Vor zwei Jahren wurde Oliver Pocher in der Öffentlichkeit attackiert und geohrfeigt. Mit dem Urteil zeigt er sich in "Die Pochers – Frisch recycelt" nicht zufrieden – und übt heftige Kritik.
Oliver Pocher ist aufgebracht in dieser Ausgabe seines Podcasts. Nein, es sind nicht die Geburtstagsfeiern seiner Ex-Frau
Vorausgegangen waren Äusserungen von Oliver Pocher über den Rapper Samra, der von einer anonymen Frau der Vergewaltigung bezichtigt wurde. Der Comedian bezog in seinem Podcast, damals noch mit Ehefrau Amira, eindeutig Stellung und bezeichnete die gesamte Deutschrap-Szene als sexistisch und "kompett clangesteuert". Der Angriff von Giuseppe Sumrain, der sich selbst auch "Omar" nennt, war laut eigener Aussage eine direkte Reaktion darauf, er ist mit dem Rapper befreundet. Er liess die Tat filmen und veröffentlichte sie mit diesem Kommentar im Internet: "Weil du so einen unschönen Charakter hast, Menschen gerne erniedrigst, Menschen unterstützt, die behaupten vergewaltigt worden zu sein, obwohl es nicht stimmt – die Anzeige nehme ich sehr gerne in Kauf, liebe Grüsse Omar."
Die Anzeige folgte tatsächlich und zog zwei Prozesse nach sich. Im ersten erhielt Pocher 45.000 Euro Entschädigung und 5.000 Euro Schmerzensgeld, das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig. Der zweite endete jetzt, aber nicht so, wie es sich der Komiker gewünscht hätte. Giuseppe Sumrain erhielt eine Strafe von 120 Tagessätzen à 15 Euro wegen vorsätzlicher Körperverletzung, er gilt als vorbestraft.
In seinem Podcast teilt Oliver Pocher, sichtlich frustriert, gegen alle aus. "Das Gericht hatte eine Chance, ein Zeichen zu setzen", sagt er da. Aber, "bei einer Folge von
Der Angeklagte bekommt es auch ab. Die im Prozess verlesene Stellungnahme stamme mit Sicherheit vom Anwalt, weil Sumrain "die Begrifflichkeiten" gar nicht vortragen könne. Dazu äfft er "Fat Comedy" in Migrantendeutsch nach. Er beschwert sich über die Strafe, die so niedrig ausgefallen ist, weil er keine Einkünfte offenlegte. Für drei bezahlte Boxkämpfe habe nur 500 Euro erhalten. Pocher sagt dazu: "Das ist sensationell, das muss ich demnächst auch machen. Wenn die Steuerfahndung kommt und fragt, was haben sie bei ‚5 gegen Jauch‘ bekommen, sage ich, ich glaube in den ersten zehn Sendungen nichts.” Seine Ex-Frau Sandy Meyer-Wölden unterstützt ihn, hier sei eine Chance vertan worden, ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen.
Pocher teilt gerne aus
Damit hat sie selbstverständlich recht. Auf der anderen Seite ist das alles viel komplexer, als es Oliver Pocher in seinem Podcast berichtet. So konnten die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Rapper Samra nie bestätigt werden, es gab keine Anzeige, der Musiker bestreitet sie bis heute. Das hat Pocher nicht davon abgehalten, ihn öffentlich zu beschuldigen. Er ist dafür bekannt, verbal auszuteilen, hat darauf einen Grossteil seiner Karriere begründet. Ein Schuldbewusstsein gibt es bei ihm nicht, das sei eben seine Art von Comedy und wer in der Öffentlichkeit stehe, müsse damit leben. Das wollen nicht alle hinnehmen.
2005 empfahl Pocher bei "Wetten, dass..?" einer Zuschauerin eine Schönheitsoperation, diese klagte und erhielt 2006 ein Schmerzensgeld in Höhe von 6.000 Euro. Zwei Jahre später machte er sich wieder über die Frau lustig und musste noch einmal zahlen. Boris Becker, Ex-Freund von Pochers Ex-Frau Sandy Meyer-Wölden, klagt seit Jahren immer wieder gegen Pocher. In seinem Format "Bildschirmkontrolle" macht der Comedian sich regelmässig über Influencer lustig, die im Gegenzug drohen, vor Gericht zu ziehen. Dem Motivationstrainer Biyon Kattilathu unterstellte er eine Affäre mit seiner Frau Amira, beide bestritten das per Anwaltsschreiben. Pocher hält das nicht davon ab, ihn seit Monaten als "Dalai Karma" zu parodieren.
Wenn Will Smith ohrfeigt und Moses Pelham Nasen bricht
Das ist viel, für manche zu viel. So waren die Reaktionen auf die Tat Sumrains erwartbar: Die einen "freuten" sich, dass Pocher für seine Witze bestraft wurde, die anderen forderten die Abschiebung des Influencers, der übrigens deutscher Staatsbürger ist. Fälle wie der von Pocher sind nicht neu.
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Subjektive Kritik und Beschuldigungen
Giuseppe Sumrain reiht sich nun in diese wenig rühmliche Reihe ein. Eine weitere Tat, bei einem Boxkampf, gegen einen Komiker, von dem er sich, beziehungsweise ein Freund, angegriffen fühlte. Seiner Schuld ist sich der Influencer offenbar nicht bewusst. Verärgert berichtet Oliver Pocher in seinem Podcast, dass der Verurteilte nach dem Prozess zu ihm kam, sich als Fan outete und ein Selfie machen wollte. Er lehnte dankend ab: "Ich glaube, das ist jetzt das falsche Signal." Auf seinem Instagram-Account postete "Fat Comedy" ein Bild mit Pocher vor dem Gerichtssaal, Kommentar: "Ende gut, alles gut @oliverpocher nur das beste für deine Zukunft."
Pocher schiesst über das Ziel hinaus
Nur um das klar zu sagen: Gewalt ist nie ein adäquates Mittel, es ist richtig, dass Sumrain verurteilt wurde. Sie wird auch nicht durch Oliver Pochers Witze, die oft verletzend und beleidigend sind, legitimiert. Nur: Pochers Reaktion in seinem Podcast ist über das Ziel hinausgeschossen. Die geäusserte Kritik ist nicht sachlich, sondern rein subjektiv, die Wortwahl diffamierend. Sie wird nicht privat, sondern mit maximaler Reichweite in seinem Podcast geäussert. Er mag mit dem Urteil nicht zufrieden sein, aber es wurde von Menschen gefällt, die sich deutlich besser im deutschen Rechtssystem auskennen als er. Passt es ihm nicht, gibt es nur ein adäquates Mittel: wieder vor Gericht ziehen. Darin kennt er sich ja bereits aus.
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