Ende der 90er avancierte Oli.P zum Soap-Star und Chartstürmer. Am 10. August feierte der Sänger, der kürzlich das Album "Hey Freiheit – Das Album" veröffentlicht hat, seinen 45. Geburtstag. Seine Priorität liegt aber auf etwas ganz anderem, wie er uns im Interview erzählt. Für ihn sei nichts wichtiger als die Gesundheit seiner Frau Pauline, der 2020 ein Gehirntumor entfernt werden musste.
Oli.P, Sie sind 45 Jahre jung. Staunen Sie manchmal selbst über die vielen Erfolge, die Sie bereits in jungen Jahren einfahren konnten?
Oli.P: Ich bin mir bewusst, dass ich sehr früh grosse Erfolge feiern durfte. Ebenso war ich mir immer sehr im Klaren darüber, dass es etwas sehr Besonderes ist. Alleine, dass nach knapp zwei Millionen verkauften Einheiten der Single damals bis jetzt nochmals 32 Millionen Streams obendrauf gekommen sind, zeigt, welche positiven und langfristigen Ausmasse das Ganze genommen hat.
Warum machen Sie dennoch weiterhin Musik?
Weil mir mein Beruf und alles, was dazu gehört, unglaublich viel Spass macht. Das war und ist bis heute mein einziger Antrieb. Mein Wunsch wäre, dass ich in fünf, zehn oder 20 Jahren immer noch genauso arbeiten darf – einerseits, weil die Leute es weiterhin von mir haben wollen, und andererseits, weil ich in der gesundheitlichen Verfassung dafür bin. Der Weg ist das Ziel und ich hoffe, dass ich ihn noch lange gehen darf.
Oli.P: "Mit 'Freiheit' meine ich vor allem die gesundheitliche Freiheit"
Ihr neues Album heisst "Hey Freiheit – Das Album". Mehr Zahn der Zeit geht nicht, oder?
Definitiv. Mir war es wichtig, ein Thema zu nehmen, zu dem ich einen persönlichen Bezug habe – was meine Frau (Pauline wurde 2020 ein Gehirntumor entfernt; Anm.d.Red.) und mich betrifft. Mit "Freiheit" meine ich vor allem die gesundheitliche Freiheit. Für Menschen, die nicht gesund sind, kann alleine schon das ganz normale Teilnehmen am Alltag eine Form von Freiheit sein. Den Song "Hey Freiheit (Aloha Heja He)" haben wir noch vor dem Ende der Pandemie-Bestimmungen fertig produziert. Wenn man das Ganze metaphorisch sieht, dann kann der Titel des Albums aber natürlich auch Platzhalter für andere Themen sein.
Also ist "Freiheit" kein direkter Bezug zur Corona-Pandemie, die inzwischen hinter uns liegt?
Genau. In Zeiten der Pandemie haben sich viele Leute darüber beschwert, dass sie auf ihren Urlaub verzichten mussten. Von Freiheitsentzug war die Rede. Ich bin jemand, der versucht, alles in Relation zu setzen. Was bedeutet Freiheit zum Beispiel für Menschen in der Ukraine? Jeder hat sein eigenes Gefühl für Freiheit.
Ihre Musikkarriere begann Ende der 90er mit Coverversionen, darunter die Nummer-1-Hits "Flugzeuge im Bauch" oder "So bist du". Mit Blick auf Ihr neues Album setzen Sie eher auf Samples mit bekannten Refrains. Wieso haben Sie Ihre Herangehensweise geändert?
Von den 15 Tracks dieses Albums kennt man vier Refrains schon. Es ist aber nicht so, dass vom ersten bis zum letzten Ton alles wie im Original geblieben ist. Selbst da haben wir Sachen abgeändert. So wurde aus "Allein, Allein" von Polarkreis 18 "Nie mehr allein". Und bei "Traum in Sicht" fällt vielen Leuten gar nicht auf, dass "Du trägst keine Liebe in dir" von Echt aufgegriffen wurde. Bei jedem Titel handelt es sich um eine kreative und komplexe Produktion. Ich bin sehr stolz darauf, dass so viele starke Eigenkompositionen Teil des Albums sind – "Bester Tag" wurde zum Beispiel direkt zu einem Radio-Hit.
Oli.P zur Zusammenarbeit mit Matthias Reim
Sogar die Fans von
Der Anstoss kam von Matthias Reim. Er hat mich darum gebeten, seinen Song "Ich hab geträumt von Dir" zu machen, und mir angeboten, auch daran mitzuwirken. Grundsätzlich gehe ich so vor: Wenn sich etwas stark und richtig anfühlt, kommt es aufs Album – und wenn nicht, dann eben nicht.
