Zum Start ins neue Jahr legt Melissa Naschenweng ihr Studioalbum "Alpenbarbie" vor. Die österreichische Sängerin ist für ihren Mix aus Rock, Pop, Schlager und volkstümlichen Einflüssen bekannt.

Ein Interview

Im Interview mit unserer Redaktion zeichnet die 34-Jährige ihren Weg vom "Bergbauernmädel" zum Bühnenstar nach und erklärt, warum das eine das andere nicht ausschliesst. Zudem spricht Naschenweng über ihr Markenzeichen, Heimweh und ihre Lehren aus einem unglücklichen Quizshow-Auftritt.

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Frau Naschenweng, am Freitag ist Ihr neues Album "Alpenbarbie" erschienen. Wofür steht Ihre "Alpenbarbie"?

Melissa Naschenweng: Die "Alpenbarbie" spiegelt meine Persönlichkeit wider. Zum einen sind da die Alpen, die für meine Heimatverbundenheit stehen – und eben dafür, dass man nie vergessen sollte, wo man herkommt. Zum anderen ist da die Barbie, eine selbstbewusste Frau, die mitten im Leben steht und mit der Zeit gegangen ist.

Warum ist es Ihnen wichtig, dieses Statement mit der Welt zu teilen?

In der Vergangenheit wurde mir häufig angekreidet, dass ich manchmal zu frech und wiederum manchmal zu brav sei. Immer wieder wurde ich gefragt: "Darf ein Bergbauernmädel eigentlich so sein?" Heute sage ich, dass eine "Alpenbarbie" wirklich alles sein kann – egal, ob traditionell oder auch ein bisschen "Schickimicki". Daher ist dieser Song Teil meines Albums.

Sind "Schickimicki" und Female Empowerment für Sie also kein Widerspruch?

Auf keinen Fall. Heute steht eine Barbie für Selbstbewusstsein und all das, was man sein möchte. Das beobachte ich auch bei mir selbst. Und auch ich habe eine Verantwortung. Wenn ich auf Tour bin, sind immer 20 bis 25 Menschen an meiner Seite. Dann ist es manchmal schon etwas komisch, wenn meine Burschen auf mich zukommen und mir ein "Hey, Chefin" zurufen. Aber die Verantwortung übernehme ich gerne. Ich wünsche mir, dass sich die Frauen generell viel mehr zutrauen. Alleine schon mit Blick auf die Outfits können wir in so viele Rollen schlüpfen. Wenn ich mit den Gummistiefeln daheim bin, dann bin ich das Bergbauernmädel. Ich kann mir aber genauso gut ein Galakleid überstreifen – das heisst aber nicht, dass ich in diesem Moment vergessen habe, woher ich komme. Ich möchte das Bild der Menschen erweitern.

Melissa Naschenweng: "Heimat ist für mich da, wo man im Herzen daheim ist"

Was bedeutet für Sie Heimat?

Heimat ist für mich da, wo man im Herzen daheim ist. Es geht mir also nicht nur um die Berge, sondern auch darum, wo ich mich daheim und aufgefangen fühle. Von daher bin ich davon überzeugt, dass sich viele Menschen von dem Titel "Alpenbarbie" angesprochen fühlen.

Das Traumhaus der Alpenbarbie "is a Hütten", wie es in dem Songtext zur gleichnamigen Single heisst. Trifft das auch auf Sie zu?

Ich bin ja im Lesachtal (in Kärnten; Anm. d. Red.) aufgewachsen. Unser Dorf hat 33 Einwohner. Ich komme von einem wunderschönen Bauernhof und hatte schon immer sehr grosses Heimweh. Während Berge für andere Menschen erdrückend sein können, sind sie für mich das Normalste auf der Welt. Ich brauche meine Berge und ich brauche meine Hütten. Seitdem ich von meiner Heimat singe, fühle ich mich auch auf der Bühne endlich heimisch.

Wie viele Traktoren entfallen auf die 33 Einwohner?

(lacht) Wahrscheinlich sind es mehr Traktoren als Einwohner. Mein Opa hatte auf 2.000 Metern Höhe eine Hütte, die er auch bewirtschaftete. Tatsächlich belieferten ihn mein Papa und ich mit einem Traktor. Für mich als Kind war es ein absolutes Highlight, mit dem Traktor zu fahren. Das war viel cooler, als in einem teuren Auto zu sitzen.

Sie fühlen sich also in einem rosafarbenen Traktor wohler als in einem roten Ferrari. Fällt es Ihnen mit zunehmendem Erfolg schwerer, sich diese Bodenhaftung zu bewahren?

Ich glaube, dass das für mich nie ein Problem werden wird, da ich wirklich sehr verwurzelt bin. Immer wenn ich Zeit habe, fahre ich heim. Es gibt nichts, was mich glücklicher machen könnte – auch kein Ferrari. Für mich war es immer das Schönste, mit Oma und Opa in der Küche zu sitzen und übers Leben zu reden. Von ihnen Abschied zu nehmen, fiel mir sehr schwer. Den Song "Himmelvota" habe ich speziell meiner Oma gewidmet, weil sie mir diesen gesunden Glauben mit auf den Weg gegeben hat. Ich glaube fest daran, dass es diese Verbindung zwischen Himmel und Erde gibt. Meinem Opa habe ich einmal versprochen, dass ich nie vergessen werde, woher ich komme. Insofern bin ich wirklich sehr geerdet. Daheim habe ich noch einen 19-jährigen Bruder, der wirklich alles im Kopf hat – nur nicht mein Album (lacht). Und mein Papa hat gerade sein Gasthaus wieder eröffnet, nachdem er in den vergangenen Jahren meine Karriere unterstützt hatte.

