Am 27. März schlüpft Sängerin Nadja Benaissa in eine ganz besondere Rolle. Sie spielt die Maria in dem Musik-Live-Event "Die Passion" (ab 20.15 Uhr bei RTL). Im Interview mit unserer Redaktion erklärt die 41-Jährige, welche Rolle der Glaube in ihrem Leben einnimmt. Ausserdem spricht sie über die Zukunft der No Angels und verrät, warum sie unter keinen Umständen ins Dschungelcamp ziehen würde.

Ein Interview

Frau Benaissa, man kennt Sie natürlich unter dem Vornamen Nadja, doch am 27. März werden Sie in "Die Passion" als Maria auf der Bildfläche erscheinen. Wie klingt dieser biblische Name für Sie?

Nadja Benaissa: Der Name Maria klingt wunderschön. Für mich ist es eine sehr grosse Ehre, diese Rolle spielen zu dürfen. Tatsächlich konnte ich es im ersten Moment gar nicht so richtig glauben …

Wieso das denn? Sie sind eine der besten Sängerinnen, die Deutschland hat …

Danke für das Kompliment. Bis zu der Anfrage bin ich jedoch davon ausgegangen, dass man eine Maria hierzulande eher klassisch besetzen würde – vielleicht eher blond und blauäugig (lacht). Wobei ich denke, dass ich vom Typ her als Maria schon authentischer bin. Auf jeden Fall war ich ein bisschen verblüfft, habe mich aber riesig gefreut.

Nadja Benaissa
Nadja Benaissa übernimmt die Rolle der Maria bei "Die Passion 2024". © RTL/Pascal Bünning

Über Gospel zurück auf die grosse Bühne

Welche Rolle spielt der Glaube in Ihrem Leben?

Ich bin sehr gläubig, der Glaube spielt eine grosse Rolle in meinem Leben. Meine religiösen Einflüsse sind unterschiedlicher Natur. Ich bin als Moslem geboren, weil mein Vater Moslem ist. Meine Mutter wiederum ist Atheistin. Religion war bei uns Zuhause kein grosses Thema. Dennoch habe ich schon als Kind immer meine Dialoge mit Gott geführt. Ich bin dann heimlich in eine christlich-amerikanische Kirche eingetreten. Dort wurde Gospel gesungen – und damit hat man mich natürlich sofort gekriegt.

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Sind für Sie persönlich der Glaube an Gott und die Institution Kirche zwei unterschiedliche Paar Schuhe?

Aufgrund meiner unterschiedlichen Erfahrungen mit Religion und Spiritualität bin ich schon der Ansicht, dass man das trennen kann. Schliesslich geht es überall um dieselbe Essenz: Liebe, Vergebung und die Frage, wie man wachsen kann, um ein guter Mensch zu sein. Das ist für mich das Wichtigste. Ich habe 2016/2017 in einer amerikanischen Kirche in Berlin wieder angefangen, Gospel zu singen. Ich bin über die Gospelmusik auf die Bühne zurückgekehrt – mit dem krönenden Abschluss, dass wir als Background-Chor von Mariah Carey in der Mercedes-Benz Arena aufgetreten sind.

Von Mariah Carey zu "Die Passion": Stimmen Sie mir zu, dass dieser Werdegang einzigartig ist?

Er ist zumindest ziemlich besonders, ja – und passt zu der Geschichte, die hinter der Anfrage von "Die Passion" steckt. Als ich nämlich den Anruf von meinem Management bekommen habe, stand ich gerade vor der Kirche. Ich werte das mal als ein Zeichen.

Nadja Benaissa über "Die Passion": "Waren alle fix und fertig"

Wie nervös sind Sie mit Blick auf diese grosse Show, die live zur Primetime ausgestrahlt wird?

Erst jetzt, wo Sie es ansprechen, spüre ich ein gewisses Kribbeln in der Magengegend. Danke dafür (lacht). Diese Show ist eine Mischung aus Musical, Theater und Live-Konzert – mit Gottesdienst und Chor. Ich bereite mich so gut wie möglich darauf vor, wohl wissend, dass ich bei "Die Passion" keine Gospelsongs singen werde. Da ich es liebe, auf Deutsch zu singen, freue ich mich sehr über die Songauswahl.

Sie werden eine grosse Bandbreite an Songs zum Besten geben. Ist das selbst für eine gestandene Musikerin wie Sie eine Herausforderung?

