Das "Material Girl" feiert seinen 60. Geburtstag: Pop-Königin Madonna kann auf eine beispiellose Karriere zurückblicken, mit der sie mehrfach Rekorde aufstellte. Wir blicken auf ihre Geschichte zurück und versuchen, das Geheimnis ihres andauernden Erfolges zu ergründen.
Madonna ist nicht einfach nur eine Popsängerin – sie ist mit über 300 Millionen verkauften Platten die erfolgreichste weibliche Popmusikerin überhaupt. Alleine ihre Alben "Like a Virgin" und "True Blue" verkauften sich weltweit jeweils über 25 Millionen Mal.
Solche Superlative finden sich vielfach in der Biographie von
"Eine von Madonnas grössten Leistungen besteht darin, wie sie die Medien und die Öffentlichkeit mit ihrer Musik, ihren Videos, ihrer Bekanntheit und ihrer Sexualität beeinflusste", schrieb Stephen Thomas Erlewine für den amerikanischen All-Music Guide. "Madonna war wohl der erste weibliche Popstar mit kompletter Kontrolle über seine Musik und sein Image."
Ehrgeizige Anfänge führen bald zum Durchbruch
Madonna Louise Ciccone wurde 1958 in Bay City in Michigan geboren und wuchs mit fünf Geschwistern auf. Die Mutter starb an Brustkrebs, als Madonna fünf Jahre alt war, der Vater schuftete schwer, um seine Familie ernähren zu können.
Voll Ehrgeiz zog Madonna 1977 nach New York, sie wollte Ballerina werden. Sie studierte beim Choreographen Alvin Ailey, nebenher ergatterte sie gelegentliche Modeljobs und arbeitete sonst als Kellnerin bei "Dunkin' Donuts".
1979 wurde sie Tänzerin und Backupsängerin für Patrick Hernandez, einem Discosänger, der einen Welthit mit "Born to Be Alive" landete. Dann lernte sie den Musiker Dan Gilroy kennen, mit dem sie zusammenzog und die Band "The Breakfast Club" gründete – zunächst spielte sie Schlagzeug, bevor sie Sängerin der Gruppe wurde.
Ein Jahr später gründete sie mit Drummer Stephen Bray die Band "Emmy". Die beiden nahmen Demotapes auf, die in die Hände von DJ und Produzent Mark Kamins kamen. Der brachte die Aufnahmen zu Sire, die Madonna 1982 unter Vertrag nahmen.
Mit Singles wie "Everybody", "Physical Attraction" und "Holiday" landete sie erste Erfolge in den Clubs, 1983 erschien ihr Debütalbum. Den Durchbruch hatte sie 1984 mit ihrer zweiten Platte "Like a Virgin", die es in Amerika, England, Deutschland und zahlreichen anderen Ländern an die Chartspitzen schaffte – nicht zuletzt dank des Titeltracks, der ebenfalls zum Hit wurde.
Erfolge und Skandale
Ab sofort war Madonna omnipräsent – auch wenn noch niemand ahnen konnte, wie langlebig ihre Karriere sein würde. Zahlreiche junge Popstars traten in ihre Fussstapfen und wurden als "Möchtegern-Madonnas" bezeichnet, während sie Hit nach Hit aufnahm: "Material Girl", "Into the Groove", "La Isla Bonita", "Papa Don't Preach", "Cherish", "Like a Prayer".
Mit dem Musikerfolg gelang auch der Sprung ins Kino. 1985 sorgte sie in Susan Seidelmans New-York-Komödie "Susan … verzweifelt gesucht" für Aufmerksamkeit. Die nächsten Leinwandausflüge "Shanghai Surprise" und "Who's That Girl" floppten, aber 1990 folgte an der Seite von Schauspiellegende Warren Beatty mit "Dick Tracy" der nächste Hit.
Ihr Image als Sexsymbol bediente Madonna mit Wonne. Schon bei ihrem Durchbruch zeigte sich, dass sie nie ein Problem mit Freizügigkeit hatte: Ein alter Softsex-Streifen von 1979, "A Certain Sacrifice", kam 1985 plötzlich ans Tageslicht, ebenso wie in den Siebzigern geschossene Nacktaufnahmen für Playboy und Penthouse.
Madonna legte bald nach: 1992 veröffentlichte sie ein Buch mit dem Titel "Sex", das sie in zahlreichen erotischen Aufnahmen zusammen mit Stars wie Isabella Rossellini, Naomi Campbell und Udo Kier zeigte. Passend dazu erschien das Album "Erotica" auf ihrem neu gegründeten eigenen Label Maverick.
Die Kontroverse, die ihre offen zur Schau gestellte Sexualität mit sich zog, weitete sich auch auf den religiösen Bereich aus. Immerhin spielte Madonna, die in einer streng katholischen Familie aufwuchs, mehrfach in ihren Videos mit katholischer Symbolik. In "Like a Prayer" beispielsweise sang sie vor brennenden Kreuzen und erweckte in einer Kirche eine Heiligenstatue zum Leben, von der sie dann geküsst wurde. 1991 forderte der New Yorker Kardinal John O'Connor sogar vom Papst, dass Madonna exkommuniziert werden sollte.
Wandlungsfähigkeit als Erfolgsrezept
Das Geheimnis von Madonnas bleibendem Erfolg liegt auch in ihrem Geschäftssinn. Sie kreierte Modelinien und Lifestyle-Marken, ihr Label Maverick veröffentlichte Musik von Künstlern wie Alanis Morissette, Marilyn Manson, Michelle Branch, The Prodigy und den Deftones. Vor allem war sie geschickt darin, sich selber zu vermarkten: Alleine ein Werbevertrag mit Pepsi brachte 1989 fünf Millionen Dollar ein.
Viel stärker liegt das Erfolgsrezept aber noch in ihrer Wandlungsfähigkeit: Immer wieder erfand sie sich neu, um im niemals still stehenden Pop-Geschäft vorne zu bleiben.
Nach der Erotikphase der frühen Neunziger ergatterte sie 1996 die Rolle als Argentiniens Nationalheilige Evita und wurde dafür mit dem Golden Globe ausgezeichnet. Nur ein Jahr später tat sie sich mit Elektronikproduzent William Orbit zusammen und setzte auf dem Album "Ray of Light" auf einen neuen Sound zwischen Pop, Techno und Trip-Hop. Zwei Platten mit dem französischen Elektroniker Mirwais Ahmadzaï folgten – und nebenher der Titelsong zum Bond-Film "Stirb an einem anderen Tag".
Im neuen Jahrtausend setzte sie dann ganz auf Dance-Klänge: Mit "Confessions on a Dancefloor" stürzte sie sich 2005 in einen Euro-Disco-Stil, danach folgten Platten voller Club-Beats.
Mittlerweile stehen ihre Nachfolgerinnen selber schon als grosse Pop-Diven im Geschäft: Die Karriere von Lady Gaga wirkt wie ein Spiegel des Madonna-Aufstiegs. Den Thron gibt Madonna aber keinesfalls ab: Sie arbeitet härter und härter, ihre Shows wirken wie eine perfekte Fitness-Choreographie. Ihre bislang vorletzte Single trug den vielsagenden Titel "Bitch I'm Madonna".
Mit ihren 60 Jahren denkt Madonna jedenfalls noch lange nicht über den Ruhestand nach. Erst im Januar verkündete sie, dass sie an einem neuen Album arbeite, das portugiesische Fado-Klänge einbeziehen würde. Nebenher ist sie Regisseurin der Biographie von Ballerina Michaela DePrince.
Madonna hat die Popwelt in einer Grössenordnung geprägt, wie es nur wenige andere Stars schafften. Wir gratulieren herzlich und freuen uns auf kommende Werke.
Verwendete Quellen:
- Stephen Thomas Erlewine: Madonna, Artist Biography
- Wikipedia: Madonna (Künstlerin)
- Wikipedia: Madonna (entertainer)
- Christian Graf/Burghard Rausch: Rockmusik Lexikon, Band 2 (Amerika, Afrika, Australien, Asien) (1999)
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