In der neuen Folge ihres Podcasts teilen Oliver Pocher und Sandy Meyer-Wölden gegen alle aus: Amira Aly, Boris Becker, Natascha Ochsenknecht und Rammstein-Groupies. Witzig finden das vor allem sie selbst.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Influencer sein ist heute der Traumberuf vieler junger Menschen. Die Vorstellung ist: Es reicht, ein wenig in die Kamera zu plappern, und schon folgen Werbedeals, Geschenke und Aufenthalte in Luxushotels. Das ist selbstverständlich eine Illusion. Wahrscheinlich wollen deshalb die meisten Influencer nicht so genannt werden, sie bevorzugen den Begriff "Content Creator", jemand der Inhalte erstellt.

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Wie das in Perfektion funktioniert, zeigt das Konglomerat aus Oliver Pocher und seinen Ex-Frauen. Er selbst würde sich wahrscheinlich nie als "Content Creator" bezeichnen, eine reine Fernsehpersönlichkeit ist er aber schon lange nicht mehr. Stattdessen streut er Inhalte auf all seinen Kanälen, die dann ein Eigenleben entwickeln und ihm noch mehr Aufmerksamkeit verschaffen.

Das zeigt auch die neuste Folge seines Podcasts "Die Pochers - Frisch recycelt", der diesmal mit so vielen Querverweisen gespickt ist, dass es einiger Fussnoten bedarf, um mitzukommen. Erster Punkt auf der Tagesordnung ist die Pocher-Scheidung in dieser Woche. Sie wurde vor Gericht eingeleitet, ist aber erst rechtskräftig, wenn die Papiere bei den Anwälten von Oliver Pocher und Amira eingetroffen sind.

Den passenden persönlichen "Content" für den Boulevard liefert der Komiker verlässlich mit. "Das ist kein toller Termin", erklärt er seiner anderen Ex-Frau Sandy Meyer-Wölden, "nichts, auf das man sich freut". Bei Amira seien viele Tränen geflossen, für ihn sei es auch emotional gewesen, nach dem zweiten Ehe-Aus sei er aber routinierter. Dem Richter attestiert er, dass er "einen fantastischen Job" gemacht habe, weil er die ganze Verhandlung über ruhig geblieben sei, während sich die Anwältinnen der beiden angegangen seien.

Der Streit um den Namen sei auch beigelegt, Amira nehme wieder ihren Geburtsnamen Aly an. Das punktgenaue Zitat zur Scheidung liefert er auch noch: "Der einzige, der zahlt, bin ich." Es ist bereits am Morgen der Ausstrahlung des Podcasts in Berichten von "Gala", "Ok Magazin", "Focus" und "Bunte" zu finden. Und natürlich in diesem Beitrag. Pocher ist eben ein Profi.

Ich trage einen grossen Namen

Das gilt auch für seine andere Ex, die mittlerweile in perfekter Podcast-Symbiose die Überleitung zum nächsten Content-Strang initiiert. Er solle sich zur Abwechslung doch eine "Sugar Mami" suchen, also eine ältere Frau mit Geld, schlägt sie vor. Pocher kommen sofort Carmen Geiss oder Natascha Ochsenknecht in den Sinn. Letztere war erst vor kurzem Thema im Podcast, als Pocher sein Missfallen darüber ausdrückte, dass viele Ex-Frauen Prominenter nicht wieder ihren Geburtsnamen nach der Scheidung annähmen.

Natascha Ochsenknecht hatte kurz danach ein empörtes Video aufgenommen und auf ihren Social-Media-Kanälen veröffentlicht. Nachvollziehen kann Sandy Meyer-Wölden die heftige Reaktion nicht. Sie habe das gar nicht persönlich gemeint, als sie Natascha Ochsenknecht als schlechtes Beispiel nannte. Dass ihr Geburtsname durch ihren Vater Axel Meyer-Wölden, unter anderem Vertreter von Steffi Graf, Peter Maffay und Plácido Domingo, prominenter war als der von Pocher, übergeht sie.

Immer wieder Boris Becker

Womit wir bei einem Handlungsstrang wären, der sich seit Jahren durch das Schaffen von Oliver Pocher zieht: die Fehde mit Boris Becker. Den hatte Axel Meyer-Wölden auch unter Vertrag, seine Tochter Sandy war, ehe sie Pocher heiratete, sogar mehrere Monate lang mit dem Ex-Tennisprofi liiert. Mehrfach standen sich Pocher und Becker vor Gericht gegenüber, den letzten Prozess gewann Becker. Pocher hatte 2020 in einer Fernsehsendung Witze über dessen Insolvenz gemacht und Geld für ihn gesammelt. Weil Becker das nicht annehmen wollte, erfand Pocher einen Modepreis einer österreichischen Zeitung und versteckte das gesammelte Geld im Sockel der Trophäe die Becker mit Dankesrede auf Facebook präsentierte. Pocher verbreitete die Szenen in einem Fernsehbeitrag und verletzte damit Beckers Persönlichkeitsrechte, wie das Gericht urteilte.