Unsere ersten Proben, die bereits im Januar begonnen haben, waren sehr intensiv – weil es in der Dramaturgie von Song zu Song trauriger wurde. Die Herausforderung bestand darin, damit umzugehen, wenn du im Studio stehst und dein Produzent zu dir sagt: "Jetzt stell' dir mal vor: Dein Kind steigt in den Zug und du weisst, dass du es nie wieder sehen wirst." Am Ende des Tages waren wir alle fix und fertig – auch wenn es schön und emotional war.

Maria als Beobachterin

Wie gefällt Ihnen der restliche, prominent bunt besetzte Cast? Unter anderem werden Hannes Jaenicke als Sprecher, Ben Blümel als Jesus und Jimi Blue Ochsenknecht als Judas in Erscheinung treten?

Ich persönlich bin mit den anderen Darstellern und Darstellerinnen gar nicht so sehr in Kontakt, weil die Maria ein bisschen aussen vor ist. Das liegt in der Natur der Sache. Die Maria kommt in der Bibel zwar als eigenständige Person vor, ist aber selten im Dialog mit den anderen – mit Ausnahme zu ihrem Mann. Mit Jesus und den Jüngern hat sie direkt aber nicht so viel zu tun. Maria hat eher die Beobachter-Rolle inne. Genauso werden wir die Geschichte der Maria auch auf der Bühne erzählen. Ich beobachte und singe, spreche aber keinen einzigen Satz. Aber einen Teil des Casts durfte ich während der Proben kennenlernen: Die Stimmung innerhalb des Teams ist sehr gut, wir haben viel gelacht.

In "Die Passion" wird die Passionsgeschichte respektive die Ostergeschichte erzählt. Welches Fest geniesst im Hause Benaissa den höheren Stellenwert: Ostern oder Weihnachten?

Das grössere Gewicht hat in unserer Familie schon das Weihnachtsfest. Da kommen einfach alle zusammen. Wobei ich auch Ostern immer bei meiner Familie bin, lediglich die Geschenke fallen kleiner aus. Eier werden auch nicht mehr versteckt, schliesslich ist meine Tochter mittlerweile 24 Jahre alt. Meine Oma mütterlicherseits ist Serbin und Christin durch und durch. Sie hat früher, als wir noch Kinder waren, mit uns immer Bibelfilme angesehen – mit einer Laufzeit von bis zu acht Stunden pro VHS-Kassette (lacht).

Vor 24 Jahren wurde nicht nur Ihre Tochter geboren, sondern im Jahr 2000 wurde auch die Casting-Girlband No Angels gegründet. Sind Ihre Anfänge für Sie bereits eine gefühlte Ewigkeit her oder fühlt es sich eher so an, als wäre es gestern gewesen?

Irgendwie beides. Es gab sogar Zeiten, in denen ich mir manchmal nicht sicher war, ob ich das alles vielleicht nur geträumt habe – weil es so weit weg schien. Jetzt, wo wir alle wieder so eng und nah beieinander sind, ist es schon etwas anderes. Aber immer wenn ich auf die Anfänge zurückblicke, wirkt es auf mich schon komisch, ein bisschen so wie aus einem anderen Leben. Gefühlt war ich damals noch ein Baby. Auf der anderen Seite war die gesamte Zeit so intensiv, dass sie immer noch präsent ist.

No Angles machen live weiter

Wie geht es mit den No Angels weiter? Ist neue Musik in Planung?

Wir haben uns darauf verständigt, uns im Sommer zu treffen und auszutauschen. Jeder hat seine eigenen Ideen und Gedanken im Kopf. Wir müssen uns einfach zusammensetzen und schauen, was machbar ist und was sich jeder Einzelne wünscht. Tatsächlich sind wir noch im Findungsprozess, wie wir weitermachen wollen. Dass wir live weitermachen werden, steht auf jeden Fall fest.

Auch ein Soloalbum ist bei Ihnen in Planung. Wie weit sind Sie?

Ich befinde mich aktuell mitten im kreativen Prozess, bin im "Writing-Camp" und schreibe eigene Songs. Teilweise arbeite ich für das Album mit einem Gospel-Chor zusammen, das Thema Gott wird auch präsent sein. Insofern schliesst sich der Kreis zu "Die Passion" – auch mit Blick darauf, dass ich ein deutschsprachiges Album veröffentlichen werde. Ich hoffe, dass es noch in diesem Jahr kommt, schliesse aber auch nicht aus, dass es 2025 wird. Natürlich möchte ich mit der Musik erst rausgehen, wenn ich zu 100 Prozent zufrieden bin.