Seit 28 Jahren "verheiratet": Melissa Naschenweng und ihre Harmonika

Welchen Stellenwert spielt die Harmonika, Ihr Markenzeichen, in Ihrem Leben? Haben Sie ein ähnliches Verhältnis zu Ihrem Instrument wie etwa David Garrett zu seiner Geige?

Bei meinen Konzerten sage ich jedes Mal: "Jetzt kommt meine ganz grosse Liebe auf die Bühne. Wir sind seit 28 Jahren verheiratet." Die Rede ist dann natürlich von meiner Harmonika, die mich über all die Jahre nie im Stich gelassen hat. Sie gehört einfach zu mir – zumal ich dieses Instrument zum ersten Mal im Alter von sechs Jahren in den Händen gehalten habe.

Ist Ihre Harmonika denn gut versichert?

Ja, sie ist gut versichert – ich habe allerdings auch mehrere Harmonikas.

Ihre vergangenen drei Alben konnten jeweils in Österreich die Chartspitze erobern. Ist die "Alpenbarbie" reif für Platz eins in beiden Ländern?

Das ist sehr schwer zu sagen. Mein bis dato letztes Album ist im September 2022 erschienen. Sicherlich ist in diesen zwei Jahren einiges passiert – auch, weil wir sehr hart gearbeitet haben. Schlussendlich entscheiden es aber immer die Menschen da draussen. Zum Glück hat man das nicht selbst in der Hand. Man kann nur sein Bestes geben und hoffen, dass es funktioniert. Auch ich habe vor Jahren schon Alben veröffentlicht, für die sich kaum jemand interessiert hat. Dennoch ist es mir gelungen, die Lieder durch viele Auftritte bekannt zu machen. Aber klar, das deutsche Publikum steht diesmal besonders im Fokus. Schliesslich spielen wir momentan sogar mehr Konzerte in Deutschland als in Österreich. Ich freue mich auf meine Lieblingsnachbarn!

Würden Sie beim Eurovision Song Contest für Österreich oder für Deutschland antreten?

Eine gemeine Frage! Ich brauche mich aber gar nicht zwischen Österreich und Deutschland entscheiden, weil ich das nicht machen würde.

Warum nicht?

Das ist dann doch eine ganz andere Welt. Ich darf so viele coole Konzerte spielen und muss mich nicht überall profilieren. Zudem bräuchte ich für eine ESC-Teilnahme erst einmal einen Song, der ein solches Brett ist, dass die ganze Welt auf ihn fliegen würde. Natürlich darf man niemals "nie" sagen. Schliesslich wollte ich früher ja auch niemals Musikerin werden (lacht) …

Was wollten Sie stattdessen werden?

Ich habe ein Jurastudium begonnen, das ich nach zwei Jahren erfolgreich abgebrochen habe. Allerdings nicht, weil ich es nicht konnte, sondern weil ich mich dann doch für die Musik entschieden hatte. Es war ein grosser Schritt für mich.

Naschenweng über ihren Quizshow-Patzer: "Sind auf der Welt, um auch Fehler zu machen"

Sie waren zuletzt häufig in deutschen TV-Sendungen zu sehen. Für ihren jüngsten Auftritt in der Quizshow "Wer weiss denn sowas XXL" mussten Sie in den sozialen Medien Häme einstecken, weil Sie in der Schnellraterunde einige Fragen nicht beantworten konnten. Wie gehen Sie damit um?

Diese Quizshow hat wieder einmal gezeigt, dass es ein Unterschied ist, ob man im Studio vor Publikum Fragen beantworten muss oder ob man locker von zu Hause aus auf der Couch mitraten kann. Trotzdem kann ich meiner Teilnahme etwas Gutes abgewinnen. Ich habe nämlich gemerkt, dass wir auf der Welt sind, um auch Fehler zu machen. Ich finde es echt traurig, dass wir teilweise in einer Gesellschaft leben, wo man alles wissen und alles können muss. Meistens reden jene Menschen schlecht über einen, die es selber nicht besser machen. Was man da auf Social Media mitbekommt, ist zum Teil wirklich grenzwertig.

Welche Schlussfolgerungen haben Sie für sich aus diesem TV-Auftritt gezogen?

Ich denke da an die vielen Kinder in meinem Publikum, denen ich etwas mitgeben möchte – und zwar, dass man nicht immer nur danach streben sollte, absolut perfekt zu sein. Wir alle sind nur Menschen, und Menschen machen Fehler. Nun habe auch ich mir halt mal einen Patzer erlaubt. Da ich dafür sofort abgestempelt wurde, weiss ich nicht, ob ich noch einmal den Mut aufbringen würde, an einem solchen Format mitzuwirken. Viele Menschen würden gerne etwas ausprobieren und zeigen, trauen sich aber nicht, weil sie direkt verurteilt werden, wenn es mal nicht gelingt. Ich halte das für ein grosses Problem.

Über die Gesprächspartnerin:

  • Melissa Naschenweng ist eine österreichische Sängerin. Die in Villach geborene Musikerin spielt seit ihrem sechsten Lebensjahr auf der steirischen Harmonika, die mittlerweile zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Mit ihren Alben "Wirbelwind", "LederHosenRock" und "Glück" belegte Naschenweng in Österreich Platz eins der Charts. Ihre Single "I steh auf Bergbauernbuam" wurde mit Platin ausgezeichnet. Privat ist die sechsfache "Amadeus Austrian Music Awards"-Preisträgerin mit Toni Gabalier, dem Bruder des Sängers Andreas Gabalier, liiert.
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