Jetzt trafen Meyer-Wölden und Pocher den dreimaligen Wimbledon-Sieger auf einem "Coldplay"-Konzert. Oder besser gesagt: Sie sahen ihn, er habe sie aber nicht gesehen. Beziehungsweise: Er habe sie nicht sehen wollen. Die folgende Szene schildert Pocher so: Als Becker nach dem Konzert in einem Van verschwindet, stürmen Pocher und Meyer-Wölden, animiert von ihrer Begleiter-Meute, hinterher und klopfen ans Fenster. Der Fahrer lässt die Scheibe herunter und während sich Meyer-Wölden und Pocher offensichtlich sehr witzig finden, starrt Becker nur wortlos zurück.

Ähnlich eisig ist aktuell der öffentliche Ton zwischen den Ex-Frauen von Oliver Pocher. Sandy Meyer-Wölden, die offenbar auf den Geschmack gekommen ist und sich immer mehr ihrem Ex-Mann anpasst, wärmt noch einmal die verbalen Tiefschläge der vergangenen Woche auf. Amira Pocher hatte in ihrem eigenen Podcast "Liebes Leben" erklärt, dass das Verhältnis zu Meyer-Wölden durch deren Sticheleien zerrüttet sei. Sandy kann das natürlich nicht unkommentiert lassen, sagt also ironisch: "Ich muss sehr vorsichtig sein" und "Ich bin sehr böse". Nicht dass der Streit zu schnell abflaut, das ist schliesslich nicht in ihrem Interesse. Im Hip-Hop nennt sich dieses Prinzip "Beef". Ich bin doof zu dir, bist du doof zu mir, dann du wieder zu mir und immer so weiter und so fort. Die Aufmerksamkeit steigt und am Ende verdienen alle mehr Geld.

"Ich finde Amira grossartig"

Bleibt eigentlich nur noch Oliver Pochers letzter Shitstorm, als er im Taylor-Swift-Shirt ein Konzert von Rammstein besuchte. Sandy Meyer-Wölden ist brav auf der Linie des Komikers, der nicht nur ihr Ex-Mann ist, sondern ihr auch einen gut dotierten Podcast-Vertrag eingebracht hat: "Ich fand das sehr gut, dass du mit Taylor-Swift-Shirt bei Rammstein warst, für mich war das mein Safe Space", sagt sie in Anlehnung an eine Journalistin der "Berliner Zeitung", die ihn dafür kritisiert hatte, dass er die Opfer sexuellen Missbrauchs in einer für sie sicheren Umgebung verhöhne.

Da für Pocher ein Witz immer nur ein Witz ist, auch wenn nur er ihn lustig findet und Selbstreflexion vor allem bei anderen stattfindet, ist auch in dieser Woche wenig Einsicht zu erkennen. Stattdessen bemüht er das ewige Klischee, dass es Groupies in der Musikbranche schon immer gegeben habe. Die sogenannte "Row Zero", also jener Bereich, in der Rammstein-Sänger Till Lindemann Frauen für Sex direkt vor der Bühne versammelt haben soll, den habe es nie gegeben. Was seltsam ist, weil die "Row Zero" 2023 nach Bekanntwerden der Vorwürfe, unter anderem vom Veranstalter des Konzertes in München, abgeschafft wurde. Wieso etwas abschaffen, das es gar nicht gibt?

Vollkommen egal, ganz so genau nimmt es Pocher in seinem Podcast auch wieder nicht. Das alles ist nur Unterhaltung. Boris Becker, Amira Aly, Natascha Ochsenknecht, von seiner Seite aus gebe es "no hard feelings", alles dufte also. Sandy Meyer-Wölden, ganz die getreue Podcast-Partnerin, bestätigt das noch einmal: "Ich finde Amira grossartig", sagt sie. Sie nehme nichts persönlich, "man wird wieder zueinander finden". Nur eben nicht so schnell. Es gilt schliesslich noch ganz viele Inhalte zu produzieren. Sonst wäre der Pocher-Clan nur halb so interessant.

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