In der neuesten Folge ihres Podcasts "Kaulitz Hills" reden Bill und Tom über Käse. Über Käse, wohlgemerkt, nicht einfach nur Käse. Das ist ein Unterschied. Vielleicht hätten die beiden deshalb besser einen Hinweis auf diese Folge gemacht. Hinweise können nämlich sehr sinnvoll sein, egal, ob bei Podcasts, Kartoffelsuppe oder auch bei Parteien.

Christian Vock
Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Bill und Tom Kaulitz, das weiss man, halten sich in Bezug auf Privates gerne zurück. So richtig viel weiss man über die beiden nicht, denn wenn es ein Gesprächsthema gibt, das die Brüder meiden, dann ist das ihr Privatleben. Mit wem ist Tom Kaulitz zusammen – keine Ahnung! Wie verhält es sich mit Bills Liebesleben – wer weiss das schon! Was mögen die Brüder, was nicht, was unternehmen sie, was denken sie, wie leben sie – manchmal hat man das Gefühl, Bill und Tom sind Phantome, so wenig geben sie über sich preis.

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Umso historischer sind dementsprechend die Einblicke, die die beiden Brüder in der neuesten Folge "Kaulitz Hills" in ihr Innerstes geben. Wie wir nämlich erfahren, sind Bill und Tom gerade mit ihrem körperlichen Verfall beschäftigt. Zumindest temporär. Bei Tom ist es eine Erkältung, die sich nicht so recht entscheiden kann, ob sie gehen oder kommen soll und Bills Rücken lädt aktuell einen Hautausschlag zum Verweilen ein. "Wir fallen auseinander", so Bills Fazit über den Gesundheitszustand der Brüder.

"Ich möchte stinkende Sachen nicht in meinem Mund haben"

Wir wünschen natürlich gute Genesung, freuen uns aber erst einmal über einen weiteren Blick durchs Schlüsselloch. Tom erzählt nämlich, dass er sich auf dem Heimflug im Flieger zum Nachtisch eine Käseplatte bestellt hat. "Das mache ich immer", verrät Tom, was allerdings verwundert, denn über Käseplatten gibt Tom ebenfalls zu Protokoll: "Mir schmeckt es nie." Schuld trage der "Stinkekäse", ohnehin würden die Herren Kaulitz nur Emmentaler, Mozzarella und Parmesan verzehren, was Toms Gattin schon zu der Bemerkung verleitet habe: "Du isst nur diesen scheiss Kinderkäse immer."

"Ich möchte stinkende Sachen nicht in meinem Mund haben", erklärt Raucher Bill die Hintergründe seiner eingeschränkten Käseauswahl. Tom wünscht sich indes, dass ihm mehr Käsesorten schmecken. Denn "zum Rotwein ist Käse total lecker und ich finde, es hat Klasse, sich so eine Käseplatte zu bestellen und zu sagen: Ja, Käse!" "Es ist wie ein Fuss", ist man sich über Stinkekäse einig, schwierig sei aber auch Käse, der nicht stinke, bei dem man aber beim Verzehr das Tier herausschmecke. Das führt Bill zu dem Schluss: "Käse ist wirklich gefährlich, das ist so ein hit oder miss."

Auch wenn ich die Gefährlichkeit von Käse nicht ganz so hoch einschätze wie Bill, hat er in Bezug auf seine "Auf gut Glück"-These Recht. Ich glaube, genau so ist die Geschichte des Essens abgelaufen. Wenn man etwas gefunden hat, hat man es in den Mund gesteckt und geguckt, was passiert. Vielleicht hat es geschmeckt, vielleicht nicht; vielleicht war es giftig, vielleicht nicht. Ich glaube, mit dieser sehr praxisnahen Vorgehensweise hat man viele Unverträglichkeiten und Gifte entdeckt. Für mich persönlich hätte man allerdings nicht alle kulinarischen Ecken ausleuchten müssen. Kartoffelpuffer und Auberginen zum Beispiel hätte man gerne dort liegen lassen können, wo man sie gefunden hat: in der Hölle. Aber das ist eine andere Geschichte.

Kaffee oder Kartoffelsuppe? Oder beides?