Bei "deep und deutlich" konnten Sie die Frage "Wann hattest du das letzte Mal Flugzeuge im Bauch" mitsprechen. Ist es demzufolge die Frage, die Ihnen am häufigsten gestellt wird?
(lacht). Nicht unbedingt. In diesem Fall war es so, dass die Moderatorin ziemlich durchsichtige Zettel in der Hand hielt. Ihr war das aber nicht bewusst und sie wunderte sich, warum ich die Fragen schon vorher wusste. Ich habe die Geschichte dann später aufgeklärt, also alles gut.
"Heute konzentriere ich mich auf das Allerwichtigste: nämlich auf meine Frau"
Zur Entstehungsgeschichte des Albums sagen Sie im Pressetext: "Die Welt war anders. Ich war anders." Wie meinen Sie das genau?
Die Prioritäten haben sich verschoben. Früher habe ich neben meinen Auftritten noch viel parallel gearbeitet – sei es im TV, als Moderator oder in den zwei Hundeläden, die meine Frau und ich hatten. Heute konzentriere ich mich auf das Allerwichtigste: nämlich auf meine Frau. Danach kommt erst einmal ganz lange nichts … und dann die Musik. Heute bin ich entweder an den Wochenenden bei Auftritten oder im Studio – und jede andere freie Sekunde bei meiner Frau. Insofern hat sich mein Leben verändert, weil ich es viel stringenter führe. Es fühlt sich für mich total richtig und wichtig an.
Wie schwierig war beziehungsweise ist der Spagat, Berufliches und Privates unter einen Hut zu bekommen, für Sie?
Aufgrund der Erkrankung meiner Frau sind wir nach Berlin gezogen. So hatte ich zumindest die Gewissheit, dass meine Schwiegereltern direkt in der Nähe sind, sollte mit Pauline etwas sein. Wir wohnen eine Strasse weiter. Man passt sich dieser neuen Normalität so gut es geht an. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich mich irgendwie verbiegen muss. Für mich ist nichts wichtiger als die Gesundheit meiner Frau. Damit gehe ich offen um – auch gegenüber den Veranstaltern, die Bescheid wissen, dass eine kurzfristige Absage im Bereich des Möglichen liegt. Das ist menschlich und niemand kann etwas dafür.
Sie waren kürzlich gemeinsam mit Ihrer Frau in der "NDR Talk Show" zu Gast. Pauline hinterliess einen sehr starken und gefestigten Eindruck, wirkte voller Lebensfreude. Wie stolz sind Sie auf sie?
Natürlich bin ich stolz, aber vor allem freue ich mich für sie, dass sie so selbstbewusst aus dieser Zeit hervortreten konnte. Dass sie einen solchen Termin wahrnehmen kann, kommt von ihrer Seite aus. Vor zwei, drei Jahren wäre das gar nicht möglich gewesen. Pauline hat aber gemerkt, dass es ihr viel bringt, an die Öffentlichkeit zu gehen, darüber zu sprechen und damit auch anderen Betroffenen zu helfen. Sie bekommt eine Menge positives Feedback.
Über die Erkrankung seiner Frau: "Sie erzählt, wie es ist"
Welches Feedback haben Sie Ihr nach dem "Talk Show"-Auftritt gegeben?
Ich habe noch während der Sendung gedacht, dass sie es ganz hervorragend macht – auch, weil sie so normal damit umgeht. Sie erzählt, wie es ist, ohne dabei Geschichten hinzuzudichten. Sie tritt einfach dafür ein, weil es Redebedarf gibt. Wenn jemand ein gebrochenes Bein hat, dann sieht man das. Bei allem, was den Kopf und das Gehirn betrifft, verhält es sich nun einmal anders …
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Was macht das mit Ihnen, wenn Ihre Frau vor einem Millionenpublikum über Ihre schwere Zeit spricht. Sie wirkten in der Sendung recht emotional, oder täuschte der Eindruck?
Sicherlich reagiert man emotionaler, wenn zum Beispiel ein Bild aus dieser Zeit eingeblendet wird. In diesem Moment wird einem die heikle Situation wieder richtig bewusst. Ein wenig täuscht der Eindruck aber schon. Ich bin in solchen Situationen eher konzentriert und fokussiert, vieles spielt sich im Hinterkopf ab. Schliesslich bin ich nicht derjenige, der erkrankt ist. Insofern möchte ich mich auch nicht in den Vordergrund spielen. Es ist letztlich Paulines Geschichte, auch wenn ich ihr natürlich immer beistehe.
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