Sie haben nach der intensiven Zeit mit den No Angels zwischenzeitlich eine Pause eingelegt. Gab es einen bestimmten Moment, in dem es Klick gemacht hat und sie gemerkt haben, dass es Sie zurück ins Tonstudio und auf die Bühne führt?

Ich hatte eine gewisse Zeit lang Probleme mit der Musik. Es ging so weit, dass ich auch privat überhaupt keine Musik mehr hören wollte. Alles war mit negativen Gefühlen belastet. In dieser Phase habe ich mein Abi nachgeholt und eine Ausbildung gemacht. Meinen ersten grossen Auftritt nach der Pause habe ich mit einem grossartigen Gospel-Chor in einer riesigen Kirche in Polen absolviert. Im Anschluss folgten weitere Konzerte. Bei einem dieser Auftritte ist mir eine Träne die Wange hinuntergelaufen. In diesem Moment habe ich gespürt, dass es genau das ist, was ich machen möchte. Ich habe gemerkt, dass es ein Teil von mir ist, auf einer Bühne zu stehen – egal wie gross diese Bühne sein mag. Letztendlich hat mich auch das Schicksal in den vergangenen Jahren immer wieder dorthin zurückgebracht – auch wenn ich eigentlich alles dafür getan habe, mich anders zu verwirklichen. Heute sage ich aus Überzeugung: Die Musik ist mein Beruf und ich möchte nichts anderes mehr machen.

"Let's Dance" wäre ein Traum

Ihre No-Angels-Kollegin Lucy Diakovska, die wie Sie die Musik liebt, hat kürzlich etwas anderes gemacht und die Dschungelkrone geholt. Warum ist sie die stärkste Dschungelkönigin, die es jemals gegeben hat?

Lucy ist einfach ein Vorbild, weil sie immer ihren Weg gegangen ist. Sie hat immer zu sich selbst gestanden und ist total natürlich – sowohl in ihrem Charakter als auch in ihrem Aussehen. Damit entspricht sie nicht dem typischen Bild von Reality-TV-Kandidaten. Ich möchte damit nicht sagen, dass es etwas Schlechtes ist, wenn man Schönheitsoperationen an sich vornehmen lässt. Jeder soll das machen, was er möchte. Aber ich finde es einfach schön, so einen authentischen Menschen zu sehen. Lucy ist ein aussergewöhnlicher Mensch, extrem stark und mutig. Ich bewundere ihre Disziplin und liebe ihre soziale Ader.

Sie haben sich sehr über ihren Sieg gefreut, wie ein Ihrem Instagram-Kanal hochgeladenes Video beweist. Hat Lucy Ihnen im wahrsten Sinne des Wortes Appetit auf den Dschungel gemacht?

Nein, auf gar keinen Fall. Der Dschungel wäre gar nichts für mich. Die ganzen Tiere, mit denen man dort in Berührung kommt: Das ist einfach nicht mein Ding. Ich könnte niemals diese Sachen essen (lacht). Man kann nur ins Dschungelcamp gehen, wenn man die Bereitschaft mitbringt, die Prüfungen über sich ergehen zu lassen.

Wäre "Let's Dance" vielleicht die bessere Alternative für Sie?

Oh ja, das wäre richtig toll – auch wenn ich grossen Respekt vor dieser Herausforderung hätte. "Let's Dance" ist ein Traumformat, an dem ich gerne mal teilnehmen würde.

In der aktuellen Staffel steht mit Detlef Soost ein alter Bekannter von Ihnen auf dem Tanzparkett. Wie macht er sich aus Ihrer Sicht? Als einstiger "Popstars"-Choreograf werden von ihm natürlich Wunderdinge erwartet …

Er macht das gut. Vor allem, wenn man bedenkt, dass seine Arbeit als Choreograf nichts mit Standardtänzen zu tun hat. Das Eine ist mit dem Anderen nicht vergleichbar. Umso mutiger finde ich es, dass sich Detlef dieser Herausforderung stellt. Er wird immer besser und besser. Ich hätte definitiv mehr Schwierigkeiten als er – und auch als Sandy (Mölling; Anm. d. Red.), die es in Staffel eins damals grandios gemacht hat und Dritte wurde. Ich bin nicht die geborene Tänzerin, finde die Challenge aber unglaublich toll.

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