Heute ist die Nahrungsaufnahme viel komplizierter als zu ihrer Anfangszeit. Heute zum Beispiel trinkt man nicht einfach eine Flasche Wein, weil er knallt, sondern, um seine Weinkenntnisse vorzuführen. Dass man selbst Weinkenner ist, erkennt man daran, dass man ganz komisch redet und sich allerlei Weinkenner-Kram kauft, wie zum Beispiel einen Korkenzieher für 200 Euro, den man an den Tisch schrauben kann. Ich glaube allerdings, dass die meisten, die sich als Weinkenner ausgeben, eine Riesling-Trockenbeeren-Auslese nicht von einer 5-Minuten-Terrine unterscheiden können. Ich übrigens auch nicht. Ich musste googeln, was ein teurer Wein ist.

Aber nicht nur Trinken ist komplizierter geworden, auch das Essen. Nehmen wir mal die Warnhinweise auf Lebensmitteln. 2024 stehen ständig Warnungen und andere Informationen auf Packungen, am häufigsten wohl "Kann Spuren von Nüssen enthalten". Prinzipiell finde ich das eine gute Idee. Ich jedenfalls wäre froh – wäre ich auf Nüsse allergisch – würde man mich vor dem Verzehr eines Gerichts darauf aufmerksam machen, dass darin Nüsse enthalten sind, wenn auch nur spurenartig. Jetzt mal rein aus Allergiker-Sicht. Interessanterweise steht der Hinweis "Kann Spuren von Nüssen enthalten" aber nie auf Nuss-Packungen, wo es da doch am sinnvollsten wäre.

Wo ein solcher "Spuren von"-Hinweis ebenfalls nötig wäre, sind diese Speisen-und-Getränke-aller-Art-Automaten. Also Automaten, aus denen man Getränke wie Kaffee, Tee, Cola oder auch nur Wasser ziehen kann, unglücklicherweise aber auch Gerichte wie Kartoffelsuppe. Das ist an sich erstmal eine gute Idee, schliesslich findet so jeder sein Glück – es sei denn, man möchte gerne einen Kaffee, der Nutzer zuvor hatte sich aber für eine Kartoffelsuppe entschieden. Dann enthält nämlich der Kaffee definitiv Spuren von Kartoffelsuppe und das kann ja niemand wollen.

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Hinweise: Können Spuren von Klarheit enthalten

Hier würde ich mir den Hinweis wünschen: "Kaffee, Tee und andere Getränke: Können aber Spuren von Kartoffelsuppe enthalten. Haben wir bei der Konstruktion nicht dran gedacht, sorry. Nehmt also lieber keinen Kaffee, es kann sein, dass der Typ vor euch so blöd war, eine Kartoffelsuppe aus einem Automaten zu ziehen, der nur alle halbe Jahr mal gecheckt wird. Wenn ihr Kaffee wollt, nehmt ohnehin lieber unseren Tee. Der schmeckt mehr nach Kaffee, als der Kaffee. Aber nur, wenn der Nutzer vor euch eine Cola hatte. Aber am allerbesten bringt ihr euch euren Kram von zuhause mit. Grüsse!"

"Kann Spuren von XY enthalten"-Hinweise können also wirklich hilfreich sein. Daher würde ich mir solche Hinweise auch an anderer Stelle wünschen. Bei Parteien zum Beispiel. Dann wüsste man rechtzeitig, was drin ist. Wer zum Beispiel bei einer Bundestagswahl zur Union neigt, wüsste dann "Kann Spuren von CSU-Verkehrsminister enthalten". Das wäre wichtig für Leute, die sich in den letzten Jahren an CSU-Verkehrsministern den Magen verdorben oder eine Andreas-Scheuer-Intoleranz haben. Bei einer Ampel-Regierung würde wiederum draufstehen: "Kann Spuren von Streit enthalten."

Auch bei anderen Parteien würde man mit solchen Hinweisen für Klarheit sorgen. Statt eher bürokratisch-technischer Begriffe wie "rechtsextremer Verdachtsfall" würde dann draufstehen: "Kann Spuren von NSDAP enthalten." Das klingt irgendwie eindeutiger. Bei "gesichert rechtsextrem" stünde hingegen drauf: "Enthält nicht nur Spuren, sondern definitiv grosse Brocken NSDAP". Und es gäbe den Zusatzhinweis: "Für Demokratien ungeeignet". Ich denke, das würden die Leute viel besser verstehen.

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