Vorab eine deutliche Warnung: In der neuesten Folge des Podcasts "Kaulitz Hills" wird es körperlich. Im wörtlichen wie im übertragenden Sinn. Wer mit Körperlichkeiten so seine Schwierigkeiten hat, sollte also einfach weitergehen und erntet dafür vollstes Verständnis. So ein Körper ist aber auch einfach zu nichts zu gebrauchen.

Christian Vock
Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Unser Körper ist schon was Tolles. Ich meine damit nicht einen speziellen Körper, sondern jeden einzelnen unserer Körper. Was die alles können! Die dollsten Dinge! Jetzt gerade zum Beispiel guckt Ihr Körper auf Ihren Bildschirm, isst vielleicht ein Marmeladenbrot und tut so, als würde er wichtige Geschäftskorrespondenz lesen, während der Körper Ihres Chefs im Zimmer nebenan genau das Gleiche macht. Verrückt!

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Aber ein Körper, die Natur will es so, kann nicht nur Dinge machen, sondern auch Dinge lassen. Der hat da so einen Schutzmechanismus. Fassen wir zum Beispiel auf eine heisse Herdplatte, zucken wir zurück. Verschlucken wir hingegen etwas, husten und würgen wir es wieder hervor. Ein Zurückzucken würde hier nicht helfen. Warum macht unser Körper das? Na, damit wir Sachen nicht nur einmal machen können, sonst wäre das Leben schnell vorbei. So aber können wir uns zum Beispiel mehrmals in unserem Leben verschlucken. Praktisch, was?

Die Geschichte von der Riesengräte in Toms Mandel hinten

Es gibt aber auch Dinge, vor denen schützt uns unser Körper nicht automatisch und Bill und Tom Kaulitz haben in der neuesten Folge von vielen dieser Dinge zu erzählen. Zum Beispiel von der Sache mit der Gräte. Tom ist ja nach wie vor mit Fasten beschäftigt und lernt dort gerade, dass man sein Essen sehr lange kauen sollte. Als er bei dieser Gelegenheit von seinen überdurchschnittlich grossen Mandeln erzählt, schiesst es Bill in den Kopf: "Haben wir die Geschichte eigentlich mal erzählt, wo so eine Riesengräte in der Mandel gesteckt hat bei dir hinten?"

"Nee, können wir jetzt", antwortet Tom, was aber etwas irritiert, denn mit Bills Frage ist die Geschichte ja bereits erzählt. Tom erzählt die Geschichte trotzdem noch einmal. Wenn Sie also die Geschichte wissen wollen, wo so eine Riesengräte in der Mandel gesteckt hat bei Tom hinten, dann hören Sie sich einfach die neueste Folge "Kaulitz Hills" an. Seien Sie aber nicht enttäuscht, wenn Ihnen die Geschichte, wo so eine Riesengräte in der Mandel gesteckt hat bei Tom hinten, keine neuen Erkenntnisse liefert, ausser, dass so eine Riesengräte in der Mandel gesteckt hat bei Tom hinten.

Den spannendsten Teil lässt Tom nämlich weg. Er erwähnt lediglich, dass er deshalb ins Krankenhaus musste, aber nicht, was dort passiert ist. Daher können wir lediglich schlussfolgern, dass ein Körper bei heissen Herdplatten ganz gut funktioniert, bei Riesengräten in Mandeln aber offenbar kein so richtiges Rezept hat. Da muss sich ein mandelversehrter Körper auf die Körper anderer verlassen und hoffen, dass die einen Krankenwagen rufen.

Der Durchfall von Herrn Köhler

Das Schutzkonzept unseres Körpers weist also ein paar Lücken auf und Riesengräten sind da kein Einzelfall. So berichtet Bill von einem frisch verliebten Bekannten, der ihn bis nachts um vier Uhr mit pikanten Erzählungen wach hielt, wo Bill doch einfach nur schlafen wollte. "Irgendwie will ich seine Sexgeschichten nicht hören", gesteht Bill und da geht es ihm nicht anders als uns. Bei Riesengräten und Sexgeschichten gibt es offenbar keinen Schutzmechanismus und so langsam könnte man sauer werden auf unseren Körper, dass er auch hier versagt.

Tom geht es auf der anderen Seite der Leitung aber nicht besser, denn er weiss von einer Massageanwendung zu erzählen, während der ihm vom Massagepersonal ins Gesicht geatmet wurde. Doch Tom will gar nicht jammern, hat stattdessen Mitleid mit dem Masseur, besonders bei Fussmassagen. "Was meinst du was für Leute da kommen?", fragt Tom rhetorisch und zieht für sich eine Grenze: "Das könnte ich nicht." Und was macht sein Körper? Nichts! Der hätte bei einer Fussmassage noch nicht mal mit der Hand gezuckt!

"Es ist einfach ein intimer Job", schlussfolgert Tom, hat aber von einer noch intimeren Angelegenheit zu berichten. Denn im Zuge der Fastenkur biete sich die Gelegenheit, Stuhlproben zur Analyse einzureichen. Ein Job, der für Tom nicht zu machen wäre: "Jetzt musst du den Durchfall von Herrn Köhler rausholen aus so ner kleinen Tube. Der Geruch alleine!" Daraus entwickelt sich ein kurzer, aber interessanter Dialog: "Vielleicht sind das Leute, die im Job ihre Vorlieben ausleben", mutmasst Bill. Tom hält das für abwegig, denn es gebe niemanden, "der eine Vorliebe für Stuhlgang hat". "Doch, kann ich dir schicken", bietet Bill an.

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Unser Körper? Nichts für die wirklichen Probleme

Wir verlassen die Diskussion an dieser Stelle aus Gründen, halten aber fest: Riesengräten, Sexgeschichten, Fussmassagen und der Durchfall von Herrn Köhler – unser Körper ist in Bezug auf seine Schutzfunktionen ein einziges Ärgernis. Den wirklich gefährlichen Dingen unserer Zeit stehen unser Körper völlig hilflos gegenüber. Und Bill und Tom haben in dieser Folge noch viel mehr zu berichten. Zum Beispiel, dass Bills Grundstück gerade als erdrutschsicher eingestuft wurde. Oder dass er von nun an das "g" am Ende eines Wortes nicht mehr wie ein "ch", sondern wie ein "g" ausspricht – obwohl das falsch ist.

Oder dass Tom momentan Gänsefingerkraut-Tee trinkt. Oder dass Toms Freunde bei Gesprächen über Sex "nie ehrlich" sind. Oder über Designer-Boutiquen, Fischstäbchen auf Brot, Hundezitzen, Bayern München, homosexuelle Buckelwale, Jetpacks zum Herumfliegen, Koyoten in Bills Garten und die Häufigkeit seiner Toilettengänge. Und was macht unser Körper, wenn jemand unsere Ohren mit so einer Riesen-Ansammlung gar nicht mal so interessanter Themen malträtiert? Nichts!

So ein fauler Hund! Er könnte wenigstens mal mit der Hand zurückzucken. Oder würgen und husten. Einfach, damit wir uns den Podcast nächste Woche wieder anhören können. Jetzt muss unser Bauchgefühl diese Entscheidung treffen. Oder noch schlimmer: unser Gehirn. Wirklich ärgerlich.

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