In den Siebzigern feierte Pierre Richard mit der Kult-Komödie "Der grosse Blonde mit dem schwarzen Schuh" seinen grossen Durchbruch - für seine weitere Karriere war dies Segen und Fluch zugleich. Heute wird der Schauspieler 90 Jahre alt.

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Wohl kaum ein anderer Schauspieler ist derartig mit dem Titel seines ersten grossen Kinohits verwoben wie Pierre Richard (90). Mittlerweile ist es über ein halbes Jahrhundert her, dass der französische Komiker mit der Agentenfilm-Parodie "Der grosse Blonde mit dem schwarzen Schuh" 1973 seinen internationalen Durchbruch feierte, doch vor allem in Deutschland gilt "Der grosse Blonde" weiterhin als unumstössliches Synonym für den Künstler.

Da spielt es auch keine Rolle, dass Richard seitdem in über 50 weiteren Filmen mitwirkte, sein Haar mittlerweile schlohweiss geworden ist und man ihn, wie er vor wenigen Jahren in einem Interview mit der "Badischen Zeitung" scherzte, mittlerweile nur noch als "Der grosse Blonde mit dem orthopädischen Schuh" ins Rennen schicken könnte.

Durchbruch als "Der grosse Blonde mit dem schwarzen Schuh"

Dass er mit "Der grosse Blonde mit dem schwarzen Schuh" schlagartig weltweite Bekanntheit erlangte, hat Pierre Richard ganz wesentlich der Begeisterung zu verdanken, mit der die schräge Agentenkomödie vom deutschen Publikum empfangen wurde. Als der Film im Dezember 1972 in den französischen Kinos anlief, war ihm nur ein überschaubarer Erfolg vergönnt. Erst nachdem der Film ein Jahr später in einer deutschen Synchronfassung mit wesentlich grösserem Nachhall die Filmtheater erobert hatte, entwickelte er sich zu einem internationalen Kassenschlager und machte Pierre Richard über diesen Umweg auch in seinem Heimatland endgültig zum Superstar.

Gefangen in der komödiantischen Erfolgsspirale

"'Der grosse Blonde mit dem schwarzen Schuh' hat mich weltberühmt gemacht, das hat alles verändert" zitiert ihn "Deutschlandfunk Kultur" zu dem spektakulären Erfolg. Allerdings habe ihn die im Film verkörperte Rolle des absurd tollpatschigen Geigers, der durch Zufall ins Visier der Geheimdienste gerät, für den Rest seines Lebens auf solche komödiantischen Rollen festgelegt. "Vielleicht hat mich diese Erfolgsspirale mit den Komödien davon abgehalten, über die Art von Kino nachzudenken, die wirklich zu mir passt", so der betagte Schauspieler im Rückblick.

Besonders in Deutschland nahm der Kult um Pierre Richard und "Der grosse Blonde mit dem schwarzen Schuh" mitunter groteske Züge an. Um an den riesigen Erfolg dieses Kinohits um jeden Preis anzuknüpfen, erschienen in den folgenden Jahren zahlreiche weitere Richard-Komödien mit deutschen Verleihtiteln, die auf den "grossen Blonden" anspielten, obwohl sie inhaltlich keinerlei Bezug zum "Original" hatten. Dazu gehörten etwa "Der lange Blonde mit den roten Haaren" (1974), "Der Sanfte mit den schnellen Beinen" (1978) oder auch "Der lange Blonde und die kleine Schwarze" (1975).

Karriere-Highlights mit Gérard Depardieu

In den Achtzigerjahren erlebte Richards Karriere durch mehrere Erfolgskomödien an der Seite von Gérard Depardieu (75) einen weiteren Höhepunkt. Während Depardieu in "Der Hornochse und sein Zugpferd" (1981), "Zwei irre Spassvögel" (1983) und "Die Flüchtigen" (1986) die Rolle des hartgesottenen Haudegens übernahm, verkörperte Richard auch hier wieder zuverlässig den liebenswürdigen Tollpatsch, den das Publikum mit seinem Namen verband und von ihm erwartete.

Erst in späteren Jahren unternahm Pierre Richard den Versuch, sein Image des ewigen Tollpatsches abzulegen und sein Talent in ernsten Rollen unter Beweis zu stellen, wie etwa in der Tragikomödie "Die Rezepte eines verliebten Kochs" von 1996 oder in dem Historienfilm "Das Findelkind" aus dem Jahr 2000. Diese Filme wurden zwar mit allgemeinem Wohlwollen aufgenommen, fanden beim Publikum jedoch deutlich weniger Anklang als seine actiongeladenen Komödien.

Obwohl Richard auch in den vergangenen drei Jahrzehnten fleissig weiter Filme drehte, sollten nur noch wenige davon das deutsche Publikum erreichen, viele liefen hierzulande gar nicht erst in den Kinos an. Vielbeachtete Ausnahmen bildeten dabei die französisch-deutsche Rentnerkomödie "Und wenn wir alle zusammenziehen?" aus dem Jahr 2011, in der Richard an der Seite von Jane Fonda (86), Geraldine Chaplin (80) und Daniel Brühl (46) glänzte, wie auch die Beziehungskomödie "Monsieur Pierre geht online" (2017).

Comeback in Cannes mit Johnny Depp

Dass er trotz seines mittlerweile gehobenen Alters immer noch eine ganz grosse Nummer ist, machte Pierre Richard zuletzt im Mai 2023 auf dem roten Teppich der 76. Filmfestspiele von Cannes deutlich, wo er an der Seite von US-Superstar Johnny Depp (61) den Eröffnungsfilm "Jeanne du Barry - Die Favoritin des Königs" präsentierte, für den beide vor der Kamera standen. (tj/spot/bearbeitet von fte)  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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