass
Wir kennen Sie von grossen Produktionen wie "Mission Impossible". Nun ist "Uppercut" eher eine Low-Budget-Produktion. Was ist für Sie als Schauspieler der Unterschied?
Bei einer Low-Budget-Produktion muss man kreativer sein, weil man nicht so viel Geld hat. Es fühlt sich noch mehr nach Filmemachen pur an. Filme mit grösserem Budget können oftmals ein bisschen zu kommerziell werden. Das gefällt mir an "Uppercut" so gut: Dieser Film ist nicht kommerziell.
Machen Low-Budget-Produktionen also mehr Spass als Big-Budget-Produktionen?
Ich würde sagen, mir macht beides Spass. Das sind zwei unterschiedliche Arten von Filmen. Natürlich wollen wir alle Geld verdienen. Bei Filmen mit einem grossen Budget wird man sehr gut bezahlt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch bei Filmen mit einem kleinen Budget noch immer relativ gut verdiene.
Der Film wurde vom deutschen Regisseur Torsten Rüther realisiert. Wie war die Arbeit mit ihm?
Torsten ist ein sehr guter Regisseur, sehr bodenständig. Man kommt sehr gut mit ihm aus. Wir hatten eine gute Chemie miteinander.
Und wie war Ihr Eindruck von der Schauspielerin Luise Grossmann? Trauen Sie ihr zu, auch in Hollywood Karriere zu machen?
Ja, das glaube ich schon. Sie hat gute natürliche Instinkte und fühlt sich wohl damit, sie selbst zu sein. Ich würde ihr das zutrauen. Daher habe ich sie auch mit meinem Manager bekanntgemacht.
Kennen Sie eigentlich deutsche Filme oder deutsche Schauspieler?
(überlegt) Nein, ehrlich gesagt nicht – ausser Luise jetzt.
Lassen Sie uns über Ihre Karriere sprechen. Sie sind im New Yorker Stadtteil Harlem aufgewachsen. Wie entstand der Wunsch, Schauspieler werden zu wollen?
Ich habe die Schauspielerei nicht gewählt. Die Schauspielerei hat mich gewählt. Ich war nie ein Kind, das Schauspieler werden wollte. Gott hat mich in eine bestimmte Position gebracht, in der ich einfach die Schauspielkunst leben kann. Ich besuchte in New York die Performing Arts High School, die durch einen Film namens "Fame" im Jahre 1980 bekannt wurde. Danach ging ich auf die Juilliard School of Drama in New York für darstellende Künste. Ich fand einen Agenten – und der Rest ist Geschichte.
Für junge Schauspieler ist es oftmals sehr schwierig, ihren Lebensunterhalt in dieser Branche zu verdienen. Wie waren die ersten Jahre für Sie?
Ich muss voller Demut sagen: Ich habe damals an einem Freitag meinen Abschluss gemacht. Und am darauffolgenden Montag habe ich angefangen zu arbeiten. Nun arbeite ich seit 40 Jahren als bezahlter Schauspieler. Es lief also ziemlich gut für mich. Erfolg ist für mich, wenn man das tun kann, was man gerne tut – und dafür bezahlt wird.
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Sie wurden weltbekannt durch den Film "Pulp Fiction" von Quentin Tarantino. Können Sie sich noch erinnern, wie Sie die Rolle in dem Film damals bekommen haben?
Ich hatte ein Casting mit Quentin Tarantino. Quentin ist wie ein grosses, enthusiastisches Kind. Es hat zwischen uns gut gepasst. Das war übrigens das letzte Casting, das ich in meinem Leben jemals gemacht habe. So ist Hollywood: Du drehst einen grossen Hit und brauchst kein Vorsprechen mehr zu machen. Die Angebote kommen dann plötzlich von alleine.
Echte Freundschaft mit Tom Cruise
Sie waren in allen sieben Filmen der "Mission Impossible"-Reihe mit Tom Cruise zu sehen. Cruise ist wahrscheinlich einer der grössten Filmstars aller Zeiten. Was macht ihn so besonders?
Seine Grosszügigkeit. Was viele Leute gar nicht wissen, ist, dass Tom Cruise einen schwarzen Sohn adoptiert hat. Ich kannte ihn bereits als Kind. Tom fragte mich damals um Rat, wie es ist, einen schwarzen Mann in Amerika grosszuziehen. Und ich gab ihm meinen Input. Der Junge hat sich sehr gut entwickelt, sehr bodenständig. Und Tom ist einfach ein sehr grosszügiger Kerl. Ich kann Ihnen gerne Geschichten dazu erzählen.
Bitte!
Ich sass einmal in einem Restaurant, in dem er auch war. Ich wollte gerade die Rechnung bezahlen. Aber die Kellnerin sagte: "Nein, nein, Mr. Cruise hat sich darum gekümmert." Ein anderes Mal fragte ich ihn, ob ich seine Yacht für eine Stunde nutzen könnte. Er sagte: "Hier, Vinnie, du kannst meine Yacht auch für eine ganze Woche mitsamt der kompletten Crew haben." Ich sagte: "Nein, ich brauche sie nicht für eine Woche. Ich will nur eine Stunde." Aber er gab sie mir für eine ganze Woche.
Würden Sie also sagen, dass Tom Cruise ein echter Freund für Sie ist?
Ja, absolut.
Sind Freundschaften in Hollywood selten?
Ich weiss nicht. Ich habe ziemlich viele Freunde in Hollywood, also für mich ist das ziemlich normal.
Sie haben etwa 100 Filme gedreht. Welche Produktionen bedeuten Ihnen am meisten?
(überlegt) Ich würde sagen "Holiday Heart" und "Don King: Only in America".
Warum ausgerechnet diese beiden Produktionen?
Don King [ein Boxpromoter, Anm. d. Red], weil ich ihn in Vorbereitung auf den Film interviewen und eine Woche mit ihm verbringen durfte. Und für "Holiday Heart" habe ich 50 schwule Dragqueens interviewt, um diese Rolle zu spielen. Ich habe nie zuvor darüber nachgedacht, wie es ist, schwul, schwarz und eine Dragqueen zu sein. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Wie ist es, schwul zu sein? Wer würde sich frei dafür entscheiden, schwul zu sein? Ich glaube, nicht viele Leute würden das tun. Als ich diese Jungs interviewte, habe ich sehr viel gelernt und meine Perspektive auf das Schwulsein verändert.
Rhames' Rat: "Sei immer du selbst"
Wie bereiten Sie sich generell auf eine Rolle vor?
Das hängt von der Figur ab, die ich spiele. Als ich in "Holiday Heart" einen schwulen Mann spielen sollte, habe ich schwule Männer interviewt, weil ich nicht viel darüber wusste. Als ich einen Boxer spielte, trainierte ich mit Boxtrainern wie Sugar Ray Leonard oder anderen Grössen aus dem Boxsport. Beim Film "Uppercut" hingegen ging es eher darum, Louise und Toni kennenzulernen, sodass ich ihre Wahrnehmung und die Wahrnehmung des Regisseurs in meine Wahrnehmung der Figur integrieren konnte.
Welchen Tipp würden Sie jungen Schauspielern geben?
Sei immer du selbst, denn es gibt nur einen von dir. Gott hat dich mit bestimmten Eigenschaften gesegnet, die nur du in eine Rolle einbringen kannst. Wenn du immer bei dir selber bleibst, wird es gut für dich laufen.
Über den Gesprächspartner
- Ving Rhames (Jahrgang 1959) wuchs im New Yorker Stadtteil Harlem auf. Nachdem er in verschiedenen Serien wie "Miami Vice" oder "Emergency Room" zu sehen war, wurde er 1994 durch den Film "Pulp Fiction" weltbekannt. 1998 erhielt er für seine Hauptrolle in der Fernseh-Miniserie "Don King: Only in America" den Golden Globe. Zudem war er in allen Filmen der Reihe "Mission Impossible" zu sehen.
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