Mit der Netflix-Serie "How to Sell Drugs Online (Fast)" erlangte Maximilian Mundt international Berühmtheit. Am 15. April spielt er an der Seite von Désirée Nosbusch in "Conti – Meine zwei Gesichter" (20.15 Uhr im ZDF) einen Praktikanten. Wir haben mit dem Schauspieler über den "Shiny Flakes"-Fall, den Oscar-Erfolg von "Im Westen nichts Neues" sowie die Reaktionen auf sein Coming-out gesprochen.

Ein Interview

Herr Mundt, Sie sind am 15. April im Pilotfilm zu "Conti – Meine zwei Gesichter" zu sehen. Wer oder was hat den Ausschlag gegeben: die Chance, mit Désirée Nosbusch arbeiten zu dürfen, oder das Drehbuch?

Maximilian Mundt: Tatsächlich beides. Ich war total heiss darauf, einmal mit Désirée zu drehen. Ich habe die Serie "Bad Banks" gesehen und fand sie darin ganz grossartig. Daher wollte ich unbedingt herausfinden, wie sie so privat ist. Auf der anderen Seiten gefiel mir das Drehbuch, da es wirklich sehr bildlich und atmosphärisch geschrieben war. Das geht mir nicht immer so.

Wie haben Sie Désirée am Set erlebt?

Ganz anders, als man sie zum Beispiel aus "Bad Banks" kennt. Désirée Nosbusch ist wahnsinnig herzlich und kollegial. Mit Blick auf viele Ihrer Rollen hätte man vermutlich eine Diva oder eine reservierte Person erwarten können. Doch sie ist genau das Gegenteil.

In der Justizkrimi-Reihe "Conti" stehen zwei starke Frauen im Mittelpunkt: Désirée Nosbusch als Anna Conti und Malaya Stern Takeda als Henry Mahn. Wie passt jetzt der von Ihnen verkörperte Carlo dazu?

Genau, die Frage ist: Was habe ich da zu suchen? (lacht) Mein Part ist zu Beginn noch nicht allzu gross, hat aber Potenzial, um zu wachsen. Carlo ist Praktikant in der Kanzlei von Anna Conti. Als diese ihre Arbeit aufgrund eines krassen Vorfalls zunächst ruhen lässt und die Kanzlei auf einmal leer steht, zieht Carlo ein. Er hat einfach die Schlüssel behalten. Ein halbes Jahr später steigt Conti wieder ein – und es fliegt auf, dass sich Carlo häuslich eingerichtet hat. Auf jeden Fall wird sein Ehrgeiz im weiteren Verlauf geweckt, sein Studium wieder ernst zu nehmen und aktiv in die Justiz einzusteigen.

Maximilian Mundt: Vom Drogenhändler zum Praktikanten

Mit Blick auf Ihre bekannte Rolle in "How to Sell Drugs Online (Fast)" haben Sie es vom Schüler, der einen Drogenhandel betreibt, nun zum Praktikanten geschafft …

Ein klassischer Fall von "Downgrade". Die Parallelen zwischen dem an "Shiny Flakes" angelehnten Moritz Zimmermann und "Contis" Carlo halten sich aber in Grenzen.

Der verurteilte Drogenhändler "Shiny Flakes" heisst mit Vornamen Maximilian. Sie haben denselben Vornamen. Wie oft werden Sie auf der Strasse auf Drogen angesprochen?

Es ist schon so, dass die Grenzen ein bisschen verschwimmen. Wenn man den Fall nicht ganz so aufmerksam verfolgt hat, kann man auf den Gedanken kommen, dass sich der Maximilian in der Serie selbst spielt – also, dass ich Maximilian wäre. Von daher liegt es nahe, dass ich ab und zu auf Drogen angesprochen werde.

Verfolgen Sie den Fall "Shiny Flakes"? 2022 wurde er erneut angeklagt …

Ich verfolge das auf jeden Fall, da es schliesslich auch bei uns weitergeht. Wir werden noch eine vierte Staffel machen. Von daher ist es interessant, wie die Geschichte im realen Leben verläuft. Also wie ist es, wenn man im Gefängnis war und dann wieder rauskommt? "Shiny Flakes" hat ja leider weitergemacht – vielleicht sogar in noch grösserem Stil. Diese Geschichte zeigt, wie schwierig es ist, aus der Kriminalität rauszukommen, wenn man einmal den Fuss hineingesetzt hat. Sie zeigt auch, wie manchmal das Rechtssystem versagt, wenn es darum geht, ehemalige Häftlinge wieder zu integrieren. Einmal kriminell, immer kriminell.

Mit Ihren fast 27 Jahren blicken Sie bereits auf eine beachtliche Karriere zurück. Was soll da noch kommen? Hollywood?

Tja, ich habe im vergangenen Jahr sogar schon für einen Hollywood-Film drehen dürfen – und zwar für "Gran Turismo" (kommt im August in die amerikanischen Kinos; Anm. d. Red.). Ich durfte also bereits in den amerikanischen Markt hineinschnuppern, auch wenn der Film in Budapest gedreht wurde. Einmal gemeinsam mit Orlando Bloom und David Harbour am Set zu stehen, war schon ein besonderes Erlebnis. Bei Hollywood-Produktionen kommt man allerdings nicht so nah an die Stars heran, wie ich das hier in Deutschland erfahren durfte. Das ist schon eine ganz andere Nummer.

David Hasselhoff ist "wie ein lieber Opi"

Immerhin durften Sie David Hasselhoff kennenlernen – bei den Dreharbeiten zu "Ze Network" …

Richtig. David Hasselhoff habe ich als total sympathisch empfunden. Er wirkte ein bisschen wie ein lieber Opi, bei dessen Geschichten man gerne zuhört. Schliesslich hat er schon die ganze Welt gesehen – und wirklich jeder kennt ihn.

Wer waren für Sie die wahren Gewinner der diesjährigen Oscar-Verleihung?

Ich bin sehr froh, dass "Everything Everywhere All at Once" abgeräumt hat. Ich finde es schade, dass Horrorfilme bei den Oscars in der Regel so gut wie gar nicht gewürdigt werden. Diese Filme werden häufig als Trash abgestempelt, wobei es viele tolle Horrorfilme von künstlerischem Wert gibt. Und ich hoffe, dass jetzt nicht 15 neue Nazi- oder Weltkriegsdramen in der deutschen Filmbranche gefördert werden, nur weil es mit "Im Westen nichts Neues" funktioniert hat.

Warum stimmen Sie in den allgemeinen Lobgesang auf den deutschen Oscar-Erfolg nicht ein?

Zunächst einmal habe ich den Film gar nicht gesehen. Der ist bestimmt toll und emotional geworden. Darum geht es mir nicht. Ich habe zum Beispiel einen Tweet gelesen, der darauf abzielte, dass die Deutschen alle paar Jahre einen Film über ihre Kriegsverbrechen machen und dafür dann ausgezeichnet werden. Die Frage ist doch: Warum wird nicht auch mal Geld in andere Genres gesteckt? Wir können viel mehr als nur Kriegsfilme.

Haben Sie sich hier soeben für eine Rolle in einem Horrorfilm beworben?

Ja, bitte! Ich würde gerne Horror machen. Es gibt in diesem Genre sehr intelligente Filme. Nehmen wir doch mal "Pans Labyrinth" von Regisseur Guillermo del Toro: Das grenzt auch schon an Horror und ist trotzdem fantastisch, emotional und eben nicht nur sinnloses Gemetzel.

Nach Coming-out: "Für mich hat sich gar nichts geändert"

2021 haben Sie sich im Rahmen der Initiative #actout geoutet und im Anschluss in einem Interview gesagt, dass Sie "mit krasseren Reaktionen gerechnet" hätten. Was meinten Sie damit genau?

Ich hatte damit gerechnet, dass mir nach meinem Outing nur noch homosexuelle Rollen angeboten werden. Das war aber nicht der Fall. Für mich hat sich diesbezüglich gar nichts geändert.

Wie wichtig ist Ihnen das Thema Sichtbarkeit und wie engagieren Sie sich?

In erster Linie versuche ich, queere Themen in den sozialen Medien zu teilen. Mir ist es wichtig, auf Benachteiligungen und Diskriminierungen aufmerksam zu machen. Es geht aber nicht nur darum, Tausende von Menschen zu erreichen, sondern auch im Alltag in den Diskurs zu gehen.

Geht es in den sozialen Medien nicht manchmal zu wenig um Inhalte, sondern darum, möglichst viele Follower zu generieren?

Zum Teil ist das so. Vor allem der Algorithmus bei Instagram, TikTok und Co. irritiert mich. Wenn man zu viele intellektuelle Posts absetzt oder teilt, gehen die Klickzahlen rapide runter. Sobald man jedoch ein Selfie im Sonnenuntergang postet, steigen die Zahlen wieder. Ich empfinde es als erschreckend, dass ein soziales Medium bestimmt, welcher deiner Beiträge Reichweite bekommt und welcher nicht.

Auch in "Conti" spielen die sozialen Medien eine grosse Rolle. Inwiefern?

Im Kern geht es um die Vorverurteilung von Menschen durch die Presse und die sozialen Medien. Sobald ein Gerücht die Runde gemacht hat, verschwindet es nicht mehr. Unabhängig davon, ob das Gerücht stimmt oder nicht, hat man sich bereits eine Meinung zu einer Person gebildet. Das ist aktuell ein grosses Problem, das wir lösen müssen.

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