Falls Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl in wenigen Wochen verliert, wird es nicht an seiner Frau Melania gelegen haben, weiss Star-Kolumnist Christian Schommers.

Eine Kolumne
von Christian Schommers
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Liebe Melania,

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vor Gericht würde man Dich wegen Befangenheit ablehnen: Du bist seine Frau. Was solltest Du über deinen Mann, Donald Trump, schon sagen ausser: 'Folks, Ihr seht ihn alle ganz falsch!' und ihn in Schutz nehmen? Das tust Du ja auch gerade, indem Du Dich in voller Schönheit vor die Kameras von CNN und Fox sitzt und sagst: "Das alles wurde eingefädelt, um ihm und seiner Kandidatur zu schaden".

Was ist geschehen, dass Du Dich schützend vor den Präsidentschaftskandidaten stellen musst, jenen Mann, der mit seinem Slogan "Amerika wieder gross machen" will? In der "FAZ" wurden die Umstände der "Verschwörung" so dargestellt: "In dem Video, das vor zehn Tagen veröffentlicht wurde, hört man ein Gespräch zwischen Trump und Billy Bush, das beide im Jahr 2005 während einer Busfahrt führten. Trump brüstet sich damit, dass er sich gegenüber Frauen alles erlauben könne, weil er berühmt sei. Er könne ihnen sogar zwischen die Beine grapschen. Billy Bush war damals Moderator der Fernsehsendung "Access Hollywood". Auch er äussert sich abfällig." Bush, NBC-Moderator und Cousin von Altpräsident George W., wurde von seinem Sender bereits 'entsorgt'.

Gute Miene zum Super-GAU

Das ist bei dem Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Deinem Ehemann, nicht so einfach. Aber natürlich hat das "Jungsgerede aus der Umkleidekabine" Deinem Gatten – eh ungeliebt von seinen Parteikollegen und nach Zahlen hinter Hillary zurückliegend – mächtig geschadet. Da müssen Deine wohl gewählten, manchmal etwas auswendig gelernten Worte wie Balsam für den Geschmähten und seine Wähler gewesen sein: "Donald wurde vom Moderator angestachelt, dreckige und schlimme Sachen zu sagen .... Die Sprache ist unangemessen und nicht akzeptabel .... Ich war überrascht. Denn das ist nicht der Mann, den ich kenne." Mal ganz abgesehen davon, dass Eure cleveren Wahlkampfmanager den GAU in eine ferngesteuerte Verschwörung umwandeln oder dann sogar einen kleinen Sieg einfahren wollen, machst Du bei dieser Schmierenkomödie eine sehr gute Figur und einen ziemlich guten Job.

Dieser Michelle-Obama-Moment ...

Das war nicht immer so! Vor etwa drei Monaten hast Du, liebe Melania Trump, Dein persönliches Waterloo erlebt. Einer Deiner Redenschreiber hat Dich voll ins Messer laufen lassen, als er ganze Passagen Deiner ersten Campaign Speech (!) auf dem Cleveland-Parteitag nach der Krönung Deines Ehemannes zum P-Kandidaten von Michele Obamas Rede aus dem Jahr 2008 'abklammerte'. Du hast, ganz Dame, zu dem Plagiats-Vorfall geschwiegen und meldest Dich erst jetzt wieder zu Wort. Nämlich kurz nachdem Michelle in ihrer viel beachteten und hochgelobten "Enough is enough!"-Rede ganz klar Stellung gegen die sexistischen Ausfälle Deines Donald bezogen hat.

Ob Dein Einsatz zu dem gewünschten Image-Lift für Deinen Mann führt oder nur als Verharmlosung sexueller, ausgesprochen frauenfeindlicher, ungehöriger, vulgärer und moralisch fragwürdiger Reden und Taten eingestuft wird, wird man im November sehen. Eins ist klar: Donalds beste Wahlkampfhelferin (das ist zumindest mal eine Parallele zu Obama) bist Du, seine Frau. Eine, die "in ihrem markanten, kehligen Englisch" ("Spiegel Online") und mit manchmal sehr lustigen Fehlern ("er hört nicht auf meine Räte") dem Mann aus der Patsche hilft, der im November für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika antritt.  © top.de

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