Für die Rolle der "Ulknudel" in der Fernsehserie "Klimbim" wurde Ingrid Steeger mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Später stand sie vor allem mit Boulevard-Stücken auf der Bühne. Zuletzt war es ruhig um die Schauspielerin geworden. Heute ist Ingrid Steeger im Alter von 76 Jahren gestorben.
Manche nannten sie Mini-Marilyn. Für die meisten aber war
Zuletzt war es ruhig geworden um Steeger. Bei den Proben zu den Bad Hersfelder Festspielen im Mai 2019 wirkte sie angeschlagen, sie musste beim Gehen und Stehen gestützt werden. Nun ist Steeger im Alter von 76 Jahren gestorben. Das wurde der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend aus dem privaten Umfeld Steegers bestätigt.
Beim Theater fand Ingrid Steeger eine neue Heimat
Fernsehrollen hatte "das Ausziehfräulein der Nation" lange nicht mehr, dafür fand die Schauspielerin zunächst beim Theater eine neue berufliche Heimat. "Ich habe angefangen, mich richtig wohlzufühlen und mir das auszusuchen, was mir wirklich gefällt", sagte sie zu ihrem 65. Geburtstag.
Sie stand vor allem mit Boulevard-Stücken auf der Bühne, etwa mit "Jackpot" in der Komödie Kassel. An verschiedenen Spielorten feierte sie an der Seite von Jochen Busse und Simone Rethel mit der Komödie "Der Kurschattenmann" Erfolge.
Steeger habe eine Pause eingelegt, um sich nach anstrengenden Tourneen zu erholen, hiess es Anfang 2017 aus ihrem Umfeld. "Im Moment hat sie eine kleine Ruhepause. Aber es kribbelt auch schon wieder", verriet ein Bekannter aus dem Freundeskreis vor ihrem 70. Geburtstag.
Steegers Karriere begann nach Jobs als Fotomodell mit dem legendären "Schulmädchen-Report" im Kino. Später bekam sie Rollen in Krimireihen wie "Der Kommissar" und "Derrick" und arbeitete mit Grössen wie Curd Jürgens, Harald Juhnke und Horst Tappert zusammen. Mit Iris Berben spielte sie in der Serie "Zwei himmlische Töchter". Sie war in den 1990ern etwa auch im Vierteiler "Der grosse Bellheim" zu sehen.
Lesen Sie auch: Sänger und Entertainer Gunther Emmerlich ist tot
Ursprünglich wollte die gebürtige Berlinerin Werbegrafikerin werden. Ins Fernsehen sei sie damals mehr oder weniger hineingestolpert, sagte sie einmal. "Klimbim" von Michael Pfleghar, dessen Lebensgefährtin sie ein paar Jahre war, habe ihr viele Türen geöffnet, ohne dass sie das geplant habe.
Vor Jahren geriet ihr Leben aus der Bahn. Steeger lebte eine Zeit lang von Hartz IV, ehe sie mit Engagements am Theater loslegte. Sie machte auch mit privaten Bekenntnissen Furore.
Eine schwere Kindheit und unglückliche Beziehungen prägten Steegers Leben
Der Zeitung "B.Z." vertraute sie einmal an, sie sei als Kind von ihren Eltern regelmässig geschlagen worden. Der "Bild"-Zeitung sagte Steeger, die zweimal verheiratet war und mehrere Beziehungen hatte, fast alle Männer hätten sie schlecht behandelt. Dabei verteidigte sie aber 2018 den Regisseur Dieter Wedel, mit dem sie längere Zeit zusammen war, gegen Vorwürfe wegen angeblicher sexueller Übergriffe. Sie habe ihn nie sexuell aggressiv erlebt. Mit ihm habe sie "die schönste Zeit" gehabt.
Steegers "Lebensbegleiterin" in ihrer Wohnung im Münchner Stadtteil Schwabing war später die kleine Yorkshire-Hündin "Eliza Doolittle". Steeger engagierte sich für Obdachlose. Und setzte sich mit dem Alter auseinander.
"Für manche Rollen ist man einfach zu alt", sagte sie früher in einem Interview auf ihrer später offline gestellten Website. Frauen hätten es schwerer. "Männer dürfen auch alt aussehen. Frauen dürfen das nicht." Auch sonst gibt sie ohne Umschweife zu: "Älter werden ist nicht schön."
Tatsächlich habe sie schon einen Stein für ihr Grab: eine riesengrosse Schnecke. Sie habe aber dabei nicht direkt an den Tod gedacht, es sei eher ein Gartenstein. "Ich betrachte die Schnecke nicht wirklich als Grabstein, sondern eher als ein Kunstwerk." Wenn es darauf je eine Inschrift geben sollte, könnte es der Text von früher sein, der auch der Titel ihrer Biografie ist: "...und find es wunderbar!"(dpa/jst